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SBB verzögern Hochwasserschutz beim Huebbach in Wila

Da der Bach auch unter den Bahngleisen durchfliesst, braucht es mehr Planungsarbeit. Das bedeutet das für das gesamte Projekt.

Gefährlich sieht der Huebbach hier nicht aus. Doch bei einem Hochwasser könnte er einen grossen Teil von Wila in Mitleidenschaft ziehen. (Archiv)

Foto: Annabarbara Kiliani

SBB verzögern Hochwasserschutz beim Huebbach in Wila

Eigenes Vorprojekt nötig

Die Gemeinde Wila will den Huebbach hochwassersicher machen – mit einem ehrgeizigen Zeitplan. Dieser gerät nach einem Planungsfehler ins Stocken.

Beim Huebbach in Wila besteht Handlungsbedarf. Er ist der grösste Gefahrenherd, wenn es um Hochwasser geht. Im Fall eines Jahrhunderthochwassers könnte er nämlich bis zu 200 Gebäude überschwemmen.

Der Gemeinderat wollte das Problem in dieser Legislatur angehen – und hat dazu im vergangenen Sommer eine Umfrage im Dorf durchgeführt.

Das Resultat: Eine Mehrheit der Teilnehmenden würde einen sogenannten Vollausbau des Bachs bevorzugen. Dieser sieht vor, die Bachsohle abzusenken und das Bachbett auszubauen. Kostenpunkt: rund 3,7 Millionen Franken.

Grafik, die den geplanten Vollausbau des Huebbachs in Wila zeigt.
Der Vollausbau des Huebbachs führt auch unter den Gleisen der SBB durch.

Wäre alles nach Plan verlaufen, hätten die Wilemerinnen und Wilemer im Herbst über das Projekt abstimmen können. «Doch das ist leider noch nicht möglich», sagt die zuständige Gemeinderätin Maya Berwert (SVP). Denn der Gemeinde würden wichtige Informationen fehlen, um die Kosten richtig abzuschätzen.

Der Grund dafür ist, dass der Huebbach auch unter der Bahnlinie der SBB durchfliesst. Erst kürzlich hat die Gemeinde erfahren, dass deshalb ein eigenes Vorprojekt für den Bachdurchlass erforderlich ist. «Das verzögert das ganze Vorhaben», sagt Berwert.

Bachdurchlass wird Brücke

Die Arbeiten für das Vorprojekt laufen nun. Gleichzeitig geht auch die Planung des gesamten Bauprojekts weiter.

Berwert hofft, im Herbst die Unterlagen bei den SBB zur internen Prüfung einzureichen. Doch die Frage bleibt, wieso das Bahnunternehmen überhaupt auf dieses mehrstufige Verfahren besteht. Die SBB verteidigen sich: «Diese Bewilligungsverfahren sind gesetzlich verankert», sagt Mediensprecher Martin Meier.

Der neue Bachdurchlass gilt aufgrund der geplanten Höhe und Breite neu als Brückenkonstruktion. Entsprechend gelten hier die Vorgaben für eine neue Brücke und nicht jene für einen «normalen» Bachdurchlass. «Hier ist eine technische Vorprüfung zwingend erforderlich», sagt Meier. Dabei gehe es auch um betriebliche Aspekte wie Bahnersatz oder Betriebsunterbrüche.

Den Vorwurf, dass die SBB damit wichtige Hochwasserschutzprojekte verzögern, weist Meier zurück. «Wir sind für die Sicherheit der Bahninfrastruktur und des Bahnbetriebs verantwortlich», betont er. Man setze dabei auf eine gute Zusammenarbeit mit den Gemeindebehörden. «Aber aus den genannten Gründen lässt sich das Projekt nicht in kürzerer Zeit umsetzen.»

Keine Suche nach einem Schuldigen

Die Frage bleibt somit, ob die Gemeinde nicht zu lange abgewartet hat, die SBB ins Projekt einzubeziehen. «Es war uns schlichtweg nicht bewusst», betont Berwert. Auch beim Ingenieurbüro habe niemand diesen Umstand bemerkt.

Einen Schuldigen will sie aber nicht finden: «Das Wichtigste ist, dass wir jetzt trotzdem vorwärtsmachen.» Ihr Ziel bleibt, noch in dieser Legislatur mit den Bauarbeiten starten zu können.

Anstatt im kommenden Jahr wird dies vermutlich 2026 der Fall sein. Bis es so weit ist, muss das Projekt noch einige Hürden überwinden.

Sobald das gesamte Vorhaben geplant ist, muss es beim Kanton zur Vorprüfung eingereicht werden. «Das dauert mindestens drei Monate», sagt Berwert.

Allenfalls muss die Gemeinde dann die Pläne nochmals überarbeiten, bevor sie diese öffentlich auflegen kann. «Wir hoffen, dass die Auflage im nächsten Spätsommer stattfinden kann», erläutert sie. Mögliche Einsprachen könnten das Vorhaben dann weiter verzögern.

Dass es Einsprachen gibt, scheint nicht unwahrscheinlich. Denn vor allem einige betroffene Landbesitzer haben sich bereits im Vorfeld zur Umfrage kritisch geäussert. Sie hätten eine Umlegung des Bachs bevorzugt.

Berwert bleibt trotzdem zuversichtlich, spätestens im Herbst 2025 mit dem Vorhaben an die Urne zu gehen. «Die Umsetzung des ganzen Projekts in der Legislatur war ein hochgestecktes Ziel», sagt sie dazu. «Aber wenn wir im Sommer 2026 mit der Realisierung starten, ist das zumindest teilweise erreicht.»

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