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Politik

Die grosse Reservezone soll grün bleiben

Uster soll sich nach innen verdichten. Der Gemeinderat zieht einen Schlussstrich unter die Planung für ein neues Stadtquartier.

Im Eschenbüel werden auch künftig Kühe vor einer Kulisse von Wohnblocks grasen können.

Foto: Christian Merz

Die grosse Reservezone soll grün bleiben

Gemeinderat Uster gegen Überbauung

An Usters westlichem Stadtrand wird kein neues Quartier mehr geplant. Die SVP und die links-grüne Ratsseite sind sich in dieser Sache einig.

Die Fläche ist mit 23,6 Hektaren gross. 2100 Menschen könnten dort wohnen und weitere 600 arbeiten. Doch daraus wird wohl in den nächsten Jahrzehnten nichts. Der Ustermer Gemeinderat hat am Montag nämlich mit 27 gegen 7 Stimmen entschieden, die Entwicklung der Reservezone Eschenbüel abzubrechen.

So werden dort zwischen der Zürich- und der Sonnenbergstrasse statt des einst geplanten städtebaulichen Leuchtturmprojekts für ökologische Siedlungsentwicklung weiterhin Wiesen und Äcker zu sehen sein. In seltener Einmütigkeit plädierten Vertreterinnen und Vertreter aus dem links-grünen Lager und Politiker der SVP für den Erhalt der landwirtschaftlichen Flächen.

SVP spannt mit links-grünem Lager zusammen

Der Boden sei eine wertvolle Ressource, die nicht vermehrt werden könne, betonte etwa Ursula Räuftlin (GLP). Sie hätten in der GLP/EVP-Fraktion abgewogen zwischen den Forderungen nach mehr Wohnraum und den Interessen der Natur, der Landwirtschaft und des Gewässerschutzes. Das Zweite habe mehr Gewicht. Das habe auch die Ustermer Bevölkerung mehrfach in Abstimmungen zum Ausdruck gebracht. Debora Zahn (Grüne) lobte den Stadtrat für seinen Antrag, die Überbauungspläne aufzugeben.

Balthasar Thalmann (SP) unterstrich, dass die Planungen im Eschenbüel viele positive Punkte aufgewiesen hätten. Der Knackpunkt sei heute aber, dass dort Landwirtschaftsland überbaut würde. Das Problem: Gleichzeitig habe die Schaffung von preisgünstigem Wohnraum für sie oberste Priorität. «Deshalb muss der Stadtrat nun zeigen, dass Siedlungsentwicklung nach innen funktioniert.»

Eine Wiese neben einer Strasse.
Die Baukrane sollen auch in naher Zukunft von der Reservezone Eschenbüel ferngehalten werden.

«Die Entwicklung des Eschenbüels scheint auch für uns aus der Zeit gefallen», erklärte Markus Ehrensperger (SVP). «Eine so umfassende Überbauung von Kulturland findet aktuell weder in der Bevölkerung noch bei uns eine Mehrheit.» Dem pflichtete auch sein Parteikollege Hans Denzler bei. Ihm als Bauer sei wichtig, dass es genug Boden für die Nahrungsmittelproduktion gebe: «Auf der Fläche im Eschenbüel können 30 Personen ernährt werden.»

FDP moniert fehlende Weitsicht

Auf verlorenem Posten stand da die FDP/Mitte-Fraktion. Jürg Krauer (FDP) beantragte, den Antrag des Stadtrats zurückzuweisen und damit die Planungen im Eschenbüel fortzusetzen. Er zeigte sich verwundert über eine widersprüchliche Haltung von Grünen und Linken in Sachen Wohnpolitik. Da forderten diese ständig mehr günstigen Wohnraum. Wenn solcher nun geschaffen werden könne, lehnten sie das aber ab. «Das ist ein Affront gegenüber den Menschen, welche heute kaum eine bezahlbare Wohnung finden.»

Zudem frage er sich, was eigentlich die Standortförderung zum Verfahrensabbruch sage. Immerhin bedeute das, dass nun Ersatzflächen für 600 zusätzliche Arbeitsplätze zu suchen seien, die dort hätten geschaffen werden können. Und letztlich zeigte er Unverständnis darüber, dass der Stadtrat aus Furcht vor Einsprachen im Eschenbüel kapitulierte. «Diese Mutlosigkeit und Risikoaversion des Stadtrats ist der Todesstoss für unsere Stadtentwicklung und ein fatales Signal an potenzielle Investoren.»

Ausserhalb der FDP/Mitte-Fraktion kritisierte einzig noch der EDU-Vertreter Silvio Foiera den Abbruch dieses vom Planungsvorstand als «städteplanerischen Dinosaurier» bezeichneten Vorhabens: «Diese Forderung nach Verfahrensabbruch ist nicht visionär, sondern mutlos.»

Reitsportzentrum kann erweitert werden

Der Gemeinderat befasste sich am Montag gleich noch mit einem zweiten Grüngebiet, nämlich dem Fohlenhof in Wermatswil, der als Reitsportzentrum genutzt wird. Die Eigentümerin will die Anlage den heutigen Verhältnissen anpassen. Die Pferdeboxen müssen gemäss Tierschutzgesetzgebung modernisiert werden. Zudem sollen zusätzliche Pferdeboxen, Führanlagen und ein Maschinengebäude sowie ein weiteres Futterlager geschaffen werden. Damit soll eine breitere Ertragsbasis gelegt werden.

Luftbild des Fohlenhofs in Wermatswil, eines Pferdesportzentrums in Uster.
Der Fohlenhof in Wermatswil kann ausgebaut werden.

Langfristig dürfte die Pferdesportanlage Fohlenhof rund 57 Pferdeboxen umfassen. Hinzu kommen Reserven als Entwicklungsspielraum für den Betrieb. Gegen diese Pläne hatte das Parlament nichts einzuwenden und hiess die Revision des bestehenden Gestaltungsplans mit 33 Stimmen gut.

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