Der grosse Dürntner Schwinger, der mit alt Bundesrat Ogi per Du war
Nachruf auf Max Wolfensberger
Vier eidgenössische Kränze sowie unzählige Siege an Kantonal-, Teilverbands- und Bergfesten zeugen von der grossen Karriere Max Wolfensbergers. Im Alter von 75 Jahren ist er kürzlich verstorben.
In der Region und in Schwingerkreisen hinterlässt sein Tod eine riesige Lücke: Max Wolfensberger. Vor wenigen Tagen nahm eine grosse Trauergemeinde in der reformierten Kirche Rüti Abschied vom Hünen, der in den 1960er und 1970er Jahren zu den besten Schwingern seiner Zeit gehörte.
Geboren am 3. August 1948 in Stäfa, wuchs Wolfensberger in einfachen Verhältnissen auf. Sein Vater war Arbeiter in der chemischen Fabrik in Uetikon am See, die Mutter verdiente mit Zeitungsaustragen etwas dazu.
Nach der Schule in Stäfa schloss er in Meilen eine Lehre als Automechaniker ab. 1988 wagte er den Schritt in die Selbständigkeit und eröffnete in Hinwil eine eigene Reparaturwerkstatt, in der er zeitweise noch bis kurz vor seinem Tod arbeitete.
Ins Oberland, nach Dürnten, war er schon 15 Jahre zuvor gezogen, der Liebe wegen. 1973 heiratete er hier Heidi Beiner. 1977 und 1978 wurden die beiden Eltern zweier Mädchen. Die heute erwachsenen Kinder bescherten Max und Heidi Wolfensberger vier Enkel, die sich häufig im Haus der Grosseltern tummelten.
Ein herber Verlust
Doch vor einigen Jahren erkrankte Heidi Wolfensberger-Beiner und verstarb 2022. Trotz diesem nie ganz verarbeiteten Schicksalsschlag versuchte Max Wolfensberger, seinen Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten. Auch wenn er mit zunehmendem Alter mit verschiedenen körperlichen Gebrechen zu kämpfen hatte.

Ende Januar musste er sich im Spital Uster einem scheinbar harmlosen Eingriff unterziehen. Gross war die Bestürzung über die Nachricht, dass er nach der Operation im Spital wegen eines bakteriellen Infekts verstorben war. Der Schwinger hatte seinen letzten Kampf verloren.
Bewegtes Schwingerleben
Begonnen hatte Wolfensberger seine Karriere als 18-Jähriger im Schwingklub Zürichsee rechtes Ufer. Anfänglich noch etwas «gschtabig» wirkend, erzielte er schnell Fortschritte und reifte langsam, aber sicher zu einem der besten Schwinger seiner Zeit heran. Der erste Kranzerfolg stellte sich 1968 am Nordostschweizer Schwingfest in Glarus ein.
In seiner Laufbahn erkämpfte er sich weitere 62 Mal Eichenlaub. Herausragend sind die vier eidgenössischen Kränze 1969 in Biel (9. Rang), 1972 in La Chaux-de-Fonds (4.), 1974 in Schwyz (5.) und schliesslich 1977 in Basel, wo er Zweiter wurde.
Insgesamt 13-mal liess er sich an Kantonal-, Teilverbands- und Bergfesten als Sieger feiern. So gewann er 1972 am Nordostschweizer Schwingfest in Chur und als Gast 1976 am Innerschweizerischen Teilverbandsfest in Muotathal.
Zwei Bergfeste gewann er ebenfalls: 1972 den Bergschwinget auf der Rigi und 1974 denjenigen auf dem Stoos.
Bei Kantonalschwingfesten stand er zehnmal zuoberst: am Zürcher Kantonalen (1973, 1974, 1976), am Schaffhauser (1976, 1977, 1978), am Appenzeller (1973, 1974), am Bündner-Glarner (1971) und am Glarner-Bündner (1972).
Zweimal wurde er für die Teilnahme am Kilchberg-Schwinget selektioniert, wo er 1973 Sechster und fünf Jahre später Vierter wurde.
Nicht zu vergessen sind auch die Erfolge an Regionalfesten im Kanton Zürich. Unter anderem dominierte er sein Heimfest auf dem Pfannenstiel viermal. Die gleiche Anzahl Siege verbuchte er auch auf dem Bachtel. Schliesslich erreichte er am klubeigenen Schlussschwinget die stolze Zahl von sieben Erfolgen.
Bedeutender Mentor
Einen grossen Anteil an seiner Laufbahn hatte auch der verstorbene «Altmeister» Karl Meli, der früh auf die Fähigkeiten von Max Wolfensberger aufmerksam wurde und ihn unter seine Fittiche nahm. Es entstand eine eigentliche Trainingsgemeinschaft, von der beide profitierten.
Schon in seiner Aktivzeit bemerkte man Wolfensbergers administratives Talent. 1970 vorerst als Beisitzer in den Vorstand des Schwingklubs Zürichsee rechtes Ufer berufen, wurde er 1975 Vizepräsident und präsidierte den Verein schliesslich von 1978 bis 1985. Bis 1992 blieb er wiederum als Beisitzer im Gremium.
Die Veteranengruppe leitete er als Obmann in den Jahren 1991 bis 2017. Während vieler Jahre war er auch OK-Präsident des Pfannenstiel-Schwingets. Tatkräftige Mitarbeit an allen vom Klub organisierten Anlässen war für ihn selbstverständlich.
Mit Adolf Ogi per Du
Im Zürcher Kantonalverband wurde er 1980 Kassier. Danach war er von 1984 bis 1989 Protokollführer. 1983 wurde er in den Vorstand des Nordostschweizer Schwingerverbands (NOSV) gewählt, vorerst ebenfalls als Beisitzer bis 1985. Das anspruchsvolle Amt des Technischen Leiters hatte er von 1985 bis 1988 inne.
Daneben amtete er von 1982 bis 1984 als NOSV-Kampfrichter. Als solcher war er am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) 1983 in Langenthal im Einsatz. Am ESAF 1986 in Sion war er für die Nordostschweiz im Einteilungskampfgericht tätig.
Damals gewährte man Bundesrat Adolf Ogi Einblick in die Arbeit des Kampfgerichts. Im Gespräch mit dem Magistraten bot dieser Wolfensberger das Du an. Er wurde zum Ogi-Fan.
Sein Einsatz für die Schwingerfamilie wurde auf allen Stufen mit der Ehrenmitgliedschaft belohnt: im Schwingklub Zürichsee rechtes Ufer im Jahr 1987, im Kantonalverband 1989, im NOSV 1990 – und seit 1999 war er auch eidgenössisches Ehrenmitglied. Eine Auszeichnung, die nur wenigen zuteilwird.
Ein Blick in die rundum traurigen Gesichter und auf das Blumenmeer während der Trauerfeier zeigte eindrücklich: Man hatte ihn gern.