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Kultur

Die faszinierende Welt mechanischer Musikautomaten in Dürnten

Hier kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und das wegen antiken Musikmaschinen.

Sammlerbörse für mechanische Musikautomaten in Dürnten.

Paulo Pereira

Die faszinierende Welt mechanischer Musikautomaten in Dürnten

Kuriose Sammlerbörse

Im KMM in Dürnten gibt es Drehorgeln und Spieldosen. An der Sammlerbörse findet man manche Kuriosität. Hier kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.

So sieht eine antike Musikbox aus: Mit einem Drehschlüssel zieht man eine Spieldose auf, es erklingt «Für Elise», und eine Tänzerin schlittert über ihre kleine Bühne. Das ist wohl das gängigste Relikt, auch bekannt aus Märchen und Filmen. Doch diese einfache Spieldose steht in keinem Verhältnis zu den Schätzen, die am Sonntag in Dürnten die Besucherinnen und Besucher zum Staunen brachten.

Das KMM ist ein Museum, das sich den mechanischen Musikautomaten widmet. Die Maschinen dort sind teilweise riesig: Bunte Orgeln mit detaillierten Verzierungen nehmen mit ihrer Masse den Raum ein. Eine der Maschinen ist sogar ein richtiges Karussell – alle dürfen mitfahren.

Was fasziniert, ist die Mechanik

Zum 18. Mal fand im Museum nun auch die Sammlerbörse statt. An langen Tischen ist die ganze Bandbreite zu finden: von ganz kleinen Stücken bis zu antiken Truhen, die in irgendeiner Form aufgezogen werden können. Neben den Musikautomaten stehen auch Bücher, Postkarten oder sonstige Raritäten zum Verkauf.

Ruedi Weber ist Sammler und brachte seine Paillard-Spieldose. In einer länglichen Holzverkleidung ist ein mechanisches Kunstwerk integriert: An einem Kamm mit schmalen Zähnen dreht sich eine Walze mit feinen Ausbuchtungen. So spielt sie die Musik ab. Die Spieldose hat acht Lieder, die mit einem beweglichen Pfeil angezeigt werden. Die Walze verschiebt sich bei jedem Liederwechsel leicht nach links, bis alle acht erklungen sind. Danach rutscht sie wieder zum Anfang zurück. Das Prinzip ähnelt dem einer Schreibmaschine.

Erstaunlich, was vor 100 Jahren schon möglich war.

Ruedi Weber, Musikautomaten-Enthusiast

«Die Mechanik an diesen Maschinen ist faszinierend, so präzise», sagt Weber. Dann bestaunt er das Exponat daneben. Es ist eine Kalliope-Spieluhr. Sie sieht aus wie ein Plattenspieler und ist scheinbar auch dessen Vorgängerin. «Erstaunlich, was der Mensch vor 100 Jahren schon fertiggebracht hat», sagt Weber.

Auf der Kalliope-Spieluhr befindet sich eine blecherne Metallplatte. Die Platten sind austauschbar, jede spielt ein Lied. Man legt sie auf die Spieluhr, zieht diese auf, und die Musik erklingt. «Das könnten Sie auch in den Wald mitnehmen, Strom braucht es dazu nämlich nicht», meint Weber amüsiert.

Auch Denis Margot handelt mit Antiquitäten. In seinem Besitz ist eine goldene Taschenuhr, in der zwei winzige Figuren sich bewegen, wenn sie aufgezogen wird. Aber er kann auch mit neueren Modellen überzeugen: Schon mal ein fahrendes Spielzeugauto gesehen, dass als Plattenspieler fungiert?

Video: Paulo Pereira

An den anderen Verkaufstischen wird rege diskutiert. Das Publikum wie auch die Verkäuferinnen und Verkäufer selbst staunen über die mechanischen Prozesse hinter den Maschinen. Es ist eine Mischung aus gut erhaltenen Spieldosen und magischen Sammlerstücken, die an der Börse verkauft werden. In einem gläsernen Käfig zwitschern zwei mechanische Vögel vor sich hin.

Ein Ort für die Fans

Neugierige können sich im KMM stundenlang beschäftigen. Die Hauptexponate darf man zwar nicht berühren, aber es gibt viele Gegenstände, die man selbst betätigen darf. Auch Kinder können sich in einer Spielecke austoben.

Grundsätzlich finden sich hier aber vor allem Fans aus der Szene wieder. Es sind Orgel-Liebhaberinnen, Musiker oder Kenner, die sich an der Kunst erfreuen. «Hier treffe ich Menschen, die genauso begeistert sind wie ich», sagt Albert Weiss, Besucher der Sammlerbörse. Er könne sich hier gut austauschen.

Ausserdem sei er selbst Musiker. Für seine Orgel sucht er regelmässig Notenblätter, die er dann umschreibt. Das heisst, er stanzt sie in Papier, die er dann in seine Orgel einspannt, auch Bänder genannt.

Die Geschäftsleiterin Katrin Liscioch des KMM erklärt die Anziehungskraft des Museums: «Das sind Maschinen, mit denen man sich lange beschäftigen kann.» Im Gegensatz zu üblichen Museen, kann man hier Dinge anfassen. Auch Erwachsene seien spielfreudig, genauso wie Kinder.

Video: Paulo Pereira

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