Nun ist er noch mehr Chef
Sauber-Boss steigt auf
Sauber-Besitzerin Audi hat eine Führungsfigur in ihrem Motorenwerk abgesetzt – damit entsteht eine spezielle Situation.
Es dürfte Seltenheitswert haben, wenn nicht gar einzigartig sein: Noch bevor der Hinwiler Sauber-Rennstall nächste Saison das erste Rennen als Audi-Werksteam in Angriff nimmt, ist die komplette Führungsriege ausgewechselt worden.
Jene, die beim Start des Formel-1-Projekts des deutschen Herstellers 2022 federführend waren, sind nun nicht mehr mit dabei. Schon vor einiger Zeit den Hut nehmen mussten Audi-CEO Markus Duesmann und der damalige Entwicklungschef Oliver Hoffmann. Ersterer wurde 2023 durch Gernot Döllner ersetzt. Dieser machte erst Hoffmann zum Gesamtverantwortlichen für das Formel-1-Projekt – und setzte ihn dann wie Sauber-CEO Andreas Seidl ab, weil sich die beiden einen Machtkampf geliefert hatten.
Der Letzte in dieser Reihe heisst Adam Baker. Er war 2021 zu Audi gestossen, also sogar noch ein Jahr bevor die Marke den geplanten Formel-1-Einstieg publik machte. Ein Mann der ersten Stunde also – und nun ist auch er weg, wie Audi letzte Woche bekannt gab. Baker war CEO der Audi Formula Racing GmbH, die in Neuburg an der Donau die Antriebe entwickelt und baut, während die Autos selber weiterhin von der Sauber Motorsport AG gebaut werden.
Kein Kompetenzgerangel
In Hinwil heisst der starke Mann seit August letzten Jahrs Mattia Binotto – und sein Einflussbereich wird nun noch grösser. Denn Baker wird als CEO nicht ersetzt, sondern Binotto übernimmt nun als «Head of Audi F1 Project» die Gesamtverantwortung über alles, was in Hinwil, in Neuburg an der Donau und im künftigen Technologiezentrum in England passiert. Audi verkauft diese Veränderung als «noch konsequentere Ausrichtung auf die Synergien und Arbeitsweisen eines Werksteams».
Die Strukturen wurden insofern verschlankt, als es nun mit Binotto einen klaren Chef gibt, unter dem zwei Figuren fürs Tagesgeschäft zuständig sind: in Hinwil Teamchef Jonathan Wheatley und in Neuburg neu Christian Foyer. Der war bisher Chef einer Ingenieurberatungsfirma und hat dabei mit mehreren Formel-1-Motorenherstellern zusammengearbeitet. Vor rund zehn Jahren auch mit Ferrari. Der dortige Motorenchef damals: Mattia Binotto.
Ob die neuen Strukturen Erfolg bringen? Sicher ist: Effizienz ist je länger, je mehr gefragt. Denn in weniger als zehn Monaten will das Audi-Werksteam an den Start gehen.