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Gäste aus der ganzen Schweiz zieht es ins Tösstal

Ferien in der Schweiz sind en vogue. Das spüren auch Tösstaler Unterkünfte. Doch mit Gästen aus dem eigenen Land können nicht alle die fehlenden ausländischen Touristen kompensieren.

In Tösstaler Unterkünften steigen viele Velofahrer ab. Wie hier im Gasthaus zum Tulpenbaum in Neubrunn. , Unscheinbar von aussen, aber im Bed and Breakfast Casa Almeida verbringen derzeit viele Touristen aus der Schweiz eine Nacht., Die Geschäftsführer Beatrice und Josef Almeida leben nicht mehr in Turbenthal. Sie führen ihr Bed and Breakfast von Kanada aus.

Screenshot: SRF

Gäste aus der ganzen Schweiz zieht es ins Tösstal

Wer derzeit im Gasthaus zum Tulpenbaum in Neubrunn bei Turbenthal eines der sieben Zimmer buchen möchte, muss Glück haben. «Wir sind fast immer ausgebucht», sagt Inhaber Stefan Böni.

Das Gästehaus, das er zusammen mit seiner Frau Katrin betreibt, liegt an der beliebten Mittelland-Veloroute 5, die vom Bodensee bis nach Lausanne führt. Aus diesem Grund stiegen viele Velofahrer im «Tulpenbaum» ab, sagt Böni. «Doch auch andere Ausflügler zieht es immer mehr zu uns.»

Längerer Aufenthalt in Neubrunn

Und diese bleiben im Schnitt länger in Neubrunn, als es sich die Bönis gewohnt sind: «Bei den Velofahrern ist es natürlich üblich, dass sie nur eine Nacht bleiben. Doch andere Touristen bleiben oft zwei bis vier Tage hier.»

Die meisten ihrer Gäste in der aktuellen Sommersaison kommen aus der Schweiz und Deutschland. Besonders hoch sei zurzeit das Interesse von Touristen aus dem Welschland. Viele hätten eigentlich andere Ferien geplant und mussten sich kurzfristig für Urlaub im Heimatland entscheiden.

«Wir sind gut vernetzt und auf allen gängigen Plattformen vertreten.»

Beatrice Almeida, Geschäftsführerin und Mitinhaberin Bed and Breakfast Casa Almeida

Dabei haben die Bönis ihr Angebot für Ausflugsferien im Tösstal gar nicht speziell beworben. «Wir sind aber auf allen bekannten Buchungsplattformen im Internet vertreten», sagt Böni. Dass diese Anbieter eine Provision auf den Übernachtungspreis einkassieren, stört ihn nicht: «Denn über sie kommen die Gäste zu uns.»

Von Kanada alles im Blick

Dasselbe sagt auch Beatrice Almeida, Mitinhaberin und Geschäftsführerin der Unterkunft Bed and Breakfast Casa Almeida in Turbenthal. «Wir sind gut vernetzt und auf allen gängigen Plattformen vertreten», erklärt sie. Über diese Anbieter fänden die meisten Gäste ihren Weg ins «Casa».

Die Unterkunft am Ortsausgang von Turbenthal gibt es seit über zehn Jahren. In der Zwischenzeit sind Beatrice Almeidas Schwiegereltern Gastgeber vor Ort. Beatrice und ihr Mann Josef Almeida sind 2019 nach Kanada ausgewandert, wo sie ein eigenes Motel führen. «Wir sind aber immer noch Geschäftsführer des ‹Casa Almeida› und haben deshalb die Buchungen im Blick.»

90 Prozent Schweizer Gäste

Zurzeit haben die Almeidas von der anderen Seite des Atlantiks eine kleinere Anzahl von Gästen auf dem Radar. «Unter dem Strich sind es schon weniger Buchungen, auch wenn wir derzeit sehr viele Gäste aus der Schweiz beherbergen», sagt Beatrice Almeida. Doch diese könnten die fehlenden ausländischen Touristen nicht ersetzen.

Normalerweise finden selbst Asiaten den Weg nach Turbenthal. Dieses Jahr sind es vermehrt Personen aus dem Welschland, dem Tessin oder dem Bernbiet. Etwa 90 Prozent der Gäste in diesem Sommer kommen aus der Schweiz. «Die meisten davon sind Velofahrer oder Wanderer», erklärt Almeida. Diese blieben im Durchschnitt ein bis zwei Nächte in ihrem «Casa».

«Viele Leute, die uns noch von früher kennen, haben auf gut Glück nach einem Zimmer angefragt.»

Marianne Brühwiler-Rüegg, Wirtin Gasthaus Sternen 

Dazu kommen Arbeiter, die aus beruflichen Gründen für kurze Zeit im Raum Winterthur eine Unterkunft beziehen: «Doch diese Gäste haben wir regelmässig im Bed and Breakfast, unabhängig von der Sommersaison», sagt die Geschäftsführerin. Sie ist trotz des Buchungsrückgangs insgesamt zufrieden mit dem Geschäftsgang ihrer Unterkunft trotz der Corona-Krise.

Auf gut Glück

Ebenfalls zufrieden kann Marianne Brühwiler-Rüegg sein, die Wirtin und Gastgeberin im Sternenberger Gasthaus Sternen. Erst Mitte Mai hatte Brühwiler den «Sternen» im Neubau wiedereröffnet. Das geschichtsträchtige Restaurant war 2016 niedergebrannt.

Und es kommen bereits schon erste Hotelgäste in den «Sternen»: «Viele Leute, die uns noch von früher kennen, haben auf gut Glück nach einem Zimmer angefragt», erklärt Brühwiler. «Einige Hotelgäste wollen auch einfach das neue Gasthaus anschauen.»

Bei der Eröffnung im Mai waren die zwei Hotelzimmer sowie der Massenschlag noch nicht fertig. Es fehlte unter anderem noch die Inneneinrichtung. Die Zimmer sind in der Zwischenzeit bewohnbar, auch wenn Rüegg mit Holz und Steinen noch etwas mehr «Oberland-Feeling» in die Einrichtung bringen möchte.

Nachwirkungen eines Filmklassikers

Die meisten ihrer Hotelgäste seien Ausflügler und Wanderer, die für eine Nacht blieben, erklärt sie. Es sind bisher ausschliesslich Schweizer, die Mehrheit von ihnen kommt aus der Region. «Der Film ‹Sternenberg› mit Mathias Gnädinger, der unser Gasthaus bekannt machte, wirkt bei vielen von ihnen immer noch nach», glaubt Brühwiler.

Aktiv beworben hat die Wirtin ihre zwei Hotelzimmer sowie den Massenschlag noch nicht: «Sobald wir die Inneneinrichtung vollständig abgeschlossen haben, werde ich zu diesem Zweck Fotos von den Zimmern machen.» Ihr Angebot wolle sie jedoch nur auf regionalen Kanälen verbreiten, betont die Wirtin.

Aus diesem Grund wird man Zimmer im «Sternen» auch in absehbarer Zukunft nicht auf grossen Buchungsplattformen im Internet finden. Für die Wirtin würde das keine Vorteile bieten: «Das lohnt sich nicht. Dafür haben wir zu wenige Zimmer und die Provisionen sind in meinen Augen viel zu hoch.»

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