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Gesellschaft

Die Leinenpflicht bringt im Oberland erste Erfolge

Auch wenn die Leinenpflicht im zweiten Jahr seit der Einführung positive Effekte zeigt, stösst das neue Gesetz nicht nur auf erfreuliches Feedback.

Ein Grossteil der Hundehalterinnen und Hundehalter zeigt Verständnis bezüglich der Leinenpflicht im Wald.

Foto: Aline Ilk

Die Leinenpflicht bringt im Oberland erste Erfolge

An die Leine, bitte!

Bereits das zweite Jahr gilt von Anfang April bis Ende Juli im Kanton Zürich in Wäldern eine generelle Leinenpflicht, was nun erste positive Auswirkungen zeigt.

Eines vorab: brave Hundehalterinnen und Hundehalter. Dieses Mal haben sich nicht die Hunde ein Leckerli verdient, sondern die Halter. Laut verschiedenen Quellen halten sich die meisten Hündeler in der Region an die neue Leinenpflicht. Das zeigt nun sogar erste positive Auswirkungen auf das Wild.

Seit zwei Jahren gilt im Kanton Zürich vom 1. April bis zum 31. Juli eine generelle Leinenpflicht in Wäldern. Hunde müssen in dieser Zeit im Wald und 50 Meter drum herum an der Leine geführt werden. Dadurch sollen sich Wildtiere in ihrer Brut- und Setzzeit ungestört fortpflanzen und ihren Nachwuchs aufziehen können.

Rassen spielen keine Rolle

Bei der neuen Regelung ist es ganz egal, ob eine lange, kurze oder gar eine Flexi- oder Schleppleine verwendet wird. Hauptsache, der Hund ist unter Kontrolle. «Auch Rassen spielen bei dem Gesetz keine Rolle», meint der Ustermer Jäger Christian Mutschler. «Natürlich hat ein Chihuahua einen weniger ausgeprägten Jagdtrieb als beispielsweise ein Windhund oder ein Beagle. Es sind schliesslich alles Hunde.»

Obwohl es laut Mutschler immer zwei, drei Leute gibt, die sich nicht daran halten, lobt er Hundehalter in seinem Gebiet: «99 Prozent der Hundehalter in Uster befolgen das Gesetz.» Dieser Aussage stimmen auch die Kommunalpolizeien der Region Pfäffikon und von Egg zu. Sie bestätigen auf Anfrage, dass sie in diesem Sommer noch nie eine Busse verteilen mussten.

Eine Hündelerin aus Egg findet eine Generalisierung dieses neuen Gesetzes wichtig – genau wegen der paar Leute, die sich nicht daran halten, denn: «Man kann ja nicht unterscheiden oder von Weitem erkennen, welcher Hund denn nun hört oder nicht. Darum müssen wir uns alle daran halten», sagt sie. «Ich finde es gut, wenn man andere Tiere schützt.»

Eine Frist mit Grund

Ausserdem seien Wildtiere sehr intelligent. Ein Reh könne sehr wohl zwischen einem angeleinten Hund und einem auf dem Spazierweg frei laufenden Hund unterscheiden, erklärt Mutschler. «Die Tiere erkennen, ob sie einer Gefahr ausgesetzt sind oder nicht», sagt er. Seit der Einführung der Leinenpflicht seien Wildtiere wie Rehe allgemein ruhiger geworden und nicht mehr so sehr gestresst.

In Wetzikon ist man über die neue Leinenpflicht nicht verärgert, sondern zeigt vor allem Verständnis. «Wir haben ja viele Ausweichmöglichkeiten», meint ein Pudelbesitzer, der in der Nähe der Eishalle spaziert. «Nur die vier Monate finde ich etwas lange.» In anderen Kantonen gelte die Leinenpflicht weniger lang.

Die Frist wurde aber nicht einfach so gesetzt, sondern hat einen Grund. Laut Mutschler kann man erwarten, dass Jungtiere ab zirka vier Monaten in einem Ernstfall selbständig flüchten können. Vorher seien sie gar nicht fähig dazu.

Nicht alle unterstützen das neue Gesetz

Eine Spaziergängerin aus Gossau ist kürzlich einer Frau begegnet, die ihren Hund im Wald frei laufen liess. Als sie die Hündelerin dann auf die Leinenpflicht aufmerksam machte, hat diese lediglich mit schimpfenden Worten geantwortet und nicht darauf reagiert. «Ich finde es schade, dass es immer noch einen kleinen Prozentsatz an Leuten gibt, die sich nicht daran halten», meint die Leserin. «Ich habe nämlich Angst vor Hunden und finde, man sollte Rücksicht aufeinander nehmen. Der Wald gehört nicht den Hundehaltern.»

Obwohl die Leinenpflicht in der Region gut angelaufen ist und es bisher nur wenige Zwischenfälle gab, läuft im Kanton Zürich derzeit eine Petition gegen das neue Gesetz. Nicht alle sind mit einer Generalisierung der Leinenpflicht einverstanden. Die Petition fordert, die Leinenpflicht im Kanton Zürich ganz aufzuheben. «Wir sind auch bereit, Kompromisse einzugehen», sagt die Petentin Susanne Matti.

«Ich finde es nicht richtig, dass aufgrund von wenigen Fällen alle Hundehalter im Kanton ‹bestraft› werden», sagt Matti weiter. Die Petition erreichte in nur zwei Wochen über 6000 Unterschriften. Ein Ziel hat sich Matti nicht gesetzt. Sie hofft nun auf ein Entgegenkommen vom Kanton: «Eine solche Rückmeldung sollte man nicht ignorieren.»

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