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Oberländer ESAF-Neuling

Er ist auf den Spuren seines Vaters

Janos Bachmann war am NOS der beste Oberländer und nimmt nun erstmals an einem Eidgenössischen teil. Dem Wildberger wurde das Schwingen in die Wiege gelegt.

Am Bachtelschwinget in Hinwil stand Janos Bachmann (links) vor vier Wochen erstmals in einem Schlussgang.

Foto: Christian Merz

Er ist auf den Spuren seines Vaters

Janos Bachmann war am NOS der beste Oberländer und nimmt nun erstmals an einem Eidgenössischen teil. Dem Wildberger wurde das Schwingen in die Wiege gelegt.

Wer von den Oberländer Schwingern spricht, denkt wohl in erster Linie an jene vom Schwingklub Zürcher Oberland (SKZO). Doch nicht alle Schwinger aus der Region sind tatsächlich im SKZO aktiv. Den eingefleischten Schwingfans, die Wochenende für Wochenende die Ranglisten detailliert studieren, wird das längst klar sein. In letzter Zeit aber dürfte ein Oberländer ausserhalb des SKZO vermehrt auch jenen aufgefallen sein, die ihren Blick nur auf die vorderen Ränge richten.

Janos Bachmann heisst er, wird im Oktober 21 Jahre alt, lebt in Wildberg – und machte zuletzt etwa als Schlussgangteilnehmer am Bachtelschwinget von sich reden, wo er gegen den Fischenthaler «Eidgenossen» Fabian Kindlimann stellte und dem Routinier den Festsieg überlassen musste.

Bachmann steigt für den Schwingklub Winterthur in die Hosen. Wieso die Wahl auf diesen Verein fiel, liegt auf der Hand. Der Schwingkeller im Winterthurer Deutweg ist von Wildberg aus rascher erreichbar als jener des SKZO in Hadlikon. Fünf Kilometer beträgt der Unterschied.

Eigentlich hätte es auch der Schwingklub Glatt- und Limmattal werden können. Schliesslich schwang sein Vater Daniel Bachmann für diesen Klub – doch mit Schlieren, wo die Glatt- und die Limmattaler trainieren, hat ein Wildberger sicher noch viel weniger am Hut als mit Hadlikon.

Seit elf Jahren schwingt Janos Bachmann – und abgesehen von der Klubzugehörigkeit ist er durchaus auf den Spuren seines Vaters, der heute den Kantonalverband präsidiert. Dessen Erfolge sind eine Inspiration für Janos Bachmann. 30 Jahre ist es her, seit Daniel Bachmann in Chur zum eidgenössischen Kranzschwinger wurde. Und 2004, zum Abschluss seiner Karriere, feierte er am Zürcher Kantonalen seinen ersten und einzigen Kranzfestsieg. Seither gelang das keinem aus der Region mehr.

Die Stadt Zürich als End- und Startpunkt

Wie es der Zufall will, fand das Zürcher Kantonale 2023 genau wie jenes 2004 in der Stadt Zürich statt – und Janos Bachmann holte dort seinen ersten Kranz überhaupt. 18 Jahre alt war er da, und so langsam wurde ihm bewusst: Einmal an einem Eidgenössischen Schwingfest teilnehmen zu können, ist nicht unrealistisch. Als Zuschauer war er bisher lediglich vor dem TV mit dabei gewesen. «Man träumt dann schon davon, selber einmal einlaufen zu können», sagt Bachmann.

Nun geht der Traum am Samstag in Mollis in Erfüllung. Bachmann steht unterdessen bereits bei sechs Kränzen, 2025 ist sein bisher erfolgreichstes Jahr. Am Zürcher Kantonalen und am Glarner-Bündner holte er jeweils einen, vor allem ist er seit dem Nordostschweizer Schwingfest (NOS) in St. Gallen Ende Juni nun auch Teilverbandskranzer. In den geteilten dritten Rang schaffte er es da – als bester Oberländer notabene. Es war auch jener Moment, als er wusste: Es wird wohl reichen für die Teilnahme am Eidgenössischen.

Janos Bachmann
Er hat gut lachen: Janos Bachmann sicherte sich in dieser Saison am NOS in St. Gallen erstmals einen Teilverbandskranz.

Was in Mollis ganz genau auf ihn zukommt, vermag er nicht abzuschätzen. Den Schwingplatz im Glarnerland hat er mit der NOS-Delegation bereits besucht, «die Abläufe sind mir grundsätzlich schon klar. Aber wie es dann ist mit all den Leuten, inwiefern ich das ausblenden kann, das weiss ich noch nicht.»

Wobei er da grundsätzlich keine schlechten Voraussetzungen hat. Nervosität aufgrund des Publikums, das kennt Bachmann nicht. «Bisher ist es mir immer gelungen, die Leute auszublenden und den Fokus auf dem Kampf zu haben.» Den Beweis hat er durchaus auch schon vor grösserem Publikum erbracht – am NOS waren es über 8000, auf der Schwägalp über 12’000 Zuschauer. Das ist aber noch kein Vergleich mit Mollis, wo es 56’500 Plätze in der Arena gibt.

Nicht denken, schwingen!

1,92 Meter, 100 Kilo – körperlich hat Bachmann gute Voraussetzungen, ein erfolgreicher Schwinger zu werden. Er glaubt denn auch, dass er gerade im Mentalen am meisten Steigerungspotenzial hat. Die Gedanken vor einem Gang will er noch besser bündeln können. «Gedanklich nicht abschweifen und nicht beispielsweise ins Rechnen kommen, ob es noch für einen Kranz reichen könnte oder nicht. Sondern einfach Gang für Gang das Beste daraus machen.»

Einfacher ist das natürlich, wenn der Auftakt gelingt. «Startet man nicht so gut, kommt man eher ins Studieren, was genau nicht gut war und woran es gelegen hat. Das kann einen kaputtmachen», sagt Bachmann. Auf wen er im ersten Gang trifft, das wüsste er am liebsten möglichst spät. «Sonst habe ich noch Zeit, mir gross darüber Gedanken zu machen.»

Nicht lange nachdenken musste er über sein Ziel am Eidgenössischen – es liegt für einen Esaf-Neuling auf der Hand: «Ich will alle acht Gänge schwingen.» Der erste Schnitt erfolgt nach dem Samstag, wenn vier Gänge geschwungen sind, der zweite am Sonntag nach dem sechsten Gang. Rund 150 der ursprünglich 270 Teilnehmer bleiben dann übrig. Auch Bachmann? «Wenn ich zwei gute Tage erwische, dann müsste das drinliegen», glaubt er.

Trotz nicht ganz optimaler Vorbereitung: Seit Ende Juli ist Janos Bachmann in der Rekrutenschule in Wangen an der Aare. Die Vorzüge einer Spitzensport-RS bleiben ihm verwehrt, aber immerhin gilt er als sogenannter qualifizierter Sportler und erhält dadurch nach Möglichkeit Trainingszeit.

Einmal pro Woche lag es bisher im Schnitt drin, dass er eine Einheit im Kraftraum absolvierte oder in einem Schwingkeller im Raum Bern. Normalerweise würde er allerdings zwei- bis viermal wöchentlich trainieren. «Natürlich hätte ich nichts gegen mehr Trainings gehabt», sagt er, «aber ich probiere jetzt einfach, das Beste daraus zu machen – und hoffe, dass es gut kommt.»

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