Sanierung eines Strassenabschnitts – das sind die Folgen für Gossau
Knapp zwei Jahre Bauarbeiten
In gut zwei Monaten starten in Gossau Strassenbauarbeiten mit grosser Tragweite. Die Gemeinde und die Baudirektion sind um Klarheit bemüht. Im Gewerbe herrscht noch etwas Unsicherheit.
Auf die Gemeinde, das Gewerbe, gewisse Anwohner und den Verkehr in und um Gossau kommen unruhige Zeiten zu. Ab dem 13. Januar 2025 wird die Grütstrasse während 22 Monaten saniert. Die Bauarbeiten an der wichtigen Verkehrsachse führen zu Einschränkungen für Verkehr, Anwohner und Gewerbe.
Die Folgen sind eine unbediente Bushaltestelle, Einbahnverkehr, Umleitungen über Kantonsstrassen via Oberuster und Mönchaltorf, mögliche Umsatzeinbussen für Gewerbetreibende und zeitweilig eingeschränkte Zufahrten für Anwohner – bis ins Jahr 2027.
Ein kleiner Vergleich, um zu veranschaulichen, wie wichtig die Grütstrasse für die Gemeinde und die Umgebung ist: 9000 Fahrzeuge passieren die Strasse täglich, das sind halb so viele wie jeden Tag durch den Gotthardtunnel fahren.
Die Bauarbeiten
Die Federführung des Projekts liegt in den Händen der Baudirektion. Allerdings gibt es einen regen Austausch zwischen der Gemeinde und dem Kanton. «Wir entwickeln die bestmöglichen Lösungen für die verschiedenen Interessen», sagt Gemeindeschreiber Thomas-Peter Binder.
Es handle sich schliesslich nicht um eine «gewöhnliche» Strassensanierung. Unter der Grütstrasse wird auch ein Bachdurchlass neu gebaut, und alle Abwasserkanäle werden unter Betrieb ersetzt. «Mit den knappen Platzverhältnissen gestalten sich die Arbeiten anspruchsvoll, was sich in der längeren Bauzeit widerspiegelt.» Grundsätzlich gelte ein Einbahnregime. Allerdings unter Ausnahme von zeitweiligen Behinderungen. Mit betroffenen Anwohnern stehe der Kanton bereits im direkten Austausch.
Der besagte Strassenabschnitt liege am tiefsten Punkt in der Gemeinde, und der Zustand der Kanäle inklusive der Abwasserkanäle unter der Grütstrasse sei unbekannt. «Wir haben die Option eines Nachtschichtbetriebs nicht ausser Acht gelassen, doch die Anwohner müssen ja irgendwann auch noch schlafen», erklärt Projektleiter Silvan Künzler. Und da die Arbeiten in verschiedenen Etappen verliefen, wobei das Abwasser und der Bach flössen und ein Einbahnverkehr gewährleistet werde, daure eben alles etwas länger.
Die Verkehrsführung
«Uns liegt viel daran, für alle Beteiligten den bestmöglichen Verkehrsfluss zu schaffen», sagt Binder weiter. Jüngst habe man schon Rückmeldungen aus der Bevölkerung und der Wirtschaft erhalten und liesse diese in ein Konzept einfliessen. Insbesondere gehe es darum, die Belastungen der Baustelle breiter zu verteilen, damit noch mehr Umfahrungsrouten infrage kämen.
Bereits vorgesehen ist zum Beispiel, dass die Haldenstrasse für den Verkehr als innerörtliche Verbindung zwischen den Industrie- und Wohnquartieren prinzipiell offen bleibt. Der Kanton leitet den überörtlichen Verkehr über die Kantonsstrassen um, damit die Belastung in Gossau auf ein Minimum reduziert bleibt.

«Das Gewerbe und die Bevölkerung können somit die Haldenstrasse mitbenutzen, was Ersterem offenbar noch nicht ganz klar ist und zu vereinzelten Meldungen geführt hat», betont Binder. Während der Bauzeit gilt auf besagter Strasse Tempo 30, um den Mehrverkehr möglichst schonend abzuwickeln.
Das oberste Ziel: den Verkehr zu verteilen. «Die Haldenstrasse wird belastet sein, da sind wir im Dialog mit den Anwohnern», betont auch Gemeindepräsident Jörg Kündig (FDP). Mit mehr Lärm und gewissen Belastungen müssten jedoch alle rechnen.
Den Moment nutzen
Um bei den noch bestehenden Unsicherheiten hinsichtlich der langen Bauzeit den Gossauerinnen und Gossauern etwas Klarheit zu verschaffen, fand vergangene Woche eine Fragestunde mit der kantonalen Baudirektion statt. Auch der Gemeindepräsident war vor Ort und stellte sich den Fragen aus dem Publikum.
Es werde eine lange und mühsame Zeit für die Gemeinde, hiess es seitens der Baudirektion. Und obwohl die Grütstrasse nicht gerade so aussehe, als würde sie nächstens auseinanderfallen, seien die Arbeiten notwendig.
«Dies ist eine Aufwertung für die gesamte Gemeinde», betonte Kündig. Man sei sich im Klaren darüber, dass sich sowohl das Gewerbe als auch Anwohner Sorgen machten. Vor allem das Gewerbe könnte die lange Bauzeit teilweise hart treffen. Denn wie soll beispielsweise eine Papeterie überleben, wenn weder Kunden noch Zubringer sie erreichen können?
«Es gibt nicht für alle eine Lösung, wir sind uns der Tragweite bewusst», sagte Kündig. Doch es sei eine einmalige Gelegenheit, sich dem Hochwasserschutz und der Sanierung des Bachdurchlasses zu widmen. «Wenn sich der Kanton um den Strassenbelag kümmert, kann sich die Gemeinde im selben Zug um den Hochwasserschutz kümmern.»
Enttäuscht, aber zuversichtlich
Wir haben uns direkt an zwei Gewerbetreibende in Gossau gewandt und nachgefragt, wie sie zur bevorstehenden Bauzeit stehen.
Bei Andy Gröbli, der unter anderem das «Pirates» in Hinwil, das «Porterhouse» in Uster und die Zapf- und Essbar Werkstatt 6 an der Mönchaltorferstrasse 6 in Gossau betreibt, herrscht derzeit vor allem eines: Ungewissheit. Zwar habe die Gemeinde sehr gut und frühzeitig kommuniziert. «Doch unsere Anfrage für Unterstützungsleistungen im Fall von massivem Umsatzrückgang wurde abgeschmettert.»
Er vermutet positive wie negative Aspekte während der 22 Monate. «Einerseits könnte die Situation zu mehr Mittagspublikum führen, da es für Arbeiter im Industriegebiet mühsamer wird, sich im Dorf bei der Migros oder dem Coop zu verpflegen.» Andererseits könne er nur schwer abschätzen, wie sich der Konsum abends verändere. «Nun ist ja der Zugang über die Haldenstrasse anscheinend doch möglich, was die Lage vielleicht entspannen wird.»
Fakt sei jedoch, dass die «Werkstatt 6» keine Einbussen verkraften könne. «Die Strukturveränderung wäre für uns nicht zu stemmen», betont Gröbli. Ausserdem gerate in Vergessenheit, dass die Gastronomie schon während der Pandemie an Substanz eingebüsst habe.
Ähnlich schaut Elisabeth Bender von der Dorf Apotheke an der Grütstrasse 49 auf die Bauzeit. Sie wisse nicht, womit sie rechnen müsse. «Wir hoffen natürlich, dass sich alles im Rahmen hält, da der Verkehr ja nur bedingt eingeschränkt ist.» Speziell dass die Zufahrt zu den Garagen der Grossverteiler gewährt bleibt, stimmt sie positiv.
Was Umsatzeinbussen betrifft, setzt sie ebenfalls auf das Prinzip Hoffnung. «Nur wurden wir vom Gewerbe nicht mehr als allgemein informiert, man kam auch nicht auf uns zu, um Unterstützung oder Tipps zu geben.»
Die wichtigsten Antworten für die Bevölkerung
- Der schon jetzt dicht getaktete Durchgangsverkehr durch Bertschikon wird nicht weniger.
- Der Zugang zur Migros und zum Coop ist immer gewährleistet. Zunächst über die Laufenbachstrasse, ab Sommer 2026 über die Haldenstrasse aus Richtung Mönchaltorf.
- Die Anwohner der Grütstrasse 15, 17, 19 und 21 kommen über eine zweite Zufahrt beim Restaurant Löwen zu ihren Parkplätzen. Einmal kommt es jedoch zu einer dreimonatigen Vollsperrung. Zu dieser wird noch genauer informiert, und Ersatzparkplätze ausserhalb des Baubereichs werden organisiert.
- Um nach Oetwil zu gelangen, soll man der Laufenbachstrasse und der Forchstrasse in Richtung Ottikon folgen – oder der Bergstrasse, der Austrasse, der Haldenstrasse bis zur Ausfahrt Leerüti nach Oetwil.