In Auslikon fahren zum letzten Mal die Wohnwagen auf
Campingplatz schliesst für immer
Am 1. April startet der Campingplatz Auslikon in seine letzte Saison, bevor er seine Tore endgültig schliesst. Am Samstag wurden die ersten Wohnwagen der Dauercamper aufgefahren und platziert. Ein emotionaler Moment.
Es ist ein grauer, nasskalter Samstag. Sogar der Himmel weint, als auf dem Campingplatz Auslikon zum letzten Mal die Wohnwagen der Dauercamper Einzug halten.
«Rund 20 unserer Mitglieder nutzen unseren klubinternen Transport», erklärt Willi Wohlgemuth, der Präsident des Zeltklubs Zürichsee-Oberland (ZKZO).
Das heisst, dass jene Wohnwagen von zwei vom Klub engagierten Fahrern bei ihren Besitzern abgeholt und zum Parkplatz des Campingplatzes gefahren werden.
Da auf dem Campinggelände keine Motorfahrzeuge gestattet sind, werden die Wohnwagen an einen Traktor umgehängt und so über die Brücke auf den Platz weitergezogen.

Hetty Koster, die Verantwortliche vom Strandbad und Campingplatz, steht mit Leuchtweste und Funkgerät ausgerüstet bereit und weist die «mobilen Ferienhäuschen» ihren Plätzen zu. Ist ein Dauermieter mit seinem Platz zufrieden, erhält er nach Möglichkeit immer denselben zugeteilt.
Die Helfer, allesamt Vorstandsmitglieder des ZKZO, eilen mit Brettern heran, winken, rufen, schieben und kurbeln, bis jeder Wohnwagen so steht, wie sein Besitzer dies wünscht.
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Die Anwesenheit der Dauergäste selbst ist nicht notwendig. Man kennt sich und weiss inzwischen, wer seinen Eingang lieber den Nachbarn zugewandt hat oder die Aussicht in die freie Natur bevorzugt. Der Aufbau der Vorzelte darf sowieso erst nach dem offiziellen Saisonstart am 1. April vorgenommen werden.
Mit dieser ersten «Lieferung» von rund 20 Wohnwagen soll verhindert werden, dass der Andrang am kommenden Wochenende zu gross wird.
Enttäuschung über fehlende Mitsprachemöglichkeit
Die Stimmung unter den Helfern ist locker, familiär, von Vorfreude auf die Saison geprägt. Und doch ist die Wehmut zu spüren, dass eine Ära zu Ende geht.
Willi Wohlgemuth wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Seit gut 30 Jahren ist der Campingplatz sein zweites Zuhause, früher noch mit der ganzen Familie.
«Es erfüllte mich immer ein tiefes Heimatgefühl, sobald wir vom Säuliamt aus nach Uster über den Hügel Richtung Pfäffikersee fuhren», erklärt der ZKZO-Präsident gerührt.
Sein Vater war ein gebürtiger Balmer. «Ferien waren für mich automatisch mit dem Campingplatz Auslikon verbunden», so der 73-Jährige.
Das Aus für den Platz erfüllt ihn mit Trauer, vermischt mit Wut: «Unser Klub wurde vor vollendete Tatsachen gestellt», zeigt er sich sichtlich enttäuscht, «wir konnten uns nicht mal mit Vorschlägen oder Ideen einbringen, um den Platz zu retten.»
Luc Morneault

«Seit 2016 gehören wir zu den Dauergästen. Aus beruflichen Gründen kann ich in den Sommerferien nicht wegfahren. Der Platz liegt genau zwischen Wohn- und Arbeitsort, und auf diese Weise konnte ich doch viel freie Zeit mit meiner Familie verbringen. Es ist das einfache Leben, das uns so fasziniert – unabhängig inmitten der Natur, wir produzieren unseren eigenen Strom. Wasserkochen braucht mehr Zeit als zu Hause, alles geht viel langsamer, man entschleunigt automatisch. Ein anderer Campingplatz kommt für uns, auch rein geografisch, nicht infrage. Unser Sohn wird demnächst seine Lehre beginnen, und somit geht für uns diese Phase ohnehin zu Ende.»
Iwan Stadler

«Als unsere Kinder noch klein waren, fuhren wir mit dem Auto jeweils nach Südfrankreich in die Ferien. Als dann unser Jüngster bereits in Würenlos gefragt hat, wie lange wir noch fahren müssten, entschlossen wir uns, den Urlaub in die Region zu verschieben. Was wir nicht bereuen, erlebten wir doch 16 glückliche Jahre auf diesem Platz. Unsere drei Söhne sind hier gross geworden, wir verbrachten unsere Ferien und Wochenenden gemeinsam mit anderen Familien beim Fischen, Baden, sassen abends zusammen, wir wurden eine grosse Gemeinschaft. Es gibt hunderte Erlebnisse, an die wir uns erinnern werden, sei es der Lampionumzug, das traditionelle Fondueessen, Lottomatches, die 1.-August-Feiern, Muttertag, Spielplausch mit Kindern… Mittlerweile haben wir uns mit der Schliessung abgefunden. Meine Frau und ich werden ein neues Kapitel aufschlagen, den Wohnwagen verkaufen und auf Reisen gehen. Aber erst mal geniessen wir unsere letzte Saison in Auslikon.»
Markus Meier

«Die Lage dieses Platzes ist unglaublich schön, mitten in der Natur. Meine Frau und ich sind dankbar für die 13 tollen Jahre hier, die vielen Feste und die Begegnungen mit den Leuten. Von unserem Wohnort waren wir in 20 Minuten hier und konnten den Feierabend auf dem Campingplatz geniessen. Der bevorstehende Saisonstart weckt gemischte Gefühle in uns, es schwingt viel Wehmut mit. Wir werden jedoch die Chance für einen Neuanfang nutzen, ein Wohnmobil mieten und ausprobieren, wie uns Ferien im Norden gefallen.»