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Der Chlaus besucht diesmal per Mausklick statt per Esel

Da es für den Samichlaus dieses Jahr schwierig ist, von Haus zu Haus zu ziehen, will ein Ustermer Videounternehmen den Kindern über einen Live-Stream ein corona-konformes Samichlaus-Erlebnis bieten.

Während der Corona-Pandemie kommt selbst ein Samichlaus ohne Internet nicht aus., Die Ustermer Firma Pursive Films will Ustermer Kinder mit einem Samichlaus Live-Stream besuchen.

PD

Der Chlaus besucht diesmal per Mausklick statt per Esel

Während der zweiten Corona-Welle gilt es, Kontakte zu meiden und zuhause zu bleiben. Das gilt wohl auch für den Samichlaus – schliesslich könnte er diesmal nicht nur Nüssli und Mandarindli in den Häusern verteilen, sondern potenziell auch Corona-Viren. Viele Samichlaus-Gesellschaften haben deshalb ihre Hausbesuche für dieses Jahr abgesagt. Die Fasnachtsgesellschaft Humoria, die jeweils in Uster Chlausanlässe und Hausbesuche durchführt, gab bereits im August bekannt, dieses Jahr auf die Veranstaltungen und die Besuche zu verzichten. 

Den Verleih von Chlauskostümen bietet Humoria allerdings trotzdem an. Damit dürften dieses Jahr besonders viele Väter und Onkel im roten Mantel unterwegs sein dürften. Für Eltern, die sich selber keinen weissen Bart umhängen wollen, hat sich das Ustermer Film- und Videounternehmen Puresive Films  eine andere Alternative ausgedacht: Ein «digitaler Samichlaus» soll die Kinder über einen Live-Stream zuhause oder in den Schulen besuchen. 

«Wir wollen den Samichlaus in der Tradition nicht verändern, aber ihn kreativ mit moderner Technologie in Verbindung bringen.»

Lukas Schubnell, Geschäftsführer Puresive Films

Und dieser Besuch solle mehr sein als ein verwackelter Zoom-Call mit stockender Verbindung, eingefrorenem Bild und schlechtem Ton:  « Wie in echt – einfach digital » , heisst es auf der Website von Puresive Films. Gemäss Geschäftsführer Lukas Schubnell wird der Samichlaus dazu mit der modernsten Technologie ausgerüstet. Geplant seien unter anderem mehrere professionelle Kameras mit unterschiedlichen Perspektiven.  « Wir werden mit den technischen Möglichkeiten spielen, sodass die Besuche auch über den Bildschirm persönlich und unterhaltsam sind » , so Schubnell. So könne der Schmutzli beispielsweise die Kameras steuern oder sich von draussen zuschalten und vom störrischen Esel berichten.

« Wir wollen den Samichlaus in der Tradition nicht verändern, aber ihn kreativ mit moderner Technologie in Verbindung bringen » , sagt Schubnell. So wird er alte Klischees weiterhin bedienen und seinem weissen Bart und dem roten Mantel treu bleiben. Aber um ein Smartphone kommt heutzutage wohl nicht einmal der kauzigste Eigenbrötler herum. Schubnell sagt:  « Damit der Samichlaus bei den Kindern ankommt, ist Humor am wichtigsten. »

Weniger furchteinflössend

Wahrscheinlich werde das Erlebnis für Kinder ein anderes sein als bei traditionellen Chlausbesuchen. Die Bildschirm-Distanz habe aber auch Vorteile, so Schubnell.  « Ich war zum Beispiel als Kind immer etwas eingeschüchtert vom Samichlaus » , erzählt er. Ohne die unmittelbare Präsenz der Fitze und des grossen Jutensacks im Wohnzimmer dürfte die Furcht vor dem Samichlaus und Schmutzli wesentlich geringer sein.  « Vielleicht sprechen die Kinder im Live-Stream offener mit dem Samichlaus als sonst. »  Personalisierte Notizen im altbekannten Samichlausbuch sowie Lob und Tadel gebe es indes auch beim virtuellen Besuch, und auch auf die Säckli sollen die Kinder nicht verzichten, diesmal bringe der Samichlaus diese aber anderweitig in die Haushalte.

Für Familien bietet das Videounternehmen die Live-Streams kostenlos an.  « Wir wollen den Samichlaus nicht kommerziell betreiben – schliesslich soll er für alle da sein » , sagt Schubnell. Das Projekt habe man nicht für den Profit lanciert:  « Wir wollen Kindern in diesem Jahr eine Freude bereiten. »

Location mit Samichlaus-Atmosphäre gesucht

In die Kinder-Domäne sei Puresive Films im Frühling  « hineingerutscht » , sagt der Geschäftsführer. So habe man beispielsweise Bastelvideos für die während des Lockdowns geschlossenen Kindergärten produziert.  « Auch während der zweiten Welle haben wir überlegt, wie wir den Kindern eine Freude bereiten könnten. Da kam uns die Idee mit dem Samichlaus », sagt er.  Bei manchen Schulen habe diese bereits Anklang gefunden – die Initianten hoffen nun, dass auch einige Familien mitmachen wollen.  « Ich bin optimistisch, dass ein Interesse besteht » , so Schubnell.

Personen aus dem Freundeskreis des Teams, die in den Jahren zuvor jeweils als Samichlaus unterwegs gewesen seien, werden ihre Rolle dieses Jahr vor Kameras spielen.  Was allerdings noch fehlt, ist eine geeignete Kulisse. Eine Hütte, eine Scheune oder auch ein urchiger Estrich  – hauptsache etwas mit  « Samichlaus Atmosphäre »  und in der Nähe von Uster, sagt Schubnell. Ihm zufolge werden gerade mehrere Alternativen geprüft, die Suche sei aber nicht ganz einfach.  « Die Hauptchallenge ist, dass wir Strom und stabiles Internet brauchen, was an vielen optisch passenden Orten nicht gegeben ist. »

Der digitale Samichlaus-Besuch kann bereits auf der Webseite von Puresive Films gebucht werden. Die zur Verfügung stehenden Termine können einfach mittels Formular ausgewählt und anschliessend reserviert werden. Zusätzlich werden im Online-Formular ein paar Fragen zu den Kindern gestellt. Kurz vor dem Meeting erhalten die Familien per E-Mail einen Link, welcher Sie zum Video-Call leitet. Der Samichlaus steht vom 4. bis 6. Dezember im Einsatz. Infos:   https://samichlaus-digital.ch

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