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Besucherschwund

Das Pub-Festival in Wetzikon kämpft ums Überleben

«Solche Events haben ein Ablaufdatum», sagt Thomas von Allmen, Organisator des Pub Festivals in Wetzikon.

Volles Haus beim Auftritt von Lou Bega: Auch 26 Jahre nach seinem Welthit «Mambo Nr. 5» zieht der Latin-Pop-Sänger.

Foto: Mirjam Dürr/Pub-Festival

Das Pub-Festival in Wetzikon kämpft ums Überleben

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Das Pub-Festival in der Wetziker Eishalle ist ein Fixpunkt in der Oberländer Agenda. Doch der Zeitgeist setzt dem Traditionsanlass zu.

Es gibt Musik, die über Nacht zum Hit wird und sich über die Jahre ins kollektive Gedächtnis einbrennen kann. «Mambo No. 5» von Lou Bega ist so ein Fall. Als der deutsche Latin-Pop-Sänger an diesem Freitagabend den Refrain anstimmt («A little bit of Monica in my life, a little bit of Erica by my side, a little bit of Rita's all I need, a little bit of Tina's what I see»), explodiert die Stimmung in der Wetziker Eishalle.

Lachende Gesichter, wohin man blickt, Hände fliegen in die Höhe, Stimmen überschlagen sich. Und das offensichtlich auch von Partygästen, die 1999 – als Lou Bega zum Star wurde – das Licht dieser Welt noch nicht erblickt hatten.

Nostalgie und Ausgelassenheit

Es ist diese Mischung aus Nostalgie und Ausgelassenheit, für die das Pub-Festival steht. Am kommenden Wochenende folgt der Abschluss der Event-Reihe: Am Pfingstsamstag steht eine Party mit Musik aus den 1990er Jahren an, am Pfingstsonntag folgt eine «Schlager & Après Ski Party». Dann ist die 23. Ausgabe des Pub-Festivals nach sechs Partynächten zu Ende.

Seit 2001 existiert das Festival in Wetzikon. Hätte die Covid-Pandemie 2020 und 2021 nicht zu Absagen geführt, könnte Organisator Thomas von Allmen heute das 25-Jahr-Jubiläum der Partyreihe feiern.

25 Jahre sind eine stolze Zahl, zumal es der Zeitgeist mit dem Nachtleben nicht gut meint. In den letzten Wochen sorgte das Ende zweier Institutionen in der Stadt Zürich für Schlagzeilen: Im März schloss der Club Zukunft, der einem Neubau weichen muss. Und Mitte Juni ist im legendären Mascotte am Zürcher Bellevue Lichterlöschen.

«Das Ausgehverhalten der Jungen hat sich seit Corona deutlich verändert. Gesünder leben – nicht mehr durchfeiern. Die Einnahmen an der Bar sind seit etwa einem Jahr um bis zu 30 Prozent gesunken», erklärte Mascotte-Betreiber Alfonso Siegrist gegenüber dem «Tages-Anzeiger» die Gründe für das Aus.

«Am Freitag Netflix, am Samstag Ausgang»

Auch Thomas von Allmen stellt Veränderungen im Nachtleben fest: «Früher war es logisch, an einem Wochenende zweimal auszugehen. Heute wird vielleicht am Freitag ein chilliger Netflix-Abend mit Kollegen gemacht, und am Samstag geht man aus.» Und es werde anders konsumiert als früher: «Weniger Alkohol, mehr Fitness. Die Jungen leben heute viel bewusster.»

Porträt von Thomas von Allmen, dem Organisator des Pub-Festivals in Wetzikon. Er steht vor einer Bar, die mit «Moulin Rouge» angeschrieben ist.
«Die Jungen leben heute viel bewusster»: Thomas von Allmen organisiert mit seiner Rock-it Event GmbH das Pub-Festival in Wetzikon.

Die Folgen des gesünderen Lifestyles spürt man deshalb nicht nur im hippen Zürich, sondern auch im beschaulichen Oberland. «Wir verlieren am Pub-Festival jedes Jahr rund 1000 Eintritte», rechnet von Allmen vor. Bei Eintrittspreisen von 25 Franken bedeutet das nicht nur jedes Jahr 25’000 Franken weniger an Ticketeinnahmen, sondern auch sinkende Umsätze an den Bars in und vor der Eishalle.

«Solche Events haben ein Ablaufdatum»

Wie weiter also mit dem Pub-Festival? «Solche Events haben allesamt ein Ablaufdatum. Wir kennen unseres einfach noch nicht und versuchen, es noch etwas hinauszuschieben.» Einen Sparkurs will von Allmen dennoch nicht fahren: «Wir möchten den Menschen Emotionen vermitteln. Wenn wir die rückläufige Tendenz so stoppen können, sind wir schon zufrieden.»

Viele Leute feiern in einer Halle, die in buntes Licht getaucht ist.
Wann ist das Ablaufdatum? Feiernde am Wetziker Pub-Festival 2025.

Event-Profi von Allmen spricht von «Schräubchen, die man drehen kann», ohne einseitig die Kostenseite ins Visier zu nehmen. Eine dieser Schrauben ist der Barbetrieb in der Halle, der nicht mehr von externen Partnern, sondern erstmals komplett vom Veranstalter selbst geführt wird. «Damit können wir einen Teil der verlorenen Ticketeinnahmen ansatzweise kompensieren.»

Eine weitere Schraube ist die Dekoration der Halle. Mit schweren Textilwänden hat von Allmen den mittlerweile zu gross gewordenen Raum dem Publikum angepasst: Die Tribüne ist abgedeckt, im hinteren Bereich ist neu eine Garderobe eingerichtet worden. Der Raum wird kleiner und kompakter, ausserdem profitiert die Akustik.

Vier der insgesamt sechs Partyabende hat die Eishalle in Wetzikon hinter sich. Darunter neben Lou Bega auch den Auftritt der kultigen spanischen Schwestern Lucía, Lola und Pilar Muñoz, die im Jahr 2001 als Trio Las Ketchup mit «Aserejé» einen Sommerhit gelandet hatten.

Es sei jedes Jahr eine Gratwanderung, solche Gagen zu stemmen, sagt von Allmen: «Dafür kann ich mit dem Namen Lou Bega während Wochen auf allen Plakaten für das Festival werben.»

Mit welchen Namen er für die 24. Ausgabe des Pub-Festivals 2026 werben wird, ist noch unklar. Klar ist hingegen, dass von Allmen die Eishalle Wetzikon für die Zeit zwischen Auffahrt und Pfingsten bereits wieder reserviert hat. Das Ablaufdatum wird noch ein wenig nach hinten geschoben.

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