Fünf Fragen an die Kandidaten für das Fischenthaler Gemeindepräsidium
Sie wollen in Dilliers Fussstapfen treten
Seit Anfang Jahr ist Fischenthal führungslos – zumindest auf dem Papier. Am 18. Mai wählt die Gemeinde einen neuen Präsidenten. Trotz Alters- und Erfahrungsunterschied gibt es zwischen den beiden Kandidaten auch Parallelen.
Wer manövriert Fischenthal in Richtung Zukunft? Dieser Frage müssen sich die rund 2600 Einwohnerinnen und Einwohner am 18. Mai stellen. Dann nämlich entscheiden sie, wer die Nachfolge von Barbara Dillier (parteilos) übernimmt.
Die Gemeindepräsidentin wurde Ende November 2024 zur neuen Stadtpräsidentin von Rapperswil-Jona gewählt, seither lenkt Vizepräsident Matthias Zürcher (parteilos) interimsmässig die Geschicke der Gemeinde.
Ins Rennen um das Amt sind zwei Charaktere gestiegen, die, zumindest was die politische Erfahrung angeht, unterschiedlicher nicht sein könnten. SVP-Bezirksparteipräsident René Schweizer, der bereits mehrere Kandidaturen hinter sich hat, trifft dabei auf den Parteilosen Matthias Lutz, der zum ersten Mal kandidiert.
Nachfolgend stellen sich die beiden Kandidaten den schriftlichen Fragen dieser Redaktion.
Matthias Lutz (parteilos)

Wohnort: Gibswil
Beruf: Stv. Teamleiter Sozialberatung, Gemeindeverwaltung Gossau ZH
Lieblingsort in der Gemeinde: Im Fistel – mein Kindheitsort mit Nähe zur Natur, zum Rietliweiher und zum Skilift. Und mein Balkon – zu Hause ist es am schönsten.
Als neuer Gemeindepräsident übernehmen Sie die Aufgabe von Barbara Dillier. Was wollen Sie anders machen als Ihre Vorgängerin?
Matthias Lutz: Barbara Dillier hat viel für Fischenthal geleistet – dafür gebührt ihr Dank und Anerkennung. Ich möchte auf dem Bestehenden aufbauen, aber eigene Akzente setzen. Insbesondere will ich die Bevölkerung noch stärker in die Gemeindearbeit einbeziehen und die Informationskultur ausbauen. Mehr Transparenz, mehr Dialog, mehr Mitsprache. Ich sehe meine Rolle als Brückenbauer zwischen Verwaltung, Politik und Bevölkerung – offen, verbindend und bürgernah.
Was unterscheidet Sie von Ihrem Kontrahenten?
Ich bin in Fischenthal geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen und seit je hier zu Hause. Meine Wurzeln liegen in dieser Gemeinde – ich kenne die Menschen, ihre Anliegen und unsere lokale Realität. Ich kandidiere aus Überzeugung für Fischenthal, nicht aus politischen Karriereplänen. Mit fast zehn Jahren Verwaltungserfahrung weiss ich, was auf kommunaler Ebene möglich ist. Mein Fokus liegt auf machbaren, langfristigen Lösungen – für Fischenthal und seine Zukunft.
Was sind in Ihren Augen die grössten Probleme der Fischenthalerinnen und Fischenthaler, und wie wollen Sie diese angehen?
Im Austausch mit vielen Einwohnerinnen und Einwohnern wurde deutlich, dass Fischenthal sehr geschätzt wird – doch es gibt auch klare Anliegen. Genannt wurden eine leistungsfähige Verwaltung, mehr Unterstützung für Vereine sowie Treffpunkte für das Dorfleben. Auch die langfristige Eigenständigkeit beschäftigt. Ich will diese Themen aktiv angehen – mit klarer Führungsstruktur, gezielter Vereinsförderung und offenen Formaten für Begegnung, Austausch und Mitwirkung.
Die Gemeinde musste in den vergangenen Jahren die Verwaltung reorganisieren. Das ist geglückt. Wie wollen Sie sicherstellen, dass die Verwaltung auch künftig leistungsfähig bleibt?
Die Verwaltung soll effizient, erreichbar und bürgernah bleiben. Ein Teil der Reorganisation ist abgeschlossen, doch wir sind noch nicht am Ziel. Es braucht weiterhin Einsatz, klare Prioritäten und gute Rahmenbedingungen. Ich will dafür sorgen, dass die Verwaltung strukturell gestärkt wird und dort, wo es Sinn macht, mit Nachbarn kooperiert. Damit die Bevölkerung auch künftig kompetent, zuverlässig und auf Augenhöhe beraten wird.
Eine Fusion wollten die Bürger nicht – trotzdem steht Fischenthal als kleine Gemeinde vor zahlreichen Herausforderungen. In welche Richtung soll sich Fischenthal unter Ihrer Führung entwickeln?
Ich sehe für Fischenthal eine eigenständige, lebendige Zukunft. Unsere Gemeinde hat eigene Stärken und Bedürfnisse – darum soll sie auch weiterhin selbst über ihre Entwicklung entscheiden können. Eine Fusion ist für mich kein Thema. Stattdessen setze ich auf gezielte Zusammenarbeit mit Nachbarn, wo es für alle Sinn macht – und darauf, dass die Entscheidungen, die uns betreffen, auch bei uns bleiben.
René Schweizer (SVP)

Wohnort: Fischenthal
Beruf: Eidg. dipl. Bäcker-Konditor-Confiseur, nebenamtlicher Berufsschullehrer
Lieblingsort in der Gemeinde: Bei uns zu Hause, gemeinsam mit meiner Familie, da ist es unbeschreiblich schön.
Als neuer Gemeindepräsident übernehmen Sie die Aufgabe von Barbara Dillier. Was wollen Sie anders machen als Ihre Vorgängerin?
René Schweizer: Ohne die Aufgabe je ausgeübt zu haben, konkrete Unterschiede zu nennen, wäre nicht angemessen. Barbara Dillier hat vieles sehr gut gemacht, insbesondere ihre Nähe zur Bevölkerung schätzte ich besonders – das möchte ich unbedingt weiterführen. In der Kommunikation mit der Bevölkerung sehe ich noch Verbesserungspotenzial. Wir müssen uns den neuen Herausforderungen widmen: eine leistungsfähige Verwaltung, die Schulraumplanung, die Finanzsituation und die Zukunft des Restaurants Blume.
Was unterscheidet Sie von Ihrem Kontrahenten?
Ein Vergleich ist nicht nötig. Wer mich wählt, setzt auf einen engagierten, jung gebliebenen Unternehmer mit Führungserfahrung und starken Wurzeln in Fischenthal. Als SVP-Bezirksparteipräsident bin ich gut vernetzt, dieses Wissen kann ich sicher einsetzen. Seit 17 Jahren unterrichte ich an der Berufsschule – dabei habe ich meine Sozialkompetenz und meine lösungsorientierte Herangehensweise unter Beweis gestellt. Diese Stärken sehe ich als essenziell und will ich als Gemeindepräsident gezielt einbringen.
Was sind in Ihren Augen die grössten Probleme der Fischenthalerinnen und Fischenthaler, und wie wollen Sie diese angehen?
Eine Herausforderung sehe ich in der Kommunikation. Die Schulraumplanung, die Anforderungen an das Gemeindehaus sowie die Zukunft des Restaurants Blume erfordern durchdachte Lösungen. Ich will nachhaltige und tragfähige Wege finden, welche den finanziellen Rahmen wahren und den vielfältigen Bedürfnissen unserer Gemeinde gerecht werden. Das gelingt, wenn wir die Bevölkerung frühzeitig einbeziehen und den Unterschied zwischen Notwendigem und Wünschenswertem klar aufzeigen.
Die Gemeinde musste in den vergangenen Jahren die Verwaltung reorganisieren. Das ist geglückt. Wie wollen Sie sicherstellen, dass die Verwaltung auch künftig leistungsfähig bleibt?
Als Unternehmer weiss ich: Einmal organisieren reicht nicht, es braucht ständige Aufmerksamkeit und Kontrolle. Als Gemeindepräsident möchte ich fakten- und zahlenbasiert führen und pflege dafür ein vertrauensvolles Verhältnis zur Gemeindeschreiberin. Meine Hauptaufgabe sehe ich darin, die Anliegen der Bevölkerung aufzunehmen, lösungsorientiert zu handeln und Lösungen gemeinsam mit der Verwaltung umzusetzen. Der Gemeindepräsident braucht dafür den Überblick – nicht Verwaltungsroutine.
Eine Fusion wollten die Bürger nicht – trotzdem steht Fischenthal als kleine Gemeinde vor zahlreichen Herausforderungen. In welche Richtung soll sich Fischenthal unter Ihrer Führung entwickeln?
Fischenthal soll eigenständig bleiben – aber offen, vorausschauend und zukunftsorientiert geführt werden. Dafür setze ich mich mit ganzer Kraft ein. Herausforderungen müssen früh erkannt werden, und gemeinsam müssen Lösungen erarbeitet und konsequent umgesetzt werden. Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden ist unerlässlich – nicht zum Auslagern, sondern zum gegenseitigen Übernehmen der Herausforderungen. So nutzen wir die Verwaltung effizient und sichern unsere Eigenständigkeit.