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Kultur wird in Uster im Diskurs gefördert – und mit zusätzlichem Geld

Die Kultur-Sterne stehen für Uster gerade genau richtig, denn hier tut sich einiges. Und dann gibt es auch noch mehr Geld.

In Uster tut sich was: Es wird fleissig diskutiert, und mehr Geld gibt es auch. (Archiv)

Foto: Christian Merz

Kultur wird in Uster im Diskurs gefördert – und mit zusätzlichem Geld

Neuer Kulturhotspot?

Es scheint, als stünden die Kultursterne für die drittgrösste Stadt im Kanton genau richtig, denn in Uster tut sich einiges. Und es gibt sogar noch Geld für mehr.

Es klingt so plakativ und unkreativ – für manche könnte es sogar wie ein Gottkomplex wirken: Uster soll zu einem Kulturhotspot werden. Nachdem die Stimmbevölkerung im letzten Sommer ein klares Ja zum Kulturzentrum auf dem Zeughausareal gegeben hat, steht fest, dass nicht nur die Regierung an diesen Traum glaubt, sondern auch die Ustermerinnen und Ustermer. Doch es reicht eben nicht, einfach nur davon zu träumen. Es muss etwas geschehen.

Die Stadt Uster, die eine eigene Kulturstelle hat und dementsprechend auch ein Budget für Kulturförderung, veranstaltet jährlich das Kulturgelage, das schon seit 2013 existiert.

Dort debattieren Vertreterinnen und Vertreter aus Kultur, Politik, Wirtschaft und Bildung zu Fragen der Kultur- und Stadtentwicklung. «Das ist ein wichtiges Format, damit wir Menschen aus verschiedenen Sparten und mit unterschiedlichen Perspektiven zusammenbringen können. So fühlen wir den Puls der Stadt», sagt Christian Zwinggi, Ustermer Kulturbeauftragter und Leiter der Abteilung Präsidiales.

Der Kulturbeauftragte spricht vor seinem Publikum.
Der Kulturbeauftragte Christian Zwinggi begrüsst das Publikum beim Kulturgelage 2024. (Archiv)

Eine der wichtigsten Errungenschaften dieses Austauschs sei das Kulturkonzept 2020–2028, nach welchem sich die Stadt orientiere. «Eines von sechs Zielen des Konzepts ist es, dass Uster nicht nur Gastspielstätte ist, sondern dass hier auch Kultur entsteht und produziert wird», erklärt Zwinggi.

So sollen in Uster beispielsweise mehr Theaterstücke geprobt und zur Premiere gebracht oder Kompositionsaufträge vergeben werden. Das Kulturgelage ist ein offizielles städtisches Format, das sich mit der Kulturlandschaft in einem grösseren, langfristigen Kontext auseinandersetzt.

Nun ist aber ein weiterer Mitstreiter in den Ring gestiegen, der sich aktiv für die Förderung der lokalen Kulturszene einsetzt. Mit dem neuen Kulturstammtisch namens Nashornrunde will das Kulturhaus Central ebenfalls die Bevölkerung auf die Bühne bitten. Und so wie es aussieht, mit Erfolg.

Die Nashornrunde: Usters neuer Kulturstammtisch

Eingeladen sind all diejenigen, die sich für die Kulturlandschaft in Uster interessieren. Das können private Menschen sein oder Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturschaffende oder solche, die es werden möchten. Die allererste Nashornrunde fand Ende November 2024 statt. Und fruchtete bereits.

«Wir sind sehr glücklich, denn wir konnten gleich etwas bewirken. Dafür ist die Nashornrunde da», sagt Miro Maurer, ein Mitglied des neuen Leitungstrios im Central, das grosse Pläne für das Kulturhaus Central und die Stadt hegt.

Drei Personen stehen vor dem Kulturhaus Central in Uster. Sie bilden die neue Leitung des Centrals.
Das neue Leitungstrio des Centrals hat grosse Pläne und lässt nicht locker: Miro Maurer, Simon Brusis und Sarah Brusis (von links). (Archiv)

Denn nach der ersten Runde haben die Teilnehmenden ihrem Tatendrang schon freien Lauf gelassen und somit das Programm des Theaters erweitert. Jeden letzten Mittwoch im Monat findet neu die Veranstaltung «Jam dich nicht» statt. Eine offene Bühne für Musikerinnen und Musiker – ob Hobbymusiker oder professionelle Künstlerin, ist egal –, mitmachen dürfen alle. «Wir hätten nicht gedacht, dass gleich in der ersten Runde etwas entstehen kann. Umso schöner ist der Erfolg», sagt Maurer.

Und auch die zweite Nashornrunde hatte einiges im Repertoire. Bei Gipfeli, Camembert, Salami und Orangensaft trafen sich am Samstag, 8. März, Kulturschaffende zum Austausch im Theater. Die Bezeichnung Kulturschaffende klingt vielleicht wie eine bequeme Verallgemeinerung, doch ist sie zugleich sehr zutreffend für das, was sich an diesem sonnigen Samstagsbrunch abspielte.

Ein menschlicher Austausch

Zu Tisch – oder in einer Runde auf Stühlen und mit dem Tellerchen auf dem Schoss – sassen vielerlei Personen. Eine Einwohnerin beispielsweise, die sich für Kultur interessiert. Künstlerinnen, die sich vernetzen wollten und ihre Projekte vorstellten. Ein OK-Mitglied, das schon lange in der Ustermer Kulturszene mitmischt. Musiker, Tänzerinnen, Produktionsmitarbeiterinnen und der Kulturbeauftragte Christian Zwinggi privat.

An besagtem Datum war auch Gunda Zeeb, Mitglied des Förderteams der kantonalen Fachstelle Kultur, anwesend und sprach mit den Besucherinnen und Besuchern über das Förderungssystem des Kantons. Welche Projekte kommen infrage? Wie werden diese überhaupt bewertet? Was sind häufige Fehler, die die Beantragenden machen?

Die Fragen an die Kulturexpertin des Kantons wurden immer spezifischer, bezogen sich auf eigene Projekte, was den Austausch sehr lebendig machte. Und vor allem: sehr menschlich. «Da diese Veranstaltung nicht von der Stadt organisiert ist, erreicht sie ein teilweise anderes Publikum. Die Nashornrunde ist kleiner, freier und spontaner als das Kulturgelage, weil sie nichts muss, aber vieles kann», vergleicht Zwinggi die beiden Austauschveranstaltungen.

Statt Dossiers über Dos and Don'ts des Kantons zu wälzen, konnten sich Künstlerinnen und Künstler sozusagen gleich direkt an den Kanton wenden, ohne Hemmungen und die Befürchtung, eine unverständliche Antwort zu erhalten. «Ich finde es ein geniales Format. Es ist so niederschwellig und nah bei der Bevölkerung», sagt Zwinggi.

Kanton gibt mehr Geld

In Uster wird aber nicht nur viel geredet, denn hier kommt ebenso der finanzielle Teil zum Zug. Der Kanton legt seit 2024 ein besonderes Augenmerk auf die Peripherie und möchte diese zusätzlich unterstützen. Im Pilotprojekt «Kulturprogramme für mittelgrosse Städte», das noch bis 2026 dauert, werden Städte mit einem höheren Kulturförderbudget unterstützt – neben Uster ist dies auch in Wetzikon der Fall.

Das Kulturbudget der Stadt Uster liegt bei 774’000 Franken. Zusätzliche 100'000 Franken kamen bis 2023 vom Kanton. Dieser Beitrag wurde nun im Rahmen des Pilotprojekts auf 210'000 Franken erhöht. Für die Kultur stehen somit 110'000 Franken mehr pro Jahr zur Verfügung. «Obwohl wir trotzdem nicht alle Projekte unterstützen können, haben wir bessere Möglichkeiten, vor allem neue und mutige Projekte zu fördern», sagt Christian Zwinggi.

All die Kulturschaffenden, die sich nicht scheuen, Uster Zürich vorzuziehen, haben nun noch mehr Förderchancen für ihr Kulturprojekt. Und wer weiss, vielleicht wird Uster diese lebendige Produktionsstätte, die so sehr gewünscht wird.

Nächster Kulturaustausch in Uster

Kulturgelage: Das 13. Kulturgelage findet am Samstag, 5. Juli, statt. Es richtet sich an alle, die sich für das Stadt- und Kulturleben in Uster interessieren, und ist kostenlos. Der Fokus liegt beim 1250-Jahr-Jubiläum der Stadt.

Nashornrunde: Die nächste Nashornrunde lässt noch auf sich warten, da das Central vollgestopft ist mit Bühnenterminen. Danach geht das Kulturhaus in die Sommerpause, was bedeutet, dass die nächste Nashornrunde voraussichtlich im Oktober stattfinden wird.

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