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Gesellschaft

Historiker referiert am Forum

Die Lust am Neuen zur Zeit des Ustertags und heute

Von Baumwollspinnereien und Uhren bis in den Weltraum: Vor und am Ustertag dreht sich viel um Innovation.

Der Zürcher Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann referiert am Ustertag-Forum über Forschung und Innovation vor 200 Jahren.

Foto: Jonathan Labusch

Die Lust am Neuen zur Zeit des Ustertags und heute

Historiker referiert am Forum

Zukunftsglaube als Treiber für Innovation: Am Ustertag zeigt dies der Astrophysiker Thomas Zurbuchen auf. Und vier Tage vorher skizziert Tobias Straumann, wie es damit vor 200 Jahren aussah.

Der Zürcher Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann wird am diesjährigen Ustertag-Forum vom 19. November über die Bedeutung von Forschung und Innovation zur Zeit des Ustertags sprechen und darüber, was die Liberalen damit zu tun hatten. Auf sie geht die Volksversammlung von 1830 zurück, die dem Kanton Zürich eine neue Verfassung brachte. Straumanns Forschungsinteresse gilt vor allem der europäischen Geld- und Finanzgeschichte sowie der schweizerischen Wirtschaftsgeschichte.

Was sind die grössten Treiber für Innovation?

Tobias Straumann: Neugierde, Risikobereitschaft, Freiheit und Kapital.

Wie wichtig war der Faktor Geld für erfolgreiche Forschung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts?

Er wurde ab 1830 immer wichtiger. Die Liberalen legten grossen Wert auf Bildung und Forschung. Der grosse Aufschwung der Forschung an der Hochschule und in der Industrie kam erst nach 1850. Die ETH wurde 1854 gegründet.

Gute Handwerker und Privatgelehrte

Wo stand die Schweiz im Vergleich zu den europäischen Nachbarn um 1830 punkto Forschungsstandort?

Die Schweiz kannte damals noch keine nennenswerte akademische oder technische Forschung, aber sie hatte viele gute Handwerker und eine Reihe von Privatgelehrten, die europäischen Rang besassen.

Hat der damalige Forschungsstandort Schweiz Nachwirkungen bis heute?

Die Revolution von 1830 führte zur Gründung der Universität Zürich im Jahr 1833. Sie ist der Beginn des Forschungsstandorts Zürich.

Warum Europa zum reichsten Kontinent wurde

Wie stark beflügelte liberales Gedankengut Forschung und Innovation?

Das ist entscheidend und erklärt, warum Europa vor 500 Jahren zum reichsten Kontinent der Welt wurde. Anders als in anderen Weltregionen änderte sich die Mentalität gegenüber Forschung und Innovation. Statt Angst vor dem Neuen setzte sich eine Lust am Neuen durch, nicht nur in der Forschung und der Wirtschaft, sondern auch in der Kunst.

Bestimmte der Fortschrittsglaube schon früh die Schweizer Liberalen?

Ja, der Fortschrittsglaube war von Anfang an ein wichtiger Bestandteil des schweizerischen Liberalismus. Er war beseelt von der Hoffnung, mit Wissenschaft und Technik die Welt zu verbessern.

Welches waren die bedeutendsten Innovationen in der Schweiz um 1830?

Die Deutschschweizer Unternehmen waren sehr gut in der mechanischen Baumwollspinnerei, die Westschweizer Unternehmen waren führend in der handwerklichen Produktion von Uhren.

Stammten die innovativsten Köpfe hierzulande damals aus der Schweiz, oder handelte es sich mehr um zugezogene – oder vielmehr geflüchtete – Deutsche und Franzosen?

Beide Gruppen waren wichtig, die Zugezogenen wie die Einheimischen.

Krieg gilt häufig als Innovationstreiber. Wie sieht es aber mit unsicheren Zeiten aus? Forschung gedeiht doch am besten in einem geschützten, ruhigen Rahmen?

Im Kleinen braucht die Forschung stabile Rahmenbedingungen. Aber diese sind nicht direkt abhängig von der Weltpolitik. Sie kann sehr unberechenbar sein, ohne die Forschung zu unterbrechen.

Zuerst das Forum, dann der Ustertag

Seit drei Jahren findet im unmittelbaren Vorfeld des Ustertags ein Forum statt, das thematisch auf die Feier und den Redner Bezug nimmt. Mit dem Professor für Weltraumwissenschaft und -technologie Thomas Zurbuchen wird an der Ustertagfeier am 23. November die Wissenschaft im Zentrum stehen. Entsprechend wird am Forum «Die Bedeutung von Forschung und Innovation für die Schweiz zur Zeit der liberalen Revolution um 1830» beleuchtet. Der Zürcher Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann wird am 19. November um 19 Uhr im Gemeinderatssaal des Stadthauses sprechen. Im Anschluss an den Vortrag wird ein Apéro offeriert.

Die Ustertagfeier vom Sonntag, 23. November, beginnt um 14 Uhr in der reformierten Kirche Uster. Die Vorrede hält SVP-Nationalrat Martin Hübscher, ehe Thomas Zurbuchen als Hauptredner auftritt. Im Anschluss an die Feier in der Kirche wird ab zirka 15.30 Uhr in der Landihalle Uster ein gemeinsamer Apéro mit der Bevölkerung offeriert. Für diese gibt es danach ein Risottoessen in der Stadthalle. Geladene Gäste begeben sich an die Nachfeier im Stadthofsaal.

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