Gefahr für Blinde: Politiker aus Uster nimmt E-Trottis ins Visier
Lautloses Ärgernis
Wenn E-Trottinett-Fahrer verbotenerweise übers Trottoir rasen, wird es für Sehbehinderte brenzlig – das erlebt Gemeinderat Urs Lüscher (EVP) immer wieder.
Der Ustermer Gemeinderat Urs Lüscher (EVP) setzt sich seit Jahren für Menschen mit einer Behinderung ein. Früher war er Geschäftsführer einer Elektroinstallationsfirma, inzwischen ist er wegen einer Augenkrankheit fast blind.
Jetzt schlägt er Alarm wegen falsch parkierter E-Trottinetts und verantwortungsloser Menschen, die mit den E-Fahrzeugen verbotenerweise auf dem Trottoir fahren. Dies kann für ihn zur Gefahr werden – besonders, wenn ein solches Gefährt unerwartet von hinten kommt.
«Ich bin oft mit meinem Blindenführhund unterwegs. Wenn der erschrickt, kann er mich unkontrolliert mitziehen», erklärt Lüscher. Gerade für sehbehinderte Menschen könne es zum Problem werden, wenn E-Fahrzeug-Lenkerinnen und -Lenker auf den Trottoirs führen. Aber auch Seniorinnen und Senioren könnten erschrecken, wenn ein E-Trottinett von hinten heranrase.

Anlass für seine Kritik ist ein Artikel dieser Redaktion vom Juli. Darin berichtete die Stadtpolizei Uster, dass sie in den vergangenen drei Monaten bei Kontrollen 34 E-Fahrzeug-Lenker verzeigt hatte. Dies, weil sie entweder zu jung, alkoholisiert oder zu schnell unterwegs waren. Manche fuhren verbotenerweise auch zu zweit auf dem E-Trottinett.
Was im Bericht jedoch fehlte: Wie viele Personen mit E-Trottinetts auf dem Trottoir unterwegs waren oder ihre Fahrzeuge unsachgemäss, also mitten auf dem Gehweg, abgestellt hatten.
Für Lüscher sind das entscheidende Punkte. «Bei der Brunnenstrasse werde ich oft von Schülerinnen und Schülern von hinten überholt – und das auf dem Trottoir. Dabei bin ich mit Langstock oder Hund gut als sehbehindert erkennbar.»
Seine Sehbehinderung beeinträchtige auch das Gleichgewicht. «Wenn jemand zu nah und zu schnell vorbeifährt, ist das für mich gefährlich.»
Ideen für mehr Sicherheit
Lüscher fordert deshalb mehr Massnahmen für die Sicherheit im öffentlichen Raum in Uster: etwa fixe Abstellstationen für E-Trottinetts – wie in Illnau-Effretikon – oder eine stärkere Verantwortung der Anbieter.
Auch zusätzliche Schildkröten- beziehungsweise Langsamfahrzonen könnten helfen. Dies sind Bereiche, in denen die Geschwindigkeit der E-Trottinetts automatisch schon auf 6 Kilometer pro Stunde reduziert und mit einem Schildkrötensymbol auf dem Display angezeigt wird. Dies, um die Sicherheit in stark frequentierten Bereichen oder in der Nähe von Fussgängerzonen zu erhöhen.
Lüscher findet, man könne diese Zonen auf alle Trottoirs ausweiten. «Es geht mir nicht darum, E-Trottinetts zu verbieten. Aber das Sicherheitspotenzial ist meiner Meinung nach noch nicht ganz ausgeschöpft.»
Mit einer Anfrage an den Stadtrat fordert er nun Antworten. Unter anderem möchte er wissen, ob das Fahren auf dem Trottoir überhaupt kontrolliert wurde. Und auch, wie viele Meldungen aus der Bevölkerung eingegangen sind und wie oft falsch parkierte Fahrzeuge beanstandet wurden. Die Antwort kann im September erwartet werden.
Bis dahin darf die Stadtpolizei Uster keine Antworten geben auf die Frage, wie viele der 34 Verzeigten verbotenerweise auf dem Trottoir gefahren sind – und ob sie jeweils auch solche Lenkerinnen und Lenker ahndet und bestraft.