Consalsón lässt sich beim Musizieren von nichts aufhalten
Band aus Uster
Die Aktionstage Behindertenrechte wollen das Verständnis für Menschen mit Behinderungen schärfen und deren Inklusion fördern. Mit dabei: Consalsón, die sich ganz der lateinamerikanischen Musik verschrieben hat.
Alles begann mit einer Reise von Andrea Vontobel, die Querflöte spielt. Ihr Tremor, ein Zittern in ihren Händen, stört sie dabei kaum. «Mit einer Adresse in der Hand und einer Flöte unter dem Arm ging ich für zwei Monate nach Kuba», erzählt sie. Dort verliebte sie sich in die Rhythmen, die sie entdeckte. «Mir wurde klar, dass ich in einer Band diese Art von Musik spielen möchte.»
Zurück in der Schweiz lernte sie über Inserate und Plattformen für Musiker bald die Sängerin Denise Gehrig, die zehn Jahre in Chile studiert und gearbeitet hat, und den Bassisten Robert Villiger kennen – Gleichgesinnte, die wie sie selbst von den schnellen Rhythmen begeistert sind.
«Lateinamerikanische und insbesondere kubanische Volkslieder strotzen nur so vor Gefühl und Lebensfreude. Aber es war gar nicht so einfach, zueinanderzufinden», erzählt die Sängerin. «Mit Robert haben wir grosses Glück, denn er ist solch ein erfahrener Experte in kubanischer Musik.»
Zusammen mit Charles Hart am Piano und dem Perkussionisten Diego Hohl formte sich um 2018 Consalsón – was auf Spanisch so viel heisst wie «mit Salz und Ton». Eine Band, die sich mit tiefster Leidenschaft der lateinamerikanischen Musik verschreibt.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun
Zwischen dem 15. Mai und dem 15. Juni finden die Nationalen Aktionstage für Behindertenrechte statt. In der Schweiz sollen über 1000 Veranstaltungen und Aktionen ein Zeichen für Gleichstellung, Partizipation und Zugänglichkeit setzen. Und mit dabei: Consalsón.
Gehrig, Vontobel und Villiger leben mit Behinderungen. Gehrig hat seit ihrer Geburt eine Sehbehinderung und weist ein Sehvermögen von fünf Prozent auf. Vontobel hat seit ihrer Kindheit einen Tremor, und Villiger ist an Parkinson erkrankt, was motorische Störungen zur Folge hat.
Doch welche Rolle spielt das beim Musizieren? «Keine», sagt Bassist Villiger, «viele grossartige Musiker hatten eine Behinderung wie etwa Ray Charles. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun.»
Seiner Meinung nach gibt es zwei Arten, ein Musiker zu werden: «Entweder man wird in eine Musikerfamilie hineingeboren, oder man entscheidet sich, ein Instrument zu lernen, und bleibt dabei.»
«Üben ist wichtig», sagt die Sängerin, «aber das ist es für alle.» Und so macht es auch Consalsón. In ihrem Proberaum im Zeughausareal in Uster üben die fünf regelmässig und sind hungrig nach Auftritten. «Durch unser Engagement konnten wir uns musikalische Qualität erarbeiten», sagt die Bandleaderin weiter.
Denise Gehrig formuliert das so: «Wir sind nicht Menschen mit einer Behinderung. Sondern die Welt ist nicht für uns gemacht, also werden wir dadurch behindert.» Sie spricht davon, wie sich nicht alle auf die gleiche Weise in der Gesellschaft entfalten können. «Aber davon haben wir uns nie abhalten lassen», sagt sie überzeugt.
Eine schwarze Null mit der Musik
«Es kann Einschränkungen geben, durchaus. Doch vor Auftritten bin ich manchmal so nervös, dass mir die Knie zittern. Dann gehen die Hände auch gern mal vergessen», sagt Vontobel amüsiert.
Letzten Mittwoch probten sie noch für das Zeughausfest. Am Samstag geht es schon auf die nächste Bühne. Die der Aktionstage. «Das ist eine gute Chance für uns, aufzutreten», sagt Gehrig. Die Band hat eine klare Zielgerade im Visier: Mit ihrer Musik möchte sie eine schwarze Null schreiben.
«Es wäre wunderbar, wenn wir Gigs bekämen, die nicht ganz gratis wären», sagt die Flötistin. Zumindest so, dass Kosten für Proberaum und Spesen, wie ein Service oder eine Reparatur für Instrumente, gedeckt werden könnten. «Doch eigentlich wollen wir vor allem den Menschen eine Freude bereiten», sagt sie weiter.
Wer die mitreissende Energie von Consalsón erleben möchte, kann am Samstag, 1. Juni, gleich zwei Konzerte besuchen. Beide finden beim Wagerenhof an der Asylstrasse 24 in Uster bei der Bühne vor der Cafeteria statt. Ein Konzert startet um 13 Uhr, das andere um 15 Uhr.