EW Wald will auf Batzberg Windräder realisieren
Neue Pläne für Energiegewinnung
Für einen Windpark zwischen Wald und Rüti gibt es bereits einen möglichen Investor. Die SN Energie nimmt den Standort Batzberg unter die Lupe.
Von Wald aus gesehen präsentiert sich der auf Rütner Boden stehende Batzberg vor allem grün, überzogen von Wald – und einer Starkstromleitung. In acht Jahren, so hofft Walds Gemeindepräsident Ernst Kocher (SVP), stehen dort oben auch drei Windenergieanlagen.
Gehören sollen sie den Walderinnen und Waldern, mindestens indirekt. Und zwar über die EW Wald AG, ein selbständiges Unternehmen der Politischen Gemeinde. Das Elektrizitätswerk versorgt die Gemeinde mit ihren gut 10'000 Einwohnerinnen und Einwohnern mit Strom. Und dieser soll zur Hälfte dereinst von diesem eher unscheinbaren Höhenzug kommen. «Das ist beträchtlich», unterstreicht Kocher.
Energie aus der Region für die Region
Die kantonale Baudirektion geht davon aus, dass mit drei je 220 Meter hohen Windrädern dort oben im Jahr 26 Gigawattstunden gewonnen werden könnten. Das EW Wald verkauft heute jährlich rund 43 Gigawattstunden.
«Aus der Region für die Region» lautet Kochers Credo. Lokale Investoren sollen dafür sorgen, dass sie möglichst viel Energie in der Region gewinnen.

Das soll künftig nicht nur über die Solarenergie geschehen, die in Wald zurzeit stark ausgebaut wird. So hat die Gemeinde eine grosse Solaranlage auf dem Schulhaus Laupen gebaut und fördert mit einem lokalen Programm auch den Bau von vertikalen Solaranlagen. Neu hinzu kommen soll nun eben auch die Windenergie.
Dass die Gemeinde gerade jetzt in die Offensive geht, hängt laut Kocher mit zwei Entscheiden zusammen. Das ist zum einen die Gemeindeversammlung von letzter Woche.
Diese hat eine Initiative abgelehnt, die einen Mindestabstand von Windkraftanlagen zu bewohntem Gebiet gefordert hatte. Zum anderen ist dies die am Dienstag von Baudirektor Martin Neukom (Grüne) präsentierte Windenergiestrategie. Nach dieser soll der Batzberg als Eignungsgebiet im Richtplan festgesetzt werden.
Unternehmen mit Windparkbeteiligungen
Ganz allein will die EW Wald AG, in deren Verwaltungsrat Ernst Kocher sitzt, aber das Grossvorhaben nicht angehen. Vielmehr soll die SN Energie dieses anpacken. Dieses Unternehmen wird von sieben Aktionärswerken getragen. Zu ihnen gehören neben dem grössten Aktionär, den St. Galler Stadtwerken, mehrere Glarner und St. Galler Werke und mit sieben Prozent auch das EW Wald.
Die SN Energie betreibt in der Schweiz mehrere Wasserkraftwerke und ist am Windpark Mont Crosin in der Romandie beteiligt. Darüber hinaus verfügt sie über Beteiligungen an Kernkraftwerken in der Schweiz und dem umliegenden Ausland sowie insbesondere an 14 Windparks in Deutschland, Frankreich und Italien.
Die Gruppe hat zudem mehrere potenzielle Windkraftstandorte in der Ostschweiz ins Auge gefasst.
Als Erstes Messungen nötig
«Wer sich wie stark an einem Windpark auf dem Batzberg beteiligt, ist noch völlig offen», betont Kocher. Doch was die nächsten Schritte sein werden, zeichnet sich schon klar ab.
Zunächst geht es darum, dass auf dem Batzberg genaue Windmessungen vorgenommen werden. Das Potenzial ist heute nämlich erst geschätzt. Solche Messungen müssen vom Investor vorgenommen werden.

Wie Kocher erklärt, muss dafür aber das Einverständnis der Grundeigentümer vorliegen. Das ist im Fall des Batzbergs einerseits die Gemeinde Rüti. «Quasi auf präsidialer Ebene hat es da auch schon ein informelles Gespräch mit Rütis Präsidentin Yvonne Bürgin gegeben», schmunzelt Kocher. Die Gemeinde Wald verfügt dort oben über keinen eigenen Boden, auch wenn ein kleiner Teil des Eignungsgebiets auf Walder Gebiet liegt.
Andererseits sind das Privateigentümer. Und von denen ist wohl der grösste der Rütner Landwirt Daniel Steinmann. Dieser zeigte sich in der Vergangenheit gegenüber einer Anlage auf seinem Boden offen. Auf Anfrage bestätigte er auch, dass er solchen Windmessungen wohl zustimmen werde.
Bürger sollen Teilhaber werden
Als potenzieller Investor gelte es aber auch, die idealen Standorte für die drei Windräder zu finden und die Zufahrten zu prüfen. Wenn für den Sockel der Turbinen Wald gerodet werden müsse – was angesichts der Karte des Eignungsgebiets nötig sein wird –, gelte es, Ersatzflächen zu finden, wo Wald entstehen könne. «Es gibt schon noch ein paar Hürden», meint Walds Gemeindepräsident.

Noch nicht vertieft geklärt ist die Möglichkeit einer Bürgerbeteiligung. «Diese Idee besteht in unseren Köpfen», meint Kocher. Einwohner könnten sich als Aktionäre direkt am Windpark beteiligen. Auf der einen Seite könne so der Finanzbedarf der Investoren reduziert werden, auf der anderen werde vor Ort Identifikation mit dem Projekt geschaffen. «Und wenn es gut läuft, gibt es auch eine kleine Dividende.»
In Opposition zu Parteikollegen
Mit der klaren Unterstützung der Windenergie steht der SVP-Politiker in seiner Partei mindestens in der Region ziemlich allein da. «Für deren Ablehnung habe ich nicht viel Verständnis», hält er fest. Schliesslich gehe es doch darum, gerade auch im Energiebereich Eigenverantwortung wahrzunehmen, die Selbstversorgung zu sichern und Unabhängigkeit zu erlangen. Werte, die sonst von der SVP hochgehalten würden.
Die Gemeindeexekutive stehe in der Verantwortung, die Bevölkerung mit günstiger Energie zu versorgen. Entsprechend handle der Walder Gemeinderat. Und Kocher lässt keine Zeit verstreichen, weiter vorwärtszumachen. Noch am Mittwoch hat eine Sitzung stattgefunden, in der die nächsten Schritte besprochen worden sind.