Das sind die touristischen Highlights im «Glattaler»-Land
Wer die Sommerferien zu Hause verbringt, muss nicht traurig sein. Denn unsere Beispiele zeigen: Direkt vor der Haustüre gibt es Orte, die durchaus mit internationalen Touristen-Hotspots mithalten können – oder sogar noch viel besser sind.
Malediven vs. Aussichtsplattform in Schwerzenbach

Ahhh, die Malediven im Indischen Ozean, die tropische Traumdestination schlechthin. Doch der Greifensee muss sich da nicht verstecken, im Gegenteil. Das Wasser ist zwar nicht ganz so klar, hat im Sommer aber ebenfalls Pipitemperatur. Für Taucher auf der Suche nach einem Adrenalinkick gibt es anstelle von Haien einen Riesenwels, der sogar gerne mal zubeisst. Und während man auf den Malediven aufpassen muss, nicht auf einen tödlichen Steinfisch zu stehen, ritzt man sich im Greifensee höchsten die Fusssohle an einer Quaggamuschel. Das Beste aber ist: Den Greifensee gibt es auch dann noch, wenn die Malediven wegen des steigenden Meeresspiegels längst verschwunden sind.

Mercat de la Boqueria in Barcelona vs. Wochenmarkt in Fällanden

Eigentlich kann man im berühmten Mercat de la Boqueria in Barcelona schon fast etwas Mitleid haben mit den Standbetreibern. Wer dort nämlich wirklich etwas kaufen will, muss sich erst durch die Influencer prügeln, die in mehreren Reihen vor den instragammable angerichteten Auslagen stehen und sich selber filmen oder fotografieren. Das kann nicht gut sein für den Umsatz. Auf dem Samstagsmarkt in Fällanden ist das Angebot zwar etwas kleiner, dafür braucht man keine starken Ellbogen für den Brokkolikauf. Höchstens stabile Handgelenke, weil man wegen der grossen Dichte an rumflanierenden Bekannten sehr häufig Hände schütteln muss.

Arktis vs. Denner an der Strehlgasse in Dübendorf

Wie verführerisch es doch wäre, bei dieser Hitze gen Nordpol zu verreisen. Eine kleine Abenteuer-Kreuzfahrt bei angenehm kühlen Temperaturen vielleicht? Oder mit dem Kanu ein bisschen zwischen Eisbergen rumpaddeln? Nun, ein vergleichbares Naturerlebnis inklusive Abenteuerfeeling sucht man im Denner-Satellit an der Strehlgasse vergebens, da darf man sich nichts vormachen. Locker mithalten kann der kleine Discounter aber bei den Temperaturen, die dank einer offensichtlich ziemlich leistungsstarken Klimaanlage kaum je die Null-Grad-Marke übersteigen. Reichlich Eis gibt es auch, sogar praktisch verpackt und mit Geschmack im (eigentlich gar nicht notwendigen) Tiefkühler. Aber Vorsicht: Um Erfrierungen vorzubeugen, sollte man sich vor dem Betreten des Ladens mit Daunenjacke, Pudelmütze und Handschuhen ausrüsten. Ein bisschen Abenteuer gibts also doch.

Dubai vs. «Dübai»

Dubai, die glitzernde Mega-City: 19 Millionen Touristen haben die Wüsten-Metropole im vergangenen Jahr besucht. Sie genossen den Luxus, bewunderten den architektonischen Superlativ, liessen sich am Traumstrand von der Sonne braten oder gingen gewieften Goldhändlern auf den Leim. Ein Vergleich mit dem Hochbord-Quartier bietet sich an (wenn man den Luxus, den Strand und die Goldhändler ausklammert). Nicht umsonst wird Dübendorfs boomender Osten aufgrund der schweizweit einmaligen Hochhausdichte «Dübai» genannt. Und das Beste: Man riskiert keine Peitschenhiebe, wenn man sich in der Öffentlichkeit betrinkt oder die Herrscher beleidigt. Nicht, dass man das in Dübendorf tun sollte. Aber man könnte, und nur darauf kommt es an.

Höhle von Lascaux (F) vs. Memphis-Unterführung, Dübendorf

Die Höhle von Lascaux im Département Dordogne gehört mit ihren steinzeitlichen Malereien zum Weltkulturerbe der Unesco. Die «Sixtinische Kapelle der Vorgeschichte» wurde 1940 entdeckt und musste bereits 1963 wieder geschlossen werden; die Atemluft Tausender Besucher hatte einen Pilzbefall verursacht. 2016 wurde unweit der Höhle ein Besucherzentrum eröffnet, in dem die Nachbildungen aller Malereien zu sehen sind. Pfff, Nachbildungen? In der Memphis-Unterführung gibt es keine billigen Kopien, die dortigen Wandmalereien sind allesamt Originale. Und kaputtmachen kann man als Besucher auch nichts, denn kaputter als die Memphis-Unterführung geht gar nicht. Ein grosse Gemeinsamkeit haben die beiden Grotten aber. Hier wie da weiss man nicht so genau, was einem die Kunstschaffenden mit ihren Werken sagen wollten.

Central Park in New York vs. Griespark in Volketswil

Erst einmal ein bisschen Rechnerei: Der Central Park in New York ist mit seinen 341 Hektaren zwar 25-mal grösser als der Griespark in Volketswil, betrachtet man das Ganze aber im Verhältnis zur Bevölkerungszahl, liegt Volketswil wieder deutlich vorn. Vor! New! York! Das ist natürlich ziemlich beeindruckend. Gewisse Defizite beim Erlebnisfaktor sind da gar nicht mehr so schlimm: Der Bakisateich etwa eignet sich schlecht zum Ruderbootfahren, einen Zoo sucht man auch vergebens, und auf eine Kutsche zum Mitfahren kann man lange warten. Und während man nach dem Besuch des Central Parks dank zuletzt stark gestiegener Kriminalität zu Hause von einem Raubüberfall berichten kann, wird man in Volketswil höchstens von ein paar Vorstadtghetto-Teenies angepöbelt. Was ja – wiederum – auch nicht so schlimm ist.

Tiger-Exkursion, Ost-Russland / Kater-Schmusing, Dübendorf

Amur-Tiger sind majestätische Tiere, die man nur mit viel Glück in freier Wildbahn beobachten kann. Welcher Katzenfan träumt nicht von einer Begegnung mit so einer Riesenmieze? Problem Nr. 1: Amur-Tiger leben weit im Osten Russlands, in der Grenzregion zu China. Und da will man wirklich nicht hin. Problem Nr. 2: Fünf Kilometer, bevor man einen Tiger zu Gesicht bekommt, hat der einen schon gerochen. Und vielleicht hat er noch kein Frühstück gehabt. Problem Nr. 3: Um einen ausgewachsenen Amur-Tiger streicheln zu können, muss man ihn vorher betäuben, und da kommt wieder Problem 2 ins Spiel. Ganz anders bei diesem netten, doch recht liebesbedürftigen Kater an der Täschenstrasse in Dübendorf. Ein kurzer Blick reicht – und schon kommt er angerannt und bietet sich für Streicheleinheiten an. Wenn er doch bloss nicht so haaren würde …!
