Grüningen präsentiert neue Pläne für das Gemeindehaus
Neubau statt Sanierung
Für die Sanierung des Gemeindehauses erhöhte Grüningen die Steuern und stellte mehrere Millionen zurück. Nun schwenkt der Gemeinderat um und will andere Pläne realisieren.
Seit 2022 zählt Grüningen ganz offiziell zu den schönsten 45 Ortschaften der Schweiz. Dazu trägt auch das doch schon etwas ältere Gemeindehaus bei. Noch im letzten Jahr erhöhte die Gemeinde den Steuerfuss um 5 Prozentpunkte, um unter anderem die Sanierung des historischen Gebäudes zu bewerkstelligen.
Das Gemeindehaus hat seit Jahren Sanierungsbedarf. So müssten zusätzliche Flächen für Arbeitsplätze, Lager- und Archivräume sowie Sitzungszimmer geschaffen werden. Das würde den Ausbau des Dachgeschosses bedingen.
Auch erfüllt das Gemeindehaus die Anforderungen nicht, die das Behindertengleichstellungsgesetz an öffentliche Bauten und Gebäude stellt. Deshalb wäre auch der Einbau eines Lifts vonnöten. Für diese Vorhaben berücksichtigte die Gemeinde 4 Millionen Franken im Finanzplan.
Doch nun sagt der Gemeindepräsident Carlo Wiedmer (SVP): «Wegen der aktuellen Finanzlage und der mit der Sanierung zu erwartenden Kosten hat sich der Gemeinderat Gedanken über mögliche Alternativen gemacht.»
Lieber ein neues Gebäude
Die einzige Alternativen ist das Grundstück auf dem Werkhofparkplatz, das sich im Besitz der Gemeinde befindet. Dort könnte ein neues Verwaltungsgebäude gebaut werden.

Zugleich sei die sich noch in der Gründungsphase befindende Gruono Immobilien AG daran interessiert, auf derselben Parzelle eine Geschäftsliegenschaft zu errichten. Die Firmengründer sind dieselben, die bereits Inhaber der Fahrenheit Immobilien AG in Grüningen sind und ein «Hotel» für Oldtimer betreiben.
Sie wollen mit der neuen Immobilienfirma das Grundstück von der Gemeinde im Baurecht übernehmen. Gleichzeitig wäre das Unternehmen bereit, mit der Gemeinde als Hauptmieterin in diesem Gebäude Räume für die Gemeinde- und Schulverwaltung zu erstellen.
Machbarkeitsstudie schon vollzogen
Inzwischen ist in Zusammenarbeit mit der Gruono Immobilien AG, einem Architektenteam und der Gemeinde bereits eine Machbarkeitsstudie ausgearbeitet worden. Das angestrebte Projekt umfasst ein Geschäftsgebäude mit vier Etagen und beinhaltet ein Attikageschoss sowie zwei Untergeschosse für Parkplätze. Laut der Gemeinde sind schon Gespräche mit möglichen zusätzlichen Mietern geführt worden.
Bevor jedoch nicht klar sei, ob die Bevölkerung der Abgabe des Grundstücks im Baurecht und der Ermächtigung für die Miete der Räumlichkeiten für die Gemeinde- und Schulverwaltung zustimme, sei es für die Investoren schwierig, konkrete Verhandlungen aufzunehmen.
Der Gemeinderat will den entsprechenden Baurechtsvertrag der Gemeindeversammlung möglichst bald vorlegen. Es geht um eine Mietdauer von 40 Jahren und die Option, dass die Baurechtsdauer durch die Berechtigten zweimal um je 20 Jahre verlängert werden kann.
Der jährliche Baurechtszins für das 2479 Quadratmeter grosse Grundstück wurde auf gut 74'000 Franken vereinbart. Gleichzeitig will sich der Gemeinderat dazu befähigen, mit der Gruono Immobilien AG einen Mietvertrag für die Räumlichkeiten für die Gemeinde- und Schulverwaltung abzuschliessen.
Die Verwaltungsräumlichkeiten umfassen rund 950 Quadratmeter Bürofläche inklusive Archiv, Sitzungszimmern, Pausenraum und Nasszellen im Erd- und Obergeschoss des geplanten Geschäftsgebäudes. Zudem würden für Besucher und Personal Parkplätze im Aussenbereich und in der Tiefgarage zur Verfügung gestellt.
Eine Frage des Geldes
Der Mietzins für die neue Gemeinde- und Schulverwaltung würde jährlich gut 315’000 Franken kosten. Abzüglich des Baurechtszinses ergäbe dies einen jährlichen Nettomietzins von rund 241’000 Franken.
Beim Werkhofparkplatz müsse eine einmalige Wertberichtigung des noch vorhandenen Buchwerts im Umfang von gut 226'000 Franken für den im Jahr 2016 realisierten Parkplatz vorgenommen werden. «Die Einnahmen aus dem Werkhofparkplatz würden wegfallen, aber auch der Aufwand für die Kontrollen und die Administration würden weniger werden», sagt der Gemeindepräsident.
Durch die Realisierung dieses Projekts würde das Investitionsvolumen der Gemeinde in der aktuellen Planungsperiode um 4 Millionen Franken reduziert. «Die Gemeinde Grüningen müsste somit für die Sanierung des Gemeindehauses im Umfang von 4 Millionen Franken kein neues Fremdkapital aufnehmen, und die dafür notwendigen Darlehenszinsen von jährlich 60'000 Franken müssten nicht aufgewendet werden.»
Somit könnte die Gemeinde eine weitere Verschuldung verhindern. Und durch den Umzug der Schulverwaltung würde in den bisherigen Räumlichkeiten neuer Platz für den Schulbetrieb frei.
Sollte bis Ende 2027 allerdings keine Baubewilligung vorliegen sowie keine gesicherte Finanzierung gegeben sein, würde der Baurechtsvertrag entschädigungslos dahinfallen.
Neuer alter Wohnraum?
Was die Zukunft des Gemeindehauses angeht, so steht diesbezüglich noch alles in den Sternen. Das Haus ist im Besitz der Gemeinde, die die Möglichkeiten einer neuen Nutzung noch nicht konkret prüfen konnte. «Was sicherlich möglich wäre, sind Wohnnutzungen, wie dies bereits früher in den oberen Geschossen der Fall war», sagt Wiedmer.
Dazu müsste das alte Gemeindehaus jedoch ebenfalls saniert werden. «Ob es auch einen behindertengerechten Ausbau braucht, hängt von der künftigen Nutzung ab und kann zum heutigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden.» Erst nach der bevorstehenden Gemeindeversammlung im Juni wolle man intensiver prüfen, was mit dem Gebäude geschehen solle.
Am Dienstag, 6. Mai, findet im Kirchgemeindesaal in Grüningen um 19 Uhr eine Info-Veranstaltung für die Bevölkerung statt. Neben Fragen zum potenziellen Neubau eines Verwaltungsgebäudes werden auch solche zur Kapitalerhöhung für das GZO Spital Wetzikon beantwortet.