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Gesellschaft

Im Ustermer Zeughaus vernetzt sich die Oberländer Kulturszene

Auf Einladung von der Standortförderung Zürioberland und der Stadt Uster traf sich im Zeughausareal am Freitag eine beachtliche Zahl Kulturfreunde zum Ideenaustausch am Oberländer Kultur-Apéro.

Anna Graber und Jacqueline Falk machen die Fragen für das Speed-Dating bekannt. , Sie schufen das «Projekt F» im Rahmen von «Kunstlokal». Von links: Andreas Thiele, Carmen Sopi und Samira Jad., Fünf der sieben Juroren (von links ) Patricia Alder, Helen Bisang, Markus Dubs, Prisca Passigatti und Jacqueline Falk. , Anna Grabers Sternenkarte nahm noch einmal die Ideen auf. , Christian Zwinggi: «Wir haben jetzt mehr Räume, mehr Geld mehr Vernetzung», Aus Bäretswil kamen Hanspeter Eckhardt und Beatrix Kläy.

Fotos: Giorgio Girardet

Im Ustermer Zeughaus vernetzt sich die Oberländer Kulturszene

Donnerstagabend in Uster. Im sanften Septemberlicht hat sich eine bunte Schar Kulturfreunde unter dem Dach auf dem Zeughausareals eingefunden. Jacqueline Falk, Kulturbeauftrage Zürioberland und Christian Zwinggi Vorstandsmitglied von der Standortförderung Zürioberland haben eingeladen.

Falk verwaltet seit eineinhalb als Leiterin des Geschäftsfeldes Kultur & Gesellschaft als Kulturprofi die kulturelle Regionalvision von Uster alt-Stadtpräsidenten Hans Thalmann. Christian Zwinggi prägt in Usters Präsidialabteilung nun schon ein Jahrzehnt das Kulturleben der drittgrössten Stadt im Kanton.

Bald scharen sich Kulturbeauftragte und -vermittler, Museumsleiter, Künstler und Juroren aus dem Oberland um Anna Grabers vielgereiste Sternenkarte zum Speed-Dating der Ideen, Wünsche und Luftschlösser. Künstler seien weltabgewandt und Eigenbrötler, ist zu hören und darum bräuchten sie Schon-, Frei- aber auch Spielräume.

Die Alltagsmenschen im irdischen Hamsterrad sollen sie den Blick wieder auf den Sternenhimmel des ewigen Schönen und Wahren lenken. Gerade im Zürcher Oberland, das vernetzt und durchzogen von Wasserläufen und Sümpfen sich durch Thalmanns unermüdliches Wirken und Weben zur Pilotregion der kulturellen Standortförderung gemausert hat.

Vergangene Glorie und erwünschter Glanz

Dessen Mantra für die Stärkung einer regionalen Identität «die Vergangenheit zukunftsfähig machen» stand dann auch Pate bei der laufenden regionalen Aktion «Kunstlokal». Künstler nehmen die zahlreichen Museen zum Anlass, deren Räume und Exponate innovativ zu erschliessen.

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24.08.2022

Kultur-Festival in der Region

Neue Kunst tritt in einen Dialog mit lokaler Geschichte. Beitrag in Merkliste speichern So erzählen in der Installation «Projekt F» im Zeughaus K2 Carmen Sopi, Samira Jad und Andreas Thiele den Lebensraum Uster neu aus der Sicht von drei grundverschiedenen Ustermern. Leo Krug, ein betagter Bewohner des Wagerenhofs, Klara, die ehemalige Fabrikarbeiterin der Textilindustrie und Josef Grosset, der sich für den Ruderclub Uster einsetzt: sie ermöglichen drei je eigene Perspektiven auf «Morgen, Gestern, Heute» der Stadt.

Andreas Thiele, der für die Farbenfabrik Lascaux arbeitet, ist nicht nur selber Künstler, sondern auch zusammen mit Beatrice Zbinden Co-Präsident des «Kunstvereins Uster». Dieser will die Beziehungen zwischen Kunstschaffenden, Kunstvermittelnden, Kunstinteressierten, der Wirtschaft und der öffentlichen Hand zu vertiefen.

Er ist kein Einzelfall. Fast alle sind in mehreren Rollen nach Uster gekommen: Künstler, Vermittler, Gesuchsteller, Juror und Sponsor.

Vereintes Brain-Storming

Die zusammengetragenen Ergebnisse sind einerseits absehbar – andererseits auch originell. Kultur soll offen, tolerant, partizipativ, innovativ, niederschwellig vermittelt werden und dies vorallem – und noch viel mehr – an Schulen. Killerphrasen («Wie denn, wenn Es kaum Lehrer hat») sind tabu.

Ihre Vision von einer von Architekurstudenten entworfenen, zerlegbaren multifunktionalen Holz-Arena wirft die Pfäffiker Künstlerin Vitoria Pinto in die Runde. Die nicht immer einfache Beziehung zwischen Wirtschaft und Kultur wird mit der rhetorischen Frage «was wäre Städtetourismus ohne Kultur» zurechtgerückt.

Aber endlich braucht Kultur doch Geld. Die Zeit des fürstlichen Mäzenatentums ist vorbei. Die helvetische Realität: Budgets, Projekteingaben und Fördergesuche müssen verfasst werden. Stiftungen, Kulturbeauftragte und Juroren sind zu überzeugen.

«Wo bleibt denn die Kulturkommission Bubikon?» fragt Roland Griesser, Präsident vom Theater im Hof und «verlinkt» Umstehende flugs mit Cornelia Schönenberger, Kulturbeauftragte von Rüti und Dürnten und Katrin Liscioch vom Museum «Klänge-Menschen-Maschinen» in Dürnten. Aus Bäretswil sind Beatrix Kläy und Hanspeter Eckhardt zum Ideenaustausch gekommen. Kunst kommt auch von Kennen.

So gibt es Geld

Fördergeld steht bei der öffentlichen Hand (Bund, Kanton und Gemeinden), bei Stiftungen oder auch bei privaten Mäzenen zur Verfügung.

Christian Zwinggi hat etwas Einfluss auf die Kulturförderung in Uster und Jacqueline Falk auf jene des Gebietes der Standortförderung Zürioberland und ist Bindeglied zur Kulturfachstelle des Kantons. Diese verdoppelt aus ihrem Budget den Beitrag, den eine Gemeinde an ein Projekt zu zahlen gewillt ist.

Die Oberländer Kultur-Juroren

Seit dem 1. Januar dieses Jahres entscheidet Jacqueline Falk mit sechs weiteren Jurorinnen und Juroren über die Kulturförderung im Oberland. Es sind dies:

  • Patricia Alder (Bubikon, muse-um-zuerich.ch)
  • Helen Bisang (Kempten, Architektin und Raumplanerin)
  • Markus Dubs (Dürnten, kulturschrittmacher.ch),
  • Philip Hirsiger (Russikon, Musiker & Gemeindepräsident)
  • Anna Meyer (Wetzikon, Künstlerin)
  • Prisca Passigatti (Fachstelle Kultur des Kantons) 

Als die fünf anwesenden Juroren im Abendlicht fotografiert sind, geht es ans Buffet und Netzwerken.

Die bürgerliche Dämmerung lässt im Zeughausareal die bunten Lichterketten zur Geltung kommen. Die Kulturfreunde aller Geschlechter verteilen sich wieder im Oberland. Und wie der Vollmond über Burg und Kirche sein sanftes Licht in die urbane Strassenschlucht der Zürichstrasse giesst, raunt ein anwesenden Brite verdattert: «Die Queen ist gestorben».

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