Durch die wilde Schlucht bei Engelberg
Wer am Bahnhof Engelberg aus dem Zug steigt, taucht nicht nur in die imposante Bergwelt um den weltbekannten Titlis ein, sondern auch in einen Ort mit einer langen Geschichte. Bevor man die Wanderung entlang der Engelberger Aa unter die Füsse nimmt, ist ein Dorfrundgang deshalb ein Muss.
Gegenüber dem Bahnhofgebäude empfängt die Besucher das herrschaftliche Hotel Bellevue. Inzwischen renoviert und umrahmt von weiteren Gebäuden aus der Belle Époque, versprüht es den Charme des endenden 19. Jahrhunderts, als sich Engelberg zum Tourismus- und Kurort entwickelte. Schon damals suchten Gäste von nah und fern Entspannung in den Obwaldner Bergen, bevor dann Anfang des 20. Jahrhunderts auch der Skitourismus richtig durchstartete.

Doch die Geschichte von Engelberg geht noch viel weiter zurück und hängt eng mit dem eigentlichen Herz des Orts zusammen: dem Benediktinerkloster. Man erreicht es nach einem kurzen Marsch über die mit Pflastersteinen besetzte Dorfstrasse. Im Jahr 1120, also vor über 900 Jahren, wurde es von Konrad von Sellenbüren gegründet. Die heutige Klosteranlage stammt allerdings aus der Barockzeit. Sie wurde 1729 nach einem Brand wiederaufgebaut.
Über zahlreiche Brücken ins Tal
Nach einem Besuch im Kloster und zurück an der frischen Luft geht es jetzt aber definitiv in Richtung Aaschlucht. Vorbei am Eugenisee, wo auch mal Fischer geduldig auf einen Fang warten, führt der Weg zum Dorfausgang. Nach der alten Steinbrücke lässt man die eindrückliche Engelberger Bergkulisse hinter sich. Von nun an schlängelt sich der schmale Weg die Engelberger Aa entlang ins Tal.
Vorbei an grossen Felsblöcken überqueren wir auf dem abwechslungsreichen Weg über Stein- und teilweise spektakulär angelegte Stahl- und Hängebrücken immer wieder die Aa, während unter den Wanderschuhen das Wasser tost und eine erfrischende Kühle spendet. Die Bäume sorgen zusätzlich dafür, dass gerade im Sommer in der Schlucht eine angenehme Temperatur herrscht.
Grillplatz mit Wasserspielen und Geschirr
Unterwegs laden immer wieder idyllische Picknickplätze zum Verweilen und Grillieren ein. Und schon nach kurzer Zeit in der wilden Schlucht taucht ein ganz besonderer Grillplatz auf: Tonis Balm. Hier gibt es neben geschützten Sitzmöglichkeiten und unterhaltsamen Wasserspielen sogar Geschirr und Abwaschmittel für die bequemen Wanderer. Auch Holz liegt schon zum Anfeuern bereit. Wer es lieber etwas einfacher mag und weiterwandert, findet weitere Rastmöglichkeiten, die teilweise zwischen Felsblöcken und Baumstämmen in einer mystisch anmutenden Mooslandschaft liegen.

Das Ende der Aaschlucht markiert schliesslich wieder eine Steinbrücke. Danach wird der Weg flacher und führt über Wiesen bis zum barocken Herrenhaus Grafenort, wo in diesem Sommer die Open-Air-Ausstellung «GrafenArt» stattfinden wird. Kunstschaffende aus der ganzen Schweiz werden dort ihre Werke präsentieren. Direkt in Grafenort hält auch die Zentralbahn, die die müden Wanderer nach dem Marsch auf dem abenteuerlichen Erlebnisweg wieder zurück nach Engelberg bringt.
Wer lieber bergwärts wandert, kann den Erlebnisweg durch die Aaschlucht auch von Grafenort aus in Angriff nehmen. Besonders praktisch: Am Zielort in Engelberg gibt es zur Belohnung nicht nur ein kühlendes Getränk, sondern an drei Tagen in der Woche (Dienstag, Donnerstag und Samstag) auch ein besonderes Highlight. Jeweils um 16 Uhr bietet das Kloster Engelberg Führungen durch die Klosterkirche, den Barocksaal und das Gästerefektorium an und gewährt damit zum Tagesabschluss einen ganz speziellen Einblick in den Klosteralltag und die Geschichte von Engelberg.
Erlebnisweg Aaschlucht in Engelberg
Die Wanderung durch die Aaschlucht führt von Engelberg immer entlang der Aa nach Grafenort. Spektakulär machen die Route mehrere Hängebrücken, die es unterwegs zu passieren gilt. Daneben laden verschiedene gemütliche Rastplätze zum Verweilen und Grillieren ein. Die Wanderung gilt als mittelschwere Route und dauert knapp drei Stunden. Sie ist von Mai bis November begehbar.
Anreise
Mit dem Zug sind Engelberg und Grafenort ab Uster in gut zwei Stunden via Zürich HB und Luzern erreichbar. Mit dem Auto dauert die Fahrt ab Zürich rund eine Stunde (ab Uster zirka eineinhalb Stunden). Sie führt via A2 bis nach Stans Süd und anschliessend auf der Hauptstrasse nach Engelberg. In Engelberg sind kostenpflichtige Parkplätze vorhanden.
900 Jahre Kloster Engelberg
Eigentlich feiert das Kloster Engelberg inzwischen bereits sein 902-jähriges Bestehen. Doch wegen der Pandemie wurden die grossen Festlichkeiten auf dieses Jahr verschoben. Am 31. Juli und 1. August findet deshalb das grosse Jubiläumsfest statt. Zudem werden im Herbst im Talmuseum Engelberg Werke des Benediktinerpaters Emmanuel Wagner ausgestellt. Doch nicht nur in Engelberg wird gefeiert. Seit Anfang April ist die Ausstellung «900 Jahre Kloster Engelberg» im Heimatmuseum in Küssnacht am Rigi wieder geöffnet. Und auch im zürcherischen Stallikon am Uetliberg findet bereits am 29. Mai ein Gottesdienst mit Festbetrieb statt. Von dort stammt der Gründer des Klosters Engelberg, Konrad von Sellenbüren.
Skulpturenausstellung «GrafenArt»
Vom 22. Mai bis 30. Oktober findet in der Umgebung der Heilig-Kreuz-Kapelle und des Herrenhauses Grafenort die Open-Air-Ausstellung «GrafenArt» statt. Skulpturen von zehn Kunstschaffenden aus der ganzen Schweiz können bei jedem Wetter auf dem zwei Kilometer langen Rundgang bestaunt werden. Ausgangspunkt ist das Herrenhaus gleich beim Bahnhof.
Weitere Informationen finden Sie auch unter engelberg.ch sowie unter kloster-engelberg.ch.
