Immer noch giftgrün – aber auch schneller?
Hinwiler Formel-1-Team präsentiert Auto
Er ist etwas weniger farbig, soll dafür aber mehr Punkte bringen: Mit dem C45 will Sauber vom letzten WM-Rang weg.
Die Töne sind schon einmal etwas kleinlauter.
«Unleashed» («entfesselt») schrieb das Hinwiler Sauber-Team im letzten Jahr auf den Heckflügel seines Autos. Die ganze Präsentation stand unter diesem Motto – doch in den Rennen sah das Team die Konkurrenz von hinten und landete abgeschlagen auf dem letzten WM-Rang.
Jetzt ist der Schriftzug einem Sponsorenlogo gewichen. Und das Team betitelt die Medienmitteilung zum neuen Auto mit «Ready to hustle harder», was sinngemäss heisst: «Bereit, sich noch mehr ins Zeug zu legen». Optisch ist der Auftritt aber noch immer grell, wenn auch etwas mehr Schwarz am Auto ist als letztes Jahr. Was aber weniger der Bescheidenheit, sondern vielmehr der Gewichtsersparnis geschuldet sein dürfte.
Der Bolide für die Formel-1-Saison 2025 – es ist der C45 – wurde am Dienstagabend in London präsentiert. Sozusagen. Die Formel 1 feierte sich in einer grossen Show zu ihrem 75. Geburtstag selber. Ein Spektakel, das vor Ort rund 15’000 Menschen und im Youtube-Livestream über eine Million Fans verfolgten. Alle Teamchefs waren da, alle Fahrer auch, erstmals trat das neue Sauber-Fahrerduo Nico Hülkenberg und Gabriel Bortoleto im Sauber-Rennoverall auf die Bühne. Und die Hinwiler waren die Ersten, die ihr Auto zeigen durften – die Teams enthüllten ihre Fahrzeuge in umgekehrter Reihenfolge des letztjährigen WM-Klassements.
Mit jenen Autos, die zum Saisonstart am 16. März in Australien an den Start gehen werden, hatten die präsentierten Boliden wohl nicht viel gemein, abgesehen von der Bemalung. Kein Team will technische Details der Konkurrenz früher als nötig preisgeben. Es ist kein grosses Geheimnis mehr, dass lediglich sogenannte Showcars für die Präsentationen produziert werden. Das in London gezeigte Sauber-Auto kann man sich sogar ersteigern – und wer das Kleingedruckte liest, stellt fest: Das 1:1-Modell wurde nicht einmal in Hinwil gebaut, sondern in England.
Kein Auto für grosse Sprünge
Das ist beim echten C45 natürlich anders. Den wird die Öffentlichkeit spätestens in einer Woche zu Gesicht bekommen, wenn die dreitägigen Testfahrten auf der Strecke des GP von Bahrain beginnen.




Was jetzt schon klar ist: Wunderdinge kann man von diesem Auto keine erwarten. Schliesslich steht in mehrfacher Hinsicht eine Übergangssaison bevor. Es ist das letzte Jahr, bevor Sauber als Audi-Werksteam an den Start gehen wird. Und es ist das letzte Jahr vor umfassenden technischen Regeländerungen. Die Vergangenheit zeigt: In solchen Saisons gibt es keine grossen Verschiebungen mehr in der Hackordnung. Die Teams haben das alte Reglement ausgereizt – und setzen ihre Ressourcen dafür ein, zum Start in die neue Ära bereit zu sein.
Das ist auch bei Sauber nicht anders. Das Team packt diesen Fakt in den Medienunterlagen in schöne Worte. Sauber-Chef Mattia Binotto sagt da etwa: «Wir müssen den gesamten Weg im Auge haben und uns nicht nur auf das Kurzfristige fokussieren.» 2030 will Audi um den Weltmeistertitel kämpfen können. Bis dahin müsse man sich Jahr für Jahr die richtigen Ziele setzen. Besser sein als zuletzt will Sauber in diesem Jahr, womit nicht nur das Punktekonto und der WM-Rang gemeint sind, sondern auch die Qualität und vor allem das Tempo der Entwicklung des Autos im Werk in Hinwil.
Den Aufwärtstrend fortsetzen
Diesbezüglich gab es gegen Ende der letzten Saison zumindest ermutigende Zeichen, das Team wurde konkurrenzfähiger und fuhr auch dank technischen Updates am Auto doch noch WM-Punkte ein. Daran soll der neue Bolide anknüpfen. «Wir haben gegen Ende des Jahrs eine vielversprechende Richtung gefunden», sagt Technikchef James Key. «Dieser Lernprozess war von grossem Wert für die Entwicklung des C45.» Vor allem die Aerodynamik wurde vor diesem Hintergrund überarbeitet.
Ein komplett neues Konzept liegt dem Auto aber nicht zugrunde – was im letzten Jahr eines Reglementszyklus nicht überrascht. Nicht überraschend ist auch das Ziel, das Key formuliert: «Wir wollen konstant im Mittelfeld sein und in jedem Rennen um die Punkte kämpfen.»