Jeans-Shop Uster muss raus
Seit 44 Jahren gibt es den Jeans-Shop-Uster an der Zürichstrasse 9. Nun muss dessen Besitzer Pepo Forster raus aus der Liegenschaft. Denn das Grundstück wurde verkauft und bald will hier die Atlas Stiftung einen Komplex mit Alterswohnungen für mittelständische Schweizerinnen und Schweizer bauen. Will, denn die Baubewilligung ist noch hängig. Dass allen Mietern gekündigt wurde, sieht Pepo Forster ein. «Wir hatten seit einigen Jahren nur noch befristete Verträge.» Was Forster hingegen aufstösst, ist die Art und Weise, wie die Stiftung mit den Mietern umspringe.
«Die haben mir gesagt, ich hätte mit meinem kleinen Jeansladen keine Chance gegen ihr Grossunternehmen»
Pepo Forster, Inhaber eines Jeansladens
«Ich muss für meinen Laden ein Minimum an Planungssicherheit haben», sagt Forster. «Ich habe deshalb vor einigen Monaten bei der Atlas Stiftung nachgefragt, wie es weitergeht.» Dort habe man ihn an die Verwaltung weiterverwiesen und dann noch «sehr unhöflich klar gemacht, dass seine kleinen Ladenproblemchen bei der Stiftung nicht interessierten.»
Ausgelacht und verhöhnt
In seinem befristeten Mietvertrag sei eine zweimonatige Kündigungsfrist nach Eingang der Baubewilligung festgehalten, so Forster. Als er jedoch gegenüber der Atlas Stiftung auf diesen Punkt bestehen wollte, sei er ausgelacht worden. «Die haben mir gesagt, ich hätte mit meinem kleinen Jeansladen keine Chance gegen ihr Grossunternehmen.» Diese Respektlosigkeit mache ihn immer noch wütend.
«Der Vorwurf ist nicht zutreffend und entspricht auch nicht dem Stil und dem Umgangston der Stiftung»
Sprecherin der Atlas-Stiftung
Bei der Atlas Stiftung nimmt man die Anschuldigungen mit Befremden zur Kenntnis. Auf Anfrage schreibt eine Sprecherin: «Dieser Vorwurf ist nicht zutreffend und entspricht auch nicht dem Stil und dem Umgangston der Stiftung.» Es treffe jedoch zu, dass man die Mieter weiter an die Verwaltung verwiesen habe, welche «mit allen Mietern adäquate Lösungen gefunden hat».
Schutzbedürftig und ungeschützt
Dass überhaupt an der Zürichstrasse 9 gebaut werden darf, findet Forster schwierig. Das Gebäude war bei der Stadt Uster bis im Jahr 2014 im Inventar der schutzwürdigen Objekte. Und obwohl ein extern beauftragtes Gutachten damals für eine formelle Unterschutzstellung plädierte, entliess der Stadtrat das Gebäude aus dem besagten Inventar. Schutzbedürftig sei das Haus aus dem Jahr 1937, weil es ein in Uster «seltenes aber wichtiges bauliches Beispiel» der Architektur des sogenannten neuen Bauens darstelle, so das Gutachten. Der Stadtrat begründete damals seinen Entscheid mit der zentralen Lage der Immobilie.
Stefan Reimann, Geschäftsfeldleiter Hochbau und Vermessung, sagt, das Verfahren sei rechtmässig abgelaufen. «Die Stadtbildkommission hat damals dem Stadtrat empfohlen, das Objekt freizugeben. Einer der Gründe für sie war, dass das Haus lediglich Zitate des neuen Bauens aufweise und nicht generell in diesem Stil gehalten sei.»
Happy End für den Jeansladen
Eigentlich wollte Pepo Forster trotz geringer Chancen und Einschüchterungsversuchen vor Gericht sein Recht erstreiten. Er entschied sich aber dagegen. Zu dem Entscheid bewog ihn ein glücklicher Zufall.
«Vor einigen Wochen kamen Leute vom Baugeschäft Bachmann zu mir, um Hosen zu kaufen. Wir sprachen über die Situation und sie schlugen mir vor, in ihre Liegenschaft zu ziehen.» Er bekomme sogar eine kleine Mietreduktion, damit er sich den neuen Standort an der Ecke Freie- und Bahnhofstrasse leisten könne.