Die FDP Illnau-Effretikon will Nicolas Rimoldi nicht als Mitglied
Mass-voll-Chef Nicolas Rimoldi wollte so schnell wie möglich in die FDP seines Wohnorts aufgenommen werden. Doch die Ortspartei gibt ihm einen Korb. Jetzt hat er andere Pläne.
Mitte August hatte es Nicolas Rimoldi eilig. Er wollte so schnell wie möglich der FDP beitreten und anschliessend für das Präsidium der FDP Schweiz kandidieren – die Frist dafür verstrich nur wenige Tage später. Da der Gründer der Bewegung Mass-voll mittlerweile in Illnau-Effretikon wohnt, war es an der Ortspartei, zu entscheiden, ob sie ihn wieder aufnehmen wird oder nicht. Rimoldi hat eine lange Vorgeschichte mit der FDP, der er schon als 18-Jähriger beitrat und von der er sich während der Pandemie abwendete.
Am Mittwochabend traf sich der Parteivorstand zu seiner Sitzung und befand über die Aufnahme von Rimoldi. Das Resultat war eindeutig: Der Vorstand der FDP Illnau-Effretikon lehnt das Gesuch zur Aufnahme einstimmig ab. Sein Handeln würde nicht den liberalen Grundwerten der Ortspartei entsprechen, heisst es in einer Mitteilung.
Negative Äusserungen gegenüber FDP
Um welche Werte es sich handelt, darauf will die Ortspartei nicht genauer eingehen. «Er hat sich schon seit einiger Zeit sehr laut gegen die FDP geäussert», sagt Ortsparteipräsident Stefan Fässler. Allein mit diesen Aussagen zeige er, dass er nicht zur FDP Illnau-Effretikon passe.
Rimoldi war während der Pandemie als Corona-Skeptiker aufgefallen und ist seither auch in rechtsextremen Kreisen aufgetreten. Er gründete 2021 die Bewegung Mass-voll, weil er sich mit der FDP, damals noch in Luzern, nicht identifizieren konnte. Die Freisinnigen unterstützten beispielsweise die ausgeweitete Zertifikatspflicht, was dem Massnahmengegner offensichtlich gegen den Strich ging.
Auch jüngst äusserte sich Rimoldi gegenüber der NZZ negativ über die FDP. Die Freisinnigen hätten den Kurs verloren. Er sah sich als jemanden, der die Partei vor der Bedeutungslosigkeit schützen könnte. Die Partei liege ihm am Herzen, also wolle er wieder zurück zu seinen Wurzeln und sich engagieren, sagte er noch Mitte August.
Endgültig abgeschlossen
Die Kluft zwischen der FDP und Rimoldi existiert bereits seit Jahren. Doch jetzt hat er mit der Partei endgültig abgeschlossen. «Ich wollte meiner Ex-Geliebten eine letzte Chance geben», erklärt Nicolas Rimoldi am Telefon. «Die FDP ist nicht mehr zu retten, denn sie hat ihre freiheitlichen Grundwerte und die Schweizer Neutralität verraten.»
Rimoldi ist fest davon überzeugt, dass die Handlungen der heutigen FDP vor 20 Jahren undenkbar gewesen wären. Ein Aspekt, weswegen er zurück zur FDP und ins nationale Präsidium wollte, waren die EU-Verträge. Hier wollte er einen Kurswechsel einschlagen. «Es gibt auch Menschen aus der FDP selbst, die mir sagen, dass die Partei am Ende sei.»
Mit den gängigen Parteien will der 30-Jährige nun nichts mehr zu tun haben. Vielmehr will er jetzt Mass-voll als Partei etablieren. Die Bewegung zählt bereits 2000 Mitglieder, und Rimoldi will sie jetzt stetig wachsen sehen. «Mass-voll wird die FDP schon bald ersetzen», gibt er sich zuversichtlich.
Zu Rimoldis Vorwürfen gegen die FDP will sich Stefan Fässler nicht äussern. «Das ist eine Diskussion, die gerne andere führen dürfen.» Klar bleibt, dass die FDP Rimoldi so nicht aufnehmen wollte.