Restaurant Goldenberg in der Kritik
«Die neue Mannschaft hat keine Klasse und verwandelt diesen einzigartigen Ort zu einem zweitklassigen Restaurant.» Es sind keine freundlichen Worte, die ein Gast für das Restaurant Goldenberg übrig hat. Auf der Touristikwebseite Tripadvisor hat er das Lokal, das sich in exklusiver Lage auf dem Bäumli befindet, nach seinem Besuch bewertet und ein ernüchterndes Fazit gezogen.
Mit dieser Bilanz ist der Gast nicht allein. Zahlreiche andere Besucher haben ihre Erfahrungen im «Goldenberg» auf der Internetplattform geschildert. Was auffällt: Mehr als 30 Prozent bewerten das Restaurant seit dem Wechsel der Betreiber 2017 bloss mit «befriedigend», «mangelhaft» oder «ungenügend».

«Schade was daraus geworden ist»
In den Einträgen hagelt es jede Menge Kritik. Die Bedienung lasse zu wünschen übrig und Kellner seien trotz wenig Kundschaft sehr langsam oder unaufmerksam. Nach einem Besuch im Restaurant kommentierte ein Gast kürzlich: «Der Service war leider überfordert. Wir warteten über 30 Minuten auf die Rechnung.»
Unter Beschuss steht in vielen Rückmeldungen auf Tripadvisor auch das Essen.
«Schade, was daraus geworden ist.»
User auf Tripadvisor
In ihren Bewertungen nehmen die enttäuschten User kein Blatt vor den Mund. Das Essen sei «nicht hübsch angerichtet» oder «schlichtweg grauenhaft». Ein Besucher betonte, er habe das Gericht gar zurückgeben müssen. «Es schien als wäre es rasch aufgewärmt. Die Sauce war wässerig, der Fisch versalzen und unglaublich ölig», schrieb ein anderer.
Nicht wenige User resümierten schliesslich, dass sie das einstige «Lieblingslokal» und «wunderschön gelegene Restaurant» mit Aussicht über Winterthur nicht noch einmal aufsuchen werden. Die neue Führung lasse alle Wünsche offen. Die Aussicht sei zwar einmalig, aber «der Goldenberg taugt nur noch als Sitzplatz im Sommer für ein Glas Wasser. Schade was daraus geworden ist.»
Macken in Karaffe
Dieselbe Bilanz ziehen auch Gabriella und Jérôme Schneeberger. Das Winterthurer Paar hat sich beim «Stadi» gemeldet, nachdem es das Restaurant Goldenberg Anfang August für ein Abendessen mit zwei Freunden aufsuchte. Das Dinner blieb ihnen in keiner guten Erinnerung, wie sie der Redaktion und den Goldenberg-Betreibern in einer ausführlichen E-Mail berichteten.
Auch sie ärgerten sich über lange Wartezeiten, ein unaufmerksames Personal und trockenes sowie fades Essen. Über ein spezielles Erlebnis sind sie noch heute entsetzt. Beim Dinner hätten sie erschrocken festgestellt, dass eine gläserne Rotwein-Karaffe mit zwei scharfen Macken versehen war. Als sie den Kellner auf den Missstand angesprochen haben, hätte dieser geantwortet, dass durch die Abwaschmaschine immer wieder kleinere Beschädigungen entstehen würden. Man könne aber nicht alle kaputten Gegenstände ersetzen. Die Schneebergers finden diese Antwort absolut unverständlich: «Dies wäre eigentlich ein Grund gewesen, das Restaurant zu verlassen.»
Für den Vorfall entschuldigt
Familie Kqira, die im Februar 2017 die Pacht für das Restaurant Goldenberg übernommen hat, bedauert das unschöne Erlebnis der Schneebergers. Für den Vorfall mit der Karaffe und die Aussage des Mitarbeiters haben sie sich entschuldigt. Geschäftsinhaber Anton Kqira schrieb dem Paar in einer E-Mail: «Wir sind bestrebt, jeden Tag unser Bestes zu tun. Unseren Gästen sind wir dankbar auf Hinweise, damit wir sofort und dementsprechend reagieren können.»
«Wir sind bestrebt, jeden Tag unser Bestes zu tun.»
Anton Kqira, Geschäftsinhaber Restaurant Goldenberg
Die Bewertungen auf Tripadvisor werden von den Gastronomen ernst genommen. Da das 30-köpfige Team täglich bis zu 250 Gäste bewirte, sei es aber unmöglich, den Geschmack jedes Gastes zu treffen. «Schade, dass wir ihren nicht getroffen haben.»
Gastronomen aus Leidenschaft
Auch gegenüber dem «Stadi» nahmen die Goldenberg-Betreiber Stellung zur geäusserten Kritik. «Wir sind Gastronomen aus Überzeugung und Leidenschaft und wissen, dass das Restaurant Goldenberg ein Betrieb ist, der in Winterthur einen besonderen Stellenwert geniesst. Seit 23 Jahren wirken wir erfolgreich in Winterthur mit, davon arbeiten wir seit eineinhalb Jahren daran, dem ‹Goldenberg› eine persönliche Note zu verleihen und trotzdem die Wünsche und Erwartungen der Stammgäste zu erfüllen. Im Mittelpunkt steht für uns immer das Wohl der Gäste.»

In den letzten Monaten seien bereits viele Abläufe optimiert worden. Auch das Team werde laufend geschult. Ein aufmerksamer Service sei ihnen wichtig. «Deshalb wird bei den Gästen auch immer nachgefragt, ob alles zu ihrer Zufriedenheit ist.» Kleine Missverständnisse könnten aber nicht immer verhindert werden. Genauso wenig liessen sich Wartezeiten ganz vermeiden. Die Betreiber erklären: «Wir kochen ‹à la minute›, das heisst, alle Mahlzeiten werden frisch zubereitet. Das Credo unserer Köche ist es, dass sie nichts unversucht lassen, die Gäste nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen. Das führt dazu, dass es zu Stosszeiten im Sommer zu etwas längeren Wartezeiten kommen kann. Uns ist es aber wichtig, dass unsere Gäste schnell und aufmerksam bedient werden.»
Grundsätzlich sei man auf dem richtigen Weg. «Das zeigen uns die vielen persönlichen, positiven Feedbacks, die die negativen bei weitem übertreffen.» Fast täglich kämen E-Mails, Postkarten und Briefe, in denen Familien und Firmen sich bedanken.
Keine Dankeskarte wird es von Gabriella und Jérôme Schneeberger geben. Die Antwort der Familie Kqira habe sie nicht befriedigt. «Wir erwarteten im Minimum einen Bon für einen Kaffee. Aber da wir sowieso nicht retournieren, ist auch das zu vergessen», so die Winterthurerin.