Meret Schneider kehrt zurück ins Bundeshaus
Nach Rücktritt von Bastien Girod
Im Parlament galt die grüne Tierschützerin aus Uster als Brückenbauerin, in den sozialen Medien polarisierte sie wie kaum eine andere. Jetzt freut sie sich «enorm», dass sie nach ihrer Abwahl 2023 erneut Nationalrätin wird.
Die Abwahl letztes Jahr hat Meret Schneider hart getroffen: «Im Moment möchte ich einfach nur im Boden versinken», schrieb die grüne Nationalrätin aus Uster auf X, als feststand, dass sie die Wiederwahl verpasst hatte – um nur gerade 671 Stimmen. Sie habe danach in einem veganen Laden Gestelle aufgefüllt, «um sich abzulenken und nicht nur zu grübeln», sagte sie Monate später.
Jetzt kehrt Schneider zurück – als Nachfolgerin ihres Parteikollegen Bastien Girod. Der Zürcher gibt sein Amt am Ende der Herbstsession nach 17 Jahren ab. Schneider sagt: «Ich freue mich enorm, dass ich wieder Nationalrätin werde. So kann ich mich erneut politisch für meine Herzensthemen, die Agrarpolitik und den Tierschutz, einsetzen.»
Rückkehr trotz Hasstiraden
In ihrer ersten Legislatur polarisierte Schneider wie kaum eine andere Politikerin im Bundeshaus. Sie wurde in den sozialen Medien häufig mit Hasskommentaren eingedeckt und erhielt zahlreiche Morddrohungen.
Einmal fand sie einen Strick in ihrem Briefkasten, ein anderes Mal Rasierklingen mit der Aufforderung, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Auch Vergewaltigungsfantasien und detaillierte Schilderungen, wie man sie loswerden könnte, wurden ihr zugeschickt.
Derzeit arbeitet Schneider zu 80 Prozent als Projektleiterin beim Kampagnenforum, einer Non-Profit-Strategiefirma, und schreibt daneben als Kolumnistin für das Onlineportal Nau und für Moneycab.
Für ihre Rückkehr ins Parlament plant sie, ihre beruflichen Verpflichtungen zu reduzieren: «Ich habe bereits abgeklärt, dass ich meine aktuelle Stelle als Projektleiterin etwas reduzieren kann, was mich sehr freut», erklärt Schneider.
Sie werde sich im Bundeshaus für mehr Transparenz bei Produzentenpreisen für Bauern einsetzen. «Bäuerinnen und Bauern, die tierfreundlich und ressourcenschonend wirtschaften, müssen für diese Mehrleistungen auch fair entschädigt werden», sagt Schneider.
Man dürfe sie nicht preislich unter Druck setzen. «Da sind auch Grossverteiler in der Pflicht: Mehr Tierwohl bewerben, aber nicht dafür zahlen, funktioniert nicht.»
Das Meret-Schneider-Paradox
In ihrer zweiten Amtszeit möchte Schneider den Tierschutz auf breiter Front vorantreiben. Dazu zählt unter anderem der Kampf gegen den Import von tierquälerisch produzierten Waren sowie Verbesserungen in der Heimtierhaltung, die ihrer Meinung nach «noch viele Baustellen aufweist».
Dass Schneider in der Öffentlichkeit so polarisiert, ist eigentlich paradox. Im Parlament galt sie trotz ihrem Aktivismus als Brückenbauerin – gerade auch bei den Landwirten. Als Kämpferin für die Massentierhaltungsinitiative brachte sie zwar viele Bauern gegen sich auf.
Gleichzeitig ist sie als Landwirtschaftspolitikerin immer wieder auf die Bauern zugegangen. Sie hat sogar Seite an Seite mit ihnen gekämpft, etwa um Littering auf den Wiesen einzudämmen oder den Landwirten den Einstieg in die Direktvermarktung zu erleichtern.
Selbst Bauernpräsident Markus Ritter hat die Vorstösse unterschrieben. Entgegen ihrem Ruf in den sozialen Medien bot sie im Bundeshaus oft Hand zu mehrheitsfähigen Kompromissen.
Tatsächlich stiess Schneider auch bei radikalen Tierschützern auf Widerstand. Sie setzte sich dafür ein, weniger, aber bewusster Fleisch zu konsumieren, was einige Veganer verärgerte. Diese kritisierten, sie habe sich von der Fleischlobby um den Finger wickeln lassen.