Endlich herrscht Frieden in der Bahnhofstrasse 28
Noch vor einigen Monaten herrschte in der Bahnhofstrasse 28 in Effretikon reger Konkurrenzkampf. «Keiner der Leute, die in dem Gebäude arbeiteten, hat mit einer der anderen gesprochen. Die Kommunikation war nicht vorhanden», sagt Miroslava Bracher. Sie ist seit 12 Jahren die Geschäftsführerin der Royal Bar. Das Raucherlokal ist ein beliebter Treffpunkt beim Bahnhof Effretikon. Der hintere Diskoraum ihres Ladens steht grösseren Gruppen für Feiern, Veranstaltungen sowie Geburtstagen zur Verfügung. Es gab immer wieder Streitigkeiten – unter anderem wegen Gästen und Parkplätzen.
Eskalation des Konflikts
Diese eskalierten bis das Ganze in einem Gerichtsverfahren endete – Bracher spricht von «Diffamierung des Charakters». Der Vorbesitzer des Bistros, der seit einigen Monaten im Ruhestand ist, soll angeblich Lügen über die anderen Geschäftsführer im Haus verbreitet und damit dessen Geschäfte geschädigt haben. Mehr will sie dazu allerdings nicht sagen. Seit dem Prozess habe es wenig bis keinen Kontakt zu ihm gegeben.
Heute ist Frieden. Die Geschäftsführer, die weiterhin im Haus ein Business haben, verstehen sich gut. Die Zusammenarbeit klappt. Neben Miroslava Bracher, betreibt Mujdin Kasimi die Pizzeria Piccola, die speziell auf jugendliche Kunden ausgerichtet ist. Der dritte ist Ralph Schmidt, der Geschäftsleiter des Bistros, das diverse Imbisse anbietet. Alle drei haben einen Abschluss an einer Hotelfachschule gemacht. Das Unternehmertrio hat sich durch die Arbeit neben einander kennengelernt und entschlossen noch näher zusammen zu arbeiten.
«Die Perfekte Synergie»
«Es ist die perfekte Synergie. Unsere Unternehmen ergänzen sich gegenseitig», sagt Ralph Schmidt, Geschäftsführer des Bistros. Er ist seit letztem Frühling mit seinem Partner Tahsin Havutcu in Effretikon. «Nachdem ich im Restaurant Neubühl in Zürich gearbeitet hatte, brachte mich die Verlockung nach etwas Neuem, etwas Eigenem, hierher.» Die Zusammenarbeit mit Miroslava Bracher und Mujdin Kasimi sagt ihm zu. «Zwar haben wir unserer eigenen Lokalitäten. Und arbeiten getrennt. Aber die zwei sind direkt nebenan und können jeder Zeit vorbeikommen.» Die Gäste könnten nun in einer der Betriebe gehen. Zum Beispiel: ins Raucherlokal – und trotzdem etwas von einem der anderen bestellen – zum Beispiel: Pizza aus der Pizzeria Piccola oder Cordon Bleu vom Bistro.Am Bistro ist auch der Red Eagle Kurier angeschlossen, bei dem man sich über Eat.ch alles nach Hause liefern lassen kann.
Miteinander Statt Gegeneinander
Das Angebot scheint Gäste anzulocken. Ganz hat sich die Gemeinschaft allerdings noch nicht erholt. «Es ist uns wichtig, dass die Leute wissen, dass die Geschäftsführer in der Gegend miteinander und nicht gegeneinander arbeiten», sagt Mujdin Kasimi. Dies werde jedoch einige Überzeugungsarbeit erfordern.
Das Unternehmertrio ist mit der Zusammenarbeit bis jetzt sehr zufrieden. Trotz der verbliebenen Unsicherheiten haben sie einen langen Weg zurückgelegt.
Wie es weitergeht, sei offen. Die Leute würden dem Frieden, den Miroslava Bracher, Mujdin Kasimi und Ralph Schmidt vorleben, beisteuern wollen. «Doch wir wissen nicht, wie lange wir hier sein können», sagt Kasimi. «Mein Vertrag wurde auf fünf Jahre ausgestellt. Eines davon ist schon fast um. Und danach, ist noch unklar wie es weitergeht.» Man hoffe, dass das Gebäude nicht verkauft oder abgerissen wird. Das Unternehmertrio würde gerne bleiben so lange es geht.