Neue Leihvelos für Dübendorf
Die Postauto-Tochter Publibike zieht mit ihrem Veloverleihsystem ins Glattal, wie tagesanzeiger.ch berichtet. So haben die Gemeinden Dübendorf, Opfikon, Wallisellen und Kloten beschlossen, das öffentliche Radnetz ebenfalls einzuführen. Das Ziel: jede Gemeinde soll bis September jeweils über fünf Publibike-Standorte verfügen. In der Stadt Zürich wurde das Projekt bereits begonnen. Bis im Frühjahr soll das Netz aus 150 Publibike-Stationen fertiggestellt sein.
Wie aus einem Beschluss des Dübendorfer Stadtrats hervorgeht, war eine Ausdehnung des Gebiets naheliegend, weil der Service auch in den benachbarten Zürcher Quartieren besteht. Die Stadt Dübendorf prüfte die Einführung eines Leihvelosystems bereits 2015, im Rahmen der Erarbeitung des Gesamtverkehrskonzepts. 2018 setzte man sich gemeinsam mit den anderen Glattal-Gemeinden und Publibike an einen Tisch.
Fünf Standorte in Dübendorf
In Dübendorf sind die Stationen Bahnhof, Stadthausplatz, Freibad, Flugplatz und Sonnental geplant. Die Stadt Zürich sieht am Bahnhof Stettbach eine weitere Station vor. Das Grundangebot soll künftig durch weitere, privat finanzierte Stationen ergänzt werden. Ein Standort Gockhausen wurde geprüft, aber wegen des zu kleinen Potenzials wieder verworfen. Ein Standort Kunsteisbahn könnte zu einem späteren Zeitpunkt berücksichtigt werden. Der Stadtrat erhofft sich zusätzliche Standorte insbesondere bei Empa/Eawag, Hochbord und Zwicky/Neugut. Die Exekutive glaubt, dass das Interesse von Firmen und Grundeigentümern gegeben ist, quasi als Service für ihre Mitarbeiter.
In der Vergangenheit standen Veloverleihsysteme wie die Konkurs gegangene Firma O-Bike aus Singapur immer wieder in den Schlagzeilen. Es hiess, das Velo sammle ungefragt Benutzerdaten. Vor allem aber wurde Kritik laut, weil die Billigräder von den Benutzern irgendwo abgestellt und nicht mehr abgeholt wurden, so in Dübendorf wie auch in Uster. Auch Publibike stand in der Kritik. Etwa, weil die elektronische Wegfahrsperre der Velos geknackt werden kann, oder wegen der schlechten Finanzlage des Unternehmens.
«Verlässlicher Partner»
Dübendorfs Stadtschreiber Martin Kunz glaubt, dass das Problem mit den herrenlosen Velos bei Publibike nicht passieren wird. Zum einen, weil das System einem Herumstehen der Velos entgegenwirke. Das System erkennt, wenn das Velo nicht auf eine der fest installierten Stationen zurückgebracht wurde – und der Benutzer bezahlt die Leihgebühr, weil das Velo weiterhin als «ausgeliehen» registriert wird. Andererseits habe die Erfahrung der Stadt Zürich gezeigt, dass Publibike ein verlässlicher Partner sei. Und: «Die Stadt Dübendorf hat einen Vertrag mit Publibike. Darin verpflichtet sich die Firma, für einen reibungslosen Betrieb ihres Systems zu sorgen, die Velos zu unterhalten, gegebenenfalls einzusammeln und zu den Stationen zurückzubringen.»
Der Vertrag zwischen der Stadt Dübendorf und Publibike ist auf fünf Jahre befristet. Gemäss Stadtratsbeschluss trägt Publibike sämtliche Investitionskosten. Die Stadt beteiligt sich mit einem jährlichen Beitrag von 21‘000 Franken. In Dübendorf erfolgt die Einführung auf alleinigem Beschluss des Stadtrats. Grund: Der Stadtrat hat die Kompetenz, über wiederkehrende Ausgaben bis zu einem Betrag von jährlich 30‘000 Franken zu bestimmen.
Wenig Kritik
Der Dübendorfer Gemeinderat Julian Croci (Grüne) begrüsst die Einführung. «Jetzt kann ich auch spätabends von der ETH nach Hause fahren, ohne ein Taxi zu nehmen.» Er glaubt zwar nicht, dass die neuen Velos Autofahrer dazu bewegen werden, auf ihr Fahrzeug zu verzichten, findet die Leihvelos aber eine gute Ergänzung zum Angebot des öffentlichen Verkehrs. Dass die Firma sich zu wenig um den Datenschutz oder um den Unterhalt der Velos kümmert, glaubt er nicht: «Publibike gehört zu 100 Prozent der Post und ist deshalb vertrauenswürdiger als andere Anbieter.»
Ratskollege Theo Johner (BDP) glaubt ebenfalls, dass Publibike ihren Job erledigen wird. Er unterstützt den Beschluss des Stadtrats, einen Versuch zu wagen. Dass sich das System bewährt, bezweifelt er aber. «Aktive Velofahrer benutzen ihr eigenes Velo. Und wer sich gewohnt ist, den Bus zu nehmen, steigt wohl kaum auf ein Leihvelo um.»