Darum legt Grüningen die Gemeindehaus-Pläne auf Eis
Kurz vor der Abstimmung
Eigentlich hätte die Gemeindeversammlung in Grüningen am Dienstag über ein neues Gemeindehaus-Projekt abstimmen sollen. Wenige Tage zuvor macht die Gemeinde einen Rückzieher. Das ist der Grund.
Die Mitteilung aus Grüningen am vergangenen Dienstag war kurz und knapp. Der Gemeinderat streicht die Abstimmung über die Pläne für den Umzug der Gemeinde- und der Schulverwaltung in einen Neubau. Bereits am kommenden Dienstag hätten die Stimmberechtigten an der Gemeindeversammlung darüber befinden sollen.
Die Gründe für den kurzfristigen Rückzieher blieben allerdings vage. Es gebe noch «diverse offene Fragen zu beantworten», hiess es. Dies hätten eine Info-Veranstaltung für die Bevölkerung Anfang Mai sowie der Austausch mit den Ortsparteien gezeigt. Details nannte die Gemeinde vorerst nicht.
Altes Gemeindehaus weckt Emotionen
Einige Tage nach dem plötzlichen Projektstopp äussert sich jetzt Gemeindepräsident Carlo Wiedmer (SVP) zu diesen «diversen Fragen». Es ging dabei offenbar vor allem um eine Frage: Was passiert mit dem alten Gemeindehaus, wenn die Verwaltung auszieht? Eine Frage, die der Gemeinderat bisher aber nicht beantworten kann.
«Es ist ein emotionales Thema», sagt Gemeindepräsident Wiedmer. Eigentlich sei es der Gemeinde wichtig gewesen, in einem ersten Schritt zu prüfen, ob ein Neubau überhaupt eine Option für die Bevölkerung sei. «Doch ohne Antworten zur Zukunft des alten Gemeindehauses wäre das Geschäft nicht durchgekommen», ist er sicher.
Damit die Vorlage überhaupt eine Chance habe, habe man sich für den Rückzug entschieden. «Wir wollen der Bevölkerung einen kompletten Plan präsentieren, der auch das alte Gemeindehaus einschliesst», sagt der Gemeindepräsident.

Die neuen Pläne für den Umzug der Gemeinde- und der Schulverwaltung hatte der Gemeinderat erst Anfang Mai präsentiert. Und seither ordentlich aufs Gaspedal gedrückt. Zuvor war eigentlich eine Sanierung des alten Gemeindehauses im historischen Stedtli vorgesehen gewesen. Doch dieser Umbau wäre teuer: 4 Millionen Franken sind dafür im Finanzplan festgesetzt. Viel Geld, das der Gemeinderat gerne einsparen würde.
Als sich die Chance einer günstigeren Alternative bot, wollte die Gemeinde darum zugreifen. Der jetzt sistierte Vorschlag sieht vor, dass die beiden Verwaltungen in einen Neubau auf dem bisherigen Werkhofparkplatz ziehen. Ein Grundstück, das der Gemeinde gehört.


Bauen würde dort allerdings eine externe Firma. Mit der Vergabe des Baurechts könnte die Gemeinde Zinseinnahmen generieren. Im Neubau würde sie sich lediglich einmieten. Über den dafür nötigen Baurechtsvertrag und den Mietvertrag hätten die Stimmberechtigten am Dienstag entscheiden sollen. Doch dafür war die Bevölkerung offenbar noch nicht bereit.
Gemeinderat bleibt von Projekt überzeugt
Und deshalb geht die Gemeinde nochmals über die Bücher. «Das Projekt ergibt Sinn, davon ist der Gemeinderat weiterhin überzeugt», sagt der Gemeindepräsident zwar. «Aber wir müssen der Bevölkerung aufzeigen, was mit dem alten Gemeindehaus passiert.»
Dafür wolle man Ideen abholen. Wie dies genau geschehen wird, ist noch offen. «Aber ohne ein umfassendes Paket, das alle Punkte beinhaltet, gehen wir nicht mehr vor die Gemeindeversammlung», sagt Wiedmer. Frühestens im Herbst will die Gemeinde nochmals eine Informationsveranstaltung durchführen.
Carlo Wiedmer glaubt nach wie vor fest daran, dass die Neubauvariante eleganter und günstiger wäre. Er spricht zumindest von einem «kostenneutralen Projekt». Vor allem seien logistische Einsparungen möglich, da die Gemeindeverwaltung nicht vorübergehend in ein Provisorium ziehen müsste.
Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Mit der geplanten Calatrava-Brücke soll das Stedtli eine Umfahrung erhalten und weitgehend verkehrsfrei werden. «Für uns und für das Stedtli wäre der Umzug der Gemeindeverwaltung eine Chance», findet darum Wiedmer. Ohne Verkehr sei eine andere Nutzung des Gebäudes attraktiver.
Für all diese Vorzüge will der Gemeinderat in den kommenden Monaten auch die Bevölkerung gewinnen. Doch was passiert, wenn ihm das nicht gelingt? Die Antwort des Grüninger Gemeindepräsidenten ist deutlich: «Dann brechen wir lieber ab und konzentrieren uns auf den Umbau.»