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Der Tausendsassa mit der spitzen Feder

Für viele Einheimische ist Hansjürg Klossner das Gesicht des Lokalblattes «PfäffikerIN» – jetzt will er kürzertreten. Mit dem Schreiben begonnen hat er bei der Luftwaffe und fand später zum Sportjournalismus.

Seit acht Jahren schreibt Hansjürg Klossner für das Gemeindeblatt «PfäffikerIN»., Für manche ist Klossner gar der Retter des Lokalmagazins., Mit dem Schreiben begonnen hatte der heute 74-Jährige in Diensten der Luftwaffe., Später machte er sich als Eishockey-Reporter einen Namen und schrieb für den «​​​​​​​Tagesanzeiger».

Seraina Boner

Der Tausendsassa mit der spitzen Feder

Wenn er erst einmal zu erzählen beginnt, scheint Hansjörg Klossner nicht mehr aus seinem Redefluss herauszukommen. Diesen Eindruck gewinnt, wer an diesem Vormittag in der Amalfi-Bar im Pfäffiker Zentrum sitzt. Dort ist er Stammgast. An diesem Morgen spricht Klossner über seine grosse Passion: das Schreiben. Und geschrieben hat er viel – über Luftwaffenstützpunkte, Eishockeypartien und das, was vor seiner Haustür geschieht.

« Ich sage immer wieder gerne, dies ist das Heft der Good News – eines, das ohne Unfälle und Verbrechen auskommt. »

Hansjürg Klossner über das Magazin «PfäffikerIN»

1985 hat es den gebürtigen Stadtzürcher nach Pfäffikon verschlagen. Dort ist Klossner der Mann hinter der kommunalen Informationszeitung « PfäffikerIN » . Seit acht Jahren schreibt er für das Lokalblatt.  

« Ich sage immer wieder gerne, dies ist das Heft der Good News – eines, das ohne Unfälle und Verbrechen auskommt » , sagt Klossner. Seit 23 Jahren liefert das Monatsmagazin Inhalte rund um das Gewerbe, die Gemeindeverwaltung, Vereinsanlässe sowie Künstler und andere lokale Persönlichkeiten.

Reaktivierter Rentner

Für viele ist Klossner längst so etwas wie das Gesicht der Publikation. Dies dürfte auch damit zu tun haben, dass er als der eigentliche Retter der Gemeindezeitung gilt, die seit über 20 Jahren durch die Grossdruckerei Schellenbergdruck AG herausgegeben wird.

2011 wollte der Gemeinderat seinen jährlichen Kostenbeitrag streichen und das Magazin an die Tamedia-Gruppe übergeben. Es war Klossner, damals wie heute Präsident des Seniorenvereins Pfäffikon, der sich an der Gemeindeversammlung in einer flammenden Rede für den Erhalt der Gemeindezeitung aussprach. Eine klare Mehrheit der Stimmbürger folgte ihm schliesslich und erteilte den Plänen des Gemeinderats eine deutliche Abfuhr.

Die « PfäffikerIN »  war gerettet. Allerdings hatte eine von zwei Redaktorinnen noch vor der Abstimmung gekündigt. So lag es nahe, Klossner für die Nachfolge anzufragen. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits pensioniert. « Ich bin eigentlich nichts weiter als ein wieder beschäftigter Renten-Bezüger » , sagt der bald 74-Jährige und schmunzelt.

Obwohl er die Verantwortung trägt, hat er sich nie als Chefredaktor der « PfäffikerIN » verstanden. Er habe schliesslich stets auf Stundenbasis für das Blatt gearbeitet. « Mein Ziel ist es schlicht und einfach, dass unser Magazin den Leuten gefällt. »  Nebst sachlichen Beiträgen und dem obligaten Editorial in jeder Ausgabe, steuerte Klossner in der Vergangenheit immer wieder satirische Kolumnen rund um lokale Possen bei. « Immer wieder im Brennpunkt war auch der wiehernde Amtsschimmel » , so Klossner.

Als « Begräbnishelfer »  gedient

Ursprünglich hatte Klossner die Handelsschule absolviert. Mit professionellem Schreiben begann er anfangs der 1970er-Jahre. Damals trat er in Dübendorf eine Stelle als Redaktor der Personalzeitung und Informationschef des Bundesamts für Militärflugplätze an. 

Die Schweizer Armee verfügte während des Kalten Krieges über eine zahlenmässig imposante Luftwaffe. Klossner schrieb über die Aufgaben der Bodenorganisation, über die Einführung der Kampfflugzeuge F-5 Tiger, später der F/A-18. Die Fliegerflotte wurde über die Jahre ständig kleiner, immer mehr Militärflugplätze gingen zu: « Ich musste jeweils über deren Schliessung berichten, über Kollegen, die ihre Stelle verloren. Ich fühlte mich als eine Art Begräbnishelfer » , erinnert er sich.

« Für mich der Beste, der je auf Schweizer Eis spielte. »

Hansjürg Klossner über Slawa Bykow

Eishockey als Leidenschaft

Klossner half auch mit, neue Dinge aufzubauen. So gestaltete er verschiedene Ausstellungen der Luftwaffe. Ein Höhepunkt sei deren Stand an der Expo 2002 gewesen. In Dübendorf arbeitete er ausserdem aktiv an der Gestaltung des heutigen Flieger-/Flab-Museums. Für die JU-Air war er einige Jahre als Redaktor der offiziellen Publikation tätig.

Parallel zum Beruf fasste Klossner in einer anderen Sparte Fuss. Als der Eishockeyclub Dübendorf 1978 in die Nationalliga B aufstieg, fand das 1999 eingestellte Fachblatt « Sport »  in ihm einen Reporter. Wenige Wochen nach dem ersten kleinen Bericht bediente er an jedem Spiel vier bis sechs verschiedene Zeitungen. « Ich musste möglichst nach Spielschluss liefern und für die verschiedenen Medien unterschiedliche Texte verfassen. »

Zu Tisch mit Bykow

Nach dem Abstieg der Dübendorfer war an Klossners Berichten plötzlich niemand mehr interessiert. Da wurde er zum Pressechef des Eishockeyverbands gewählt, musste nur Tage später wieder absagen. « Ein neidischer Chef hatte sein Veto eingelegt » , sagt Klossner. Zwei Tage später wurde er beim Zürcher « Tagesanzeiger » fester freier Mitarbeiter im Eishockeyteam der Sportredaktion. Er schrieb bis 2008 mehrmals die Woche – im Nebenamt notabene.

Aus dieser Zeit hat Hansjürg Klossner unzählige Anekdoten auf Lager. So etwa die von einem Weihnachtsessen mit Slawa Bykow, dem sowjetischen Stürmer des HC Fribourg-Gottéron. « Für mich der Beste, der je auf Schweizer Eis spielte. »

Kaum Zeit für Ferien

Nach seiner vorzeitigen Pensionierung 2008 hörte er fast gleichzeitig beim « Tagi »  auf. Klossner war neun Jahre Mitglied der Bezirksschulpflege, ehe diese aufgelöst wurde.  2011 wurde er für das Präsidium des Pfäffiker Seniorenvereins angefragt und sagte zu. Als solcher befürchtete er, dass die Senioren bei einem Verlegerwechsel der « PfäffikerIN »  eine Vielzahl ihrer Veranstaltungsberichte lokal nicht mehr oder nicht mehr im selben Umfang wie bis anhin erscheinen würden. Für ihn schliesslich eine zusätzliche Motivation, selber in die Hosen zu steigen.

Doch nun will er kürzertreten, die Hauptverantwortung langsam aber sicher abgeben und wieder einmal Ferien machen. « Dies war in den letzten Jahren kaum möglich, weil dann, wenn die aktuelle Ausgabe im Druck ist, bereits wieder die Arbeiten für die nächste in vollem Gang sind. » 

Vor zwei Jahren habe er « zwei tüchtige Mitarbeiterinnen gewinnen können »  die ihn nach Kräften entlasten und Kontinuität gewährleisten würden. Wann mit der « PfäffikerIN »  für ihn persönlich tatsächlich Schluss sein soll, darauf will er sich noch nicht festlegen. Er werde bleiben, solange es ihn brauche. Klar ist: Erkennen dürfte man ihn in auf den Pfäffiker Strassen so oder so auch danach noch.

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