Der Spätberufene hat noch nicht genug
Sportlich durchs Leben
Alois Meier ist der älteste aktive Curler beim CC Wetzikon. Und auch mit 86 voller Ehrgeiz. Er sagt: «Ich gewinne schon noch gerne.»
Er geht bei der Steinabgabe immer noch in die Knie. Das ist beachtlich. Schliesslich feierte Alois «Wisi» Meier im Dezember seinen 86. Geburtstag. Er ist damit der älteste aktive Curler beim CC Wetzikon.
Diese Woche hatte er am Veteranenturnier seinen ersten Wettkampf vom Jahr. 18 Teams aus der Deutschschweiz haben sich in der Curlinghalle eingefunden.
Meier spielt in einer von fünf Wetziker Mannschaften. Bis zum vierten End sieht es im ersten Spiel gut aus – trotzdem setzt es noch eine knappe Niederlage ab. Sie wurmt ihn sichtlich: «Wir hätten eigentlich gewinnen müssen», sagt er.
Meier ist noch immer ehrgeizig. Das war er bei der Arbeit, wo er bis zu seiner Pensionierung während 32 Jahren für eine Blechmontage-Firma in Dürnten anpackte.
Und daran hat sich bis heute auch im Sport nichts geändert. Also auch beim Veteranenturnier. Er hofft, mit seiner Crew unter die preisberechtigten ersten zehn zu kommen.
Vom Kegel zum Stein
Zum Curling ist Meier erst spät – und zufällig – gekommen, wie er betont. Schon über 60 war der dreifache Familienvater aus Eschenbach, als er an einem Kegelanlass von einem Mitglied des CC Wetzikon überredet wurde, doch einmal in die Curlinghalle zu kommen, um den Sport auszuprobieren.
Berührungspunkte gab es davor keine. Doch Meier fand schnell den Zugang – auch durch etwas Talent. Und aufgrund seiner langjährigen Vergangenheit als Kegler, wie er glaubt. «Die Steinabgabe ist vom Bewegungsablauf her ähnlich wie mit der Kegelkugel.»

Seither ist Meier «angefressen vom Curling». Er bestreitet nicht nur Turniere, sondern spielt gemeinsam mit seinem Sohn René regelmässig an der Klubmeisterschaft.
Ans Aufhören denkt er nach 25 Jahren Curling im CC Wetzikon noch nicht. Dies sehr zur Freude von Vereinskollege Hans-Ruedi Knecht. Er sagt: «Wir haben grossen Respekt. Wisi ist für uns ein Vorbild. Er zeigt, dass nicht das Geburtsjahr unsere Grenzen ausmacht, sondern die Einstellung.»
An den Spielen des Enkels
Die Begeisterung für den Sport begleitet Meier schon durchs ganze Leben. Er versuchte sich in seiner Jugend im Turn-, Velo- und Fussballverein. Und insbesondere dem Fussball ist er bis heute eng verbunden geblieben.
Beim FC Eschenbach war Meier nach seiner Aktivzeit über viele Jahre in der Kinderfussball-Abteilung als Trainer tätig. Erst mit 75 hörte er altershalber auf.
Nahe dran ist er trotzdem noch immer. Zumindest als Zuschauer der Partien des FC Tuggen. Dort, wo sein Enkel José seit seinem Abgang bei Rüti 2018 in der 1. Liga aufläuft. Wenn immer möglich reist er auch mit an die Auswärtsspiele. «Nur ins Tessin ist es mir etwas weit», sagt Meier.
Und dann ist noch seine Leidenschaft für das Leben auf dem Campingplatz. Seit 1971 befindet sich seine Oase in Walenstadt. Längst haben die Meiers einen festen Standplatz.
Die Sommermonate verbringt er mit seiner Frau mittlerweile durchgehend auf dem Campingplatz. «Es ist eine schöne Abwechslung zum Alltag. Ich habe gerne die Sonne», sagt er. Nur sporadisch schaut er dann zu Hause in Eschenbach nach dem Rechten.
Immer in Bewegung sein
Immer genug Bewegung. Das ist auch seine Lebensformel für die anhaltende Vitalität. Fast jeden Tag macht er seine Übungen für den Rücken und die Stabilisation.
Mit dem Velofahren hat er zwar letztes Jahr aufgehört, das hindert ihn aber nicht, ab und an zu Hause auf dem Rollentrainer zu trainieren. Wenn er in Walenstadt ist, macht er regelmässig Spaziergänge und räumt von sich aus das herumliegende Schwemmholz am Seestrand auf.

Meier freut sich auch über Komplimente aus dem Curling-Verein. Wenn ihm ein Kollege sagt: «Gopf, bist Du noch gut zwäg.»
Das ist am Veteranenturnier in Wetzikon offensichtlich. Selbst wenn es mit dem erhofften Platz in den Top Ten für Meier und seinen Wetziker Teamkollegen dieses Mal nichts wird. Er sagt: «Ich gewinne schon noch gerne, es macht mir aber auch nicht mehr so viel aus, zu verlieren.» Und lächelt dabei verschmitzt.