Die Töss interessiert alle
Theres Agosti Monn, Turbenthaler Kantonsrätin und Vorstandsmitglied von Birdlife Zürich, wusste die Antwort auf ihre Frage bestimmt schon im Voraus: «Wer von Ihnen war im neuen Jahr schon einmal an der Töss?», fragte die Turbenthaler Kantonsrätin und Birdlife-Vorstandsmitglied Theres Agosti Monn zu Beginn der Info-Veranstaltung. Auf ihre Frage folgte ein beinahe kollektives Handhochheben.
Basierend auf der Grundlage des Wissens um dieses grosse Interesse am Fluss Töss hat das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) mit den Anrainergemeinden das Gewässerentwicklungskonzept Töss ausgearbeitet.
Ein tosender Fluss
Simone Messmer arbeitet bei der Baudirektion Zürich. Sie ist Projektleiterin Wasserbau und neu zuständig für den Fluss. Der Name Töss leitet sich übrigens aus den Worten tosender Fluss ab.
Projektleiterin Messmer kennt die Geschichte des Flusses genau und stellte das geplante Konzept vor. Nach dem Jahrhunderthochwasser 1876 wurde der Töss der jetzige Verlauf mit den vielen Schwellen aufgezwungen.
«Die Frage hier war: Wo möchte man die Menschen zum Gewässer hinführen und wo hat die Natur Vorrang?»
Simone Messmer, Projektleiterin Wasserbau
Die damals ergriffenen baulichen Massnahmen waren durchaus zweckerfüllend. Doch heute gibt es, neben den geänderten Hochwasserschutzanforderungen, besonders aus ökologischer Sicht viele Gründe, der Natur wieder mehr Platz zu lassen. Und genau das sieht das Konzept vor.
Der Flussverlauf ab Ohrüti bis zur Einmündung in den Rhein bei der Tössegg wurde in 33 Abschnitte aufgeteilt. Diesen wurde danach verschiedene Entwicklungstypen als Zielzustand zugeteilt, wie beispielsweise «Siedlung» oder «Landwirtschaft».
Im Weiteren wurden diesen Abschnitten in Abstimmung mit den Gemeinden verschiedenen Stufen der Erholungsnutzung zugeordnet. «Die Frage hier war: Wo möchte man die Menschen zum Gewässer hinführen und wo hat die Natur Vorrang?», erklärte Projektleiterin Simone Messmer. Kleinere Projekte könnten zusammen mit dem Gewässerunterhalt direkt ausgeführt werden. Einige seien auch bereits umgesetzt worden.
Handlungsbedarf aus Sicht des Naturschutzes
Den zweiten Teil der Veranstaltung bildete eine von Theres Agosti geleitete Podiumsdiskussion. Neben Simone Messmer stellten sich Mathias Griesser (Birdlife Zürich), Andri Bryner (Verein Aqua Viva) und Ursina Wiedmer (Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich) den Fragen der Kantonsrätin.
Es zeigte sich, dass sämtliche Teilnehmer die Stärken dieses Konzeptes in der Betrachtung der Töss in ihrer ganzen Länge sahen. Auffallend gross war die Einigkeit in der positiven Beurteilung des Konzeptes.
Ob nun Personen vom Betreten besonders schützenswerten Uferzonen durch Verbote oder fehlende Uferwege abgehalten werden sollen, stellte sich als beinahe einzige kleine Meinungsdifferenz heraus.
Als Schwachstelle bezeichnete Andri Bryner die Tatsache, dass er in dieser Planung praktisch keinen Abschnitt findet, auf dem die Natur beidseits des Flusslaufes Priorität besitzt. «Die Natur kommt etwas zu kurz!», meinte er.
Wie sich eine solche geplante Dynamisierung der Töss auswirken könnte, zeigte Matthias Griesser anhand einer vergleichbaren Aktion am «Nachbarfluss» Thur. Durch kontinuierliches Korrigieren des Flussbettes und der Uferzonen auf einem fünf Kilometer langen Abschnitt des Flusses ist es den Naturschützern dort gelungen, den seltenen Eisvogel wieder heimisch zu machen. Insgesamt acht Brutpaaren haben sich dort niedergelassen.
Positive Bilanz
Simone Messmer zeigte sich im Anschluss an die Veranstaltung sehr erfreut über das Interesse am Projekt. «Genau das ist unser Ziel, die Leute direkt ansprechen».
Auch Kantonsrätin Theres Agosti Monn zieht eine positive Bilanz. Besonders das gezeigte Beispiel an der Thur hat sie inspiriert. «Wir sollten zusammen einmal eruieren, wo es mögliche Standorte für solche Brutwände an der Töss für den Eisvogel gibt».
Die Realisierung solcher Brutwände könnte ihrer Meinung nach danach in den Händen der lokalen Gruppen von Birdlife liegen. Die Lancierung der dazu nötigen Kontakte zwischen diesen Gruppen, den Gemeinden und dem AWEL hat sich Agosti vor diesem Anlass erhofft. Dazu wird sie mit den Lokalgruppenleitern im Austausch bleiben. (Willy Roth)