«Enttabuisierung ist eine Frage der Zeit»
Vor 30 Jahren entwickelte Hygolet die ersten Entsorgungsprodukte für die Damenhygiene. «Wir begannen Beutel und Behälter für die Entsorgung von Binden und Tampons herzustellen», sagt Alexander Stucki, Geschäftsführer der Hygolet (Schweiz) AG. Nun ist das Unternehmen einen wichtigen Schritt weitergegangen. Hygolet hat per Ende Februar einen Spender auf den Markt gebracht, zum einfachen Bezug von Binden und Tampons. «Ein hochwertiger Hygienespender aus Edelstahl, produziert in der Schweiz.», präzisiert Stucki. «Dieser soll einen einfachen Zugang zu Menstruationsprodukten ermöglichen.»
In Ländern wie Schottland, Australien und auch Neuseeland sind bereits Gesetze in Kraft getreten, durch die in bestimmten öffentlichen Einrichtungen Tampons und Binden kostenlos zur Verfügung gestellt werden müssen. Die Schweiz hinkt diesen Ländern beim Thema Menstruationshygiene noch etwas hinterher. Nur wenige Kantone haben solche Vorschriften bereits erlassen. In den Kantonen Jura und Waadt werden Menstruationsprodukte an Schulen mittlerweile kostenlos abgegeben.
Produkte des täglichen Bedarfs
In der Stadt Zürich läuft momentan eine Testphase an verschiedenen Schulen. Eine Entscheidung über die Gratisabgabe soll am Ende des Schuljahres getroffen werden. «Wir sind positiv eingestellt und gehen davon aus, dass die Vorschrift auch bald bei uns im Kanton Zürich eingeführt wird», sagt Stucki optimistisch.
Wieso setzt sich ausgerechnet ein in der von Männern dominierten Sanitärbranche tätiger Geschäftsführer für die Enttabuisierung von Frauenthemen ein? «Weil es nötig ist», sagt Stucki überzeugt. «Hygieneartikel gehören nun mal zum Basisbedarf der Frauen. Dabei handelt es sich nicht um Luxusprodukte, sondern um solche des täglichen Bedarfs.»
In der Schweiz gehören diese Artikel noch dem normalen Tarif mit 7,7 Prozent Mehrwertsteuer an. Eine Vorlage zur Änderung des Mehrwertsteuersatzes auf 2,5 Prozent wurde aber bereits angenommen und wird demnächst umgesetzt. Je nach Verbrauch und Stärke der Menstruation kann eine Frau bis zu 10’000 Franken in ihrem Leben für Binden und Tampons ausgeben. «Das können sich nicht alle leisten und deshalb soll sich dies bald ändern», findet Alexander Stucki.
Hygienisch und nachhaltig
«Wir gehen bei Hygolet offen mit dem Thema Menstruationshygiene um. Wir handeln mit diesen Produkten und müssen ungehemmt darüber sprechen können. Das ist unser Business», erklärt Stucki weiter. Sein Team sensibilisiert auch andere Männer in der Branche, wie zum Beispiel Facility Manager. Sie montieren und befüllen die Spender und sollen sich während dieser Arbeit nicht unwohl fühlen.
«Natürlich haben wir den Tampon- und Bindenspender nicht erfunden, unserer ist aber trotzdem einzigartig», freut sich Stucki. In vielen öffentlichen Anlagen, die sich selbst für eine Bereitstellung von Hygieneprodukten entschieden haben, stünden Körbchen oder kleine Boxen direkt neben dem Waschbecken. Das sei zwar sehr zuvorkommend, doch leider auch unhygienisch. «Beim Händewaschen spritzt schnell mal Wasser oder Seife dran. Unsere HygoComfort sind robust, verschliessbar und können einfach an der Wand befestigt werden. Sie sind elegant, praktisch und langlebig.», so Stucki weiter.
«Natürlich sehen wir den Damenhygiene-Spender in vielen Bereichen.» Für den Anfang findet Stucki diese Produkte für Schulen und Universitäten sehr wichtig. Auch für Firmen, die bereit sind, etwas Gutes für ihre Mitarbeiterinnen und weiblichen Gäste zu tun. «Sobald sich das Produkt durchsetzt, und auch wenn dies Jahre dauern sollte, wird es irgendwann zum Standard gehören.»
«Der Anfang ist vollbracht»
Stuckis sorgfältige Recherche zum neuen Damenhygienespender ergab schliesslich Folgendes: «Für Frauen wird das Produkt ‹peace of mind› bedeuten. Unsere Welt ist komplex, wir müssen an so vieles denken.» Es sei für unsere weiblichen Zeitgenossen also eine Erleichterung, wenn sie nicht mehr ständig daran denken müssten, Tampons und Binden in der Handtasche mitzuführen.
«Die vollständige Enttabuisierung ist eine Frage der Zeit.» In der Schweiz werde dies von Kanton zu Kanton unterschiedlich sein. Für Stucki ist klar: «Sobald einer beginnt, ziehen die anderen nach. Der Anfang ist bereits vollbracht.»
Text: Tanja Frei
Vor über 40 Jahren brachte Hygolet die erste Generation ihres Hygienesitzes auf den Markt. Damit wurde die Firma geboren. Der Hygienesitz hatte schnell einen durchschlagenden Erfolg. Danach weitete der Hygieneprodukte-Hersteller das Produkteportfolio aus. Es wurde ein Sortiment zugelegt, welches die Bedürfnisse in öffentlichen und halböffentlichen Toiletten- und Waschräumen abdeckt. Damenhygiene ist die stärkste und wichtigste Produktegruppe. Das Sortiment glänzt aber auch durch Produkte der Bereiche Hand-, Luft- und Toilettenhygiene sowie Abfallbehälter. Hygolet bietet für alle Produktegruppen das entsprechende Verbrauchsmaterial, sowie komplette Servicedienstleistungen an.