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Kanton gibt Entwarnung für den Greifensee und den Pfäffikersee

Wie viel PFAS stecken in unseren Seen? Der Kanton hat in Fischen nach diesen Chemikalien gesucht. Die Resultate sind nicht nur erfreulich.

Fische aus dem Pfäffikersee (im Bild), dem Greifensee und dem Zürichsee wurden vom Kanton auf Belastungen durch PFAS untersucht. (Archiv)

Foto: ZO

Kanton gibt Entwarnung für den Greifensee und den Pfäffikersee

Ewigkeitschemikalien

Der Kanton Zürich hat die Fische in seinen grösseren Seen nach Chemikalien untersucht. Gibt es bald wieder Berufsfischer auf dem Greifensee?

Die gute Nachricht zuerst: Es könnten schon bald wieder Fische aus dem Greifensee auf den Tellern der Liebhaberinnen und Liebhaber von Egli, Felche, Schwale (Rotauge) und Hecht landen. Berufsfischer dürfen sich wieder um die Seepacht für das zweitgrösste Gewässer im Kanton bewerben.

Seit vergangenem Mai stehen nur noch Hobbyfischer an den Ufern des Greifensees. Ende April 2024 war Andreas Zollinger zum letzten Mal auf das Gewässer hinausgefahren, um seine Netze einzuholen. Ein Streit mit seinem Nachbarn und Vermieter hatte dazu geführt, dass sich der letzte Berufsfischer in der Region nicht um die Verlängerung der auslaufenden Seepacht bemühte.

Der Kanton Zürich nutzte diese Gelegenheit und verzichtete darauf, die Pacht neu auszuschreiben. Das Amt für Landschaft und Natur (ALN) wollte sich zuerst Klarheit verschaffen, ob und wie stark die Seen im Kanton mit Chemikalien belastet sind. Mit einer Messkampagne im Zürichsee, Greifensee und Pfäffikersee wurden die Fischbestände nach per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) untersucht.

Was sind PFAS?

Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind eine Gruppe schwer abbaubarer Stoffe, die deshalb auch als Ewigkeitschemikalien bezeichnet werden. Aufgrund ihrer wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften sowie ihrer hohen Beständigkeit wurden PFAS über viele Jahre hinweg in zahlreichen Industriebereichen eingesetzt. PFAS fanden sich beispielsweise in Verpackungen, Regenbekleidung, Kosmetika, Feuerlöschschaum, beschichteten Pfannen oder Kabelummantelungen.

Die Verwendung der zwei am besten untersuchten PFAS-Verbindungen, Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroctansäure (PFOA), ist heute weitgehend verboten. Weil sie schwer abbaubar sind, können diese Substanzen aber bis heute in der Umwelt, in Lebensmitteln und auch im menschlichen Körper nachgewiesen werden.

Der Mensch nimmt PFAS grösstenteils über Lebensmittel auf. Bei einigen dieser Chemikalien konnte eine gesundheitsschädliche Wirkung nachgewiesen werden, bei anderen Verbindungen ist über die Auswirkungen auf die Gesundheit nur wenig bekannt. In Anlehnung an die EU-Gesetzgebung wurden in der Schweiz per 1. Februar 2024 für besonders kritische PFAS-Verbindungen Höchstgehalte für tierische Lebensmittel (u.a. für Fische) in Kraft gesetzt.

Insgesamt 130 Speisefische aus den drei Seen beteiligten sich an den Tests im vergangenen Sommer – wenn auch unfreiwillig. Das kantonale Labor untersuchte die PFAS-Belastung im Muskelfleisch von Egli, Hecht, Schwale und Felche. Pro See und Fischart entnahm es zwischen 2 und 15 Proben, die auf 20 verschiedene PFAS-Verbindungen untersucht wurden.

PFAS in allen untersuchten Fischen

Das ernüchternde Resultat: In allen (!) 130 untersuchten Fischen wurden PFAS gefunden. Von den 20 untersuchten Verbindungen wurden neun nachgewiesen. Doch das kantonale Labor stellte auch fest, dass die Belastungen bei Egli, Schwale und Felche allesamt unter den gesetzlichen Höchstgehalten liegen.

Beim Hecht weist ein Teil der Proben Belastungen über oder knapp unter den Höchstwerten auf. Dazu muss man wissen: Die gesetzlichen Höchstgehalte beim Hecht sind deutlich tiefer als bei den anderen drei untersuchten Fischarten. Im Pfäffikersee sind Egli und Hecht stärker belastet als in den beiden anderen Seen.

Felchen in einer Kiste.
Die Felche gilt als «Brotfisch» für einen Berufsfischer auf dem Greifensee. (Archiv)

Die Höchstgehalte werden in der Schweiz vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) festgelegt. Sie schützen die Konsumierenden, indem sie das Risiko einer Gesundheitsgefährdung minimieren.

Dabei kommen in einer komplexen Systematik verschiedene Kriterien zur Anwendung, allen voran der Gesundheitsschutz, aber auch die verzehrten Mengen, die Bedeutung des Lebensmittels in der Ernährung der Bevölkerung oder auch die technische Machbarkeit, die Werte einzuhalten. «Die Höchstgehalte werden so tief wie möglich angesetzt», erklärt Sarah Camenisch vom BLV, «aber sie müssen von den Lebensmittelproduzenten erreichbar sein. Ansonsten wären bestimmte Produkte irgendwann nicht mehr erhältlich.»

Auch wenn die Höchstgehalte innerhalb einer Lebensmittelkategorie unterschiedlich sein können: Wenn Lebensmittel den Höchstwert einhalten, gefährden sie die Gesundheit gemäss dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht. Mit einer abwechslungsreichen Ernährung, die viele verschiedene Lebensmittel umfasst, könne man die Aufnahme von PFAS zusätzlich minimieren, so Camenisch.

Seepacht ist wieder ausgeschrieben

Da die gesetzlichen Höchstwerte bei drei von vier Fischarten nicht überschritten werden, hat der Kanton Zürich die Seepacht für den Greifensee wieder ausgeschrieben. Die Pacht gilt für jeweils acht Jahre und wird rückwirkend vom 1. Mai 2024 bis 30. April 2032 vergeben. Gut möglich also, dass schon bald wieder ein Berufsfischer auf den Greifensee hinausfährt und seinen Fang im kleinen Laden in Riedikon feilbietet.

Auf dem Zürichsee hat der Kanton Seepachten an zehn Berufsfischer vergeben. Dazu kommen im Schwyzer und im St. Galler Teil des Zürichsees und Obersees weitere sieben aktive Berufsfischer. Die Kantone St. Gallen und Schwyz vergeben jährliche Patente.

Auf die Hobbyfischerei hatte das Aussetzen der Seepacht im Greifensee übrigens keinen Einfluss. Die gesetzlich festgelegten Höchstwerte gelten nur für Fische, die als Lebensmittel in Läden oder Restaurants landen. Freizeitfischer dürfen eigenverantwortlich entscheiden, was sie mit den Fischen machen, die bei ihnen angebissen haben.

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