Grüningen ist seiner Calatrava-Brücke einen Schritt näher
Stedtli-Umfahrung auf Kurs
Der Regierungsrat hat nach Abschluss des Wettbewerbs nun auch das Vorprojekt und das Bauprojekt an Stararchitekt Santiago Calatrava vergeben. Etwas Geduld brauchen die Grüninger dennoch.
Grüningen ist dem Traum der Stedtli-Umfahrung einen wichtigen Schritt näher gekommen – denn das Vorhaben der Calatrava-Brücke geht in die nächste Runde.
2018 hatte Santiago Calatrava den Wettbewerb um das Grüninger Umfahrungsprojekt gewonnen. Seither sind ein paar Jahre ins Land gegangen – doch das Projekt läuft im Hintergrund weiter. Seit November 2023 ist nun klar: Calatrava ist nicht nur Architekt der Brücke, sondern hat vom Zürcher Regierungsrat auch den Auftrag für das Vorprojekt und das Bauprojekt erhalten.
«Das Vorprojekt bildet die Basis für den Antrag an den Regierungsrat und den Kantonsrat, welcher abschliessend über die Kosten entscheiden muss», erklärt Thomas Maag, Mediensprecher der Zürcher Baudirektion. Bei einem Vorhaben dieser Dimension und Komplexität nehme die Ausarbeitung eineinhalb bis zwei Jahre in Anspruch. «Deshalb ist die öffentliche Auflage in der zweiten Jahreshälfte 2025 geplant.»
Freihändiges Verfahren
Dass Calatrava nach gewonnenem Wettbewerb nun auch mit den weiteren Planungsarbeiten seiner Brücke betraut wird, freut einen besonders. Grüningens Gemeindepräsident Carlo Wiedmer (SVP) ist nicht nur froh, sondern vor allem erleichtert über die Vergabe an den Stararchitekten.
Der Regierungsrat hatte die Calatrava Valls SA Ende November nämlich direkt und ohne öffentliche Ausschreibung mit dem Vorhaben betraut, indem er die Vergabe als freihändiges Verfahren behandelte – und damit Calatrava als Architekten an die Ausarbeitung des Projekts knüpfte.
In der Beschreibung dieses Verfahrens steht Folgendes: «Das ist nur in Ausnahmefällen erlaubt, beispielsweise wenn wegen der künstlerischen Besonderheit oder zum Schutz des geistigen Eigentums nur ein Anbieter infrage kommt.» Für den Kanton war diese Voraussetzung beim Stedtli-Projekt erfüllt. Damit waren eine erneute Ausschreibung und etwaige Bewerbungen der Konkurrenz vom Tisch.
Calatravas Millionenprojekt
Ende November publizierte der Regierungsrat seinen Entscheid. Bis zum Ende der Rekursfrist von 20 Tagen hatte Gemeindepräsident Wiedmer einige schlaflose Nächte – denn ein Rekurs gegen das vergebene Projekt hätte den Bau der Umfahrung vermutlich um Jahre verzögert.
«Wir sind froh, ist nun auch der zweite Projektschritt an Calatrava gegangen», erzählt Wiedmer. «Damit sind wir der Aufwertung unserer malerischen Gemeinde ein Stück näher.»
Nun haben Calatrava und sein Team also rund anderthalb Jahre Zeit, das Vorprojekt für die Umfahrung auszuarbeiten und die Finanzierung zu kalkulieren. Die Ausarbeitung des Vorprojekts kostet rund 1,6 Millionen Franken, das Bauprojekt inklusive Bauleitung rund 4 Millionen.
Die grobe Kostenschätzung für den Bau belief sich auf rund 24 Millionen Franken – wesentlich teurer als die vorgeschlagenen Projekte der Konkurrenten. Dennoch sei Calatravas Projekt die beste Lösung für die Umfahrung gewesen, sagte Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) 2018.
Die Brücke ist der Anfang
Das Ziel des Kantons ist klar: Der historische Kern von Grüningen soll aufblühen. Ein Traum, der sich mit Calatravas Umfahrung der Wirklichkeit nähert. «Die Brücke ist die Voraussetzung für die Aufwertung des Stedtli», erklärt Wiedmer.
Denn mit der Umfahrung würde die heute noch kantonale Stedtligass in den Besitz der Gemeinde übergehen. Und das wiederum ermöglicht die Beruhigung und Aufwertung der Altstadt. Damit könnte man die heutige 40er-Zone beispielsweise in eine Begegnungszone mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 Kilometern pro Stunde ändern – was Spielraum für mehr Leben in den Gassen ermöglicht.
«Unsere Gemeinde hat eines der wenigen historischen Stedtli, die heute noch mit Durchgangsverkehr zu kämpfen haben», so Wiedmer. «Sobald der Verkehr umgeleitet ist, haben wir ganz neue Möglichkeiten.» Die geplante Umfahrung hat damit eine weitreichende Bedeutung für Grüningen.
Doch bis dahin müssen sich die Grüninger noch etwas gedulden. Mehrere Projektschritte und politische Entscheide stehen noch an, was unter Umständen und je nach Einsprachen mehrere Jahre dauern kann. Gemäss Baudirektion kann man deshalb zum heutigen Zeitpunkt noch keine seriöse Aussage zum Baubeginn der Umfahrung machen.