Bubikon will in die Zukunft investieren
Neues Schulzentrum nimmt die erste Hürde
Wie am Vormittag in Bern gab es auch an der Gemeindeversammlung in Bubikon vom Mittwochabend viel zu diskutieren. Am meisten über die Schulplanung – und hier hat man nun Grosses vor.
Es waren vielleicht auch, aber sicher nicht nur der Glühwein und die Grittibänzen, die vor der Versammlung verteilt wurden. Der Besucherandrang war hauptsächlich deshalb so gross, weil die Stimmberechtigten von Bubikon und Wolfhausen offensichtlich gewillt waren, einer der grössten Investitionen der Gemeinde die richtige Starthilfe zu geben. Es ging um den Wettbewerbskredit für ein neues Schulzentrum in Bubikon. Aber nicht nur das. Auch die Anwohner der Höslistrasse in Bubikon kamen in Scharen. Sie wollten dafür sorgen, dass ein weiteres Projekt, ein langersehnter Kreisel, durchkommt. Natürlich eine Kragenweite kleiner als die Schulsache. Noch ahnte aber niemand der 241 Stimmberechtigten, dass man vor einer dreieinhalbstündigen Versammlung stand.
Alte Schulhäuser in unzumutbarem Zustand
Dabei ging es in diesem ersten Schritt gar nicht um viel Geld. Der Kredit für die Durchführung eines Projektwettbewerbs beträgt nur 625’000 Franken. Aber die ganze Sache hat es in sich.
In rund vier Jahren sollen die heutigen Schulhäuser Spycherwise und Mittlistberg mitten in Bubikon durch ein neues Schulzentrum ersetzt werden. Dieses Zentrum soll im gleichen Perimeter wie die heutigen Schulhäuser erstellt werden und neue Turnhallen sowie ein neues Schwimmbad umfassen. Man rechnet mit Kosten von rund 68 Millionen Franken. Eine Rieseninvestition für die Gemeinde und eine Erkenntnis aus der breit angelegten Immobilienstrategie.
Ein Blick ins Jahr 2037
Reto Frey (GLP), Ressortvorsteher Liegenschaften und Sicherheit, zeigte auf, wie die Gemeinde in der Schulraumplanung neu denken will. Früher sei viel aufgrund von kurzfristigen Bedürfnissen geplant worden. Das wolle man nicht mehr. Sondern man denkt viel weiter.

Bis ins Jahr 2037 könnte die Gemeinde Bubikon von heute 7500 auf über 9300 Einwohner wachsen. Das ist ein realistisches Szenario, das durch ein entsprechendes Planungsbüro erstellt worden ist. Und dafür will man gerüstet sein. Die neuen Schulgebäude sollen den Bedarf in der Zukunft decken können.
Geplant ist ein offener Studienauftrag, in dem zusammen mit den Planungsbüros die Rahmenbedingungen besprochen und justiert werden. Geplant ist auch, das Schulhaus Spycherwise zu erhalten – notgedrungen, weil es im Inventar des kantonalen Denkmalschutzes steht. Es ist aber heute in einem derart baufälligen Zustand, dass die Sanierung allein ein ziemlich grosses Teilprojekt ist.
Dann ging es erst richtig los
Was folgte, waren eine längere Diskussion und verschiedene Anträge. Moritz Kälin, Präsident der GLP, zeigte sich besorgt, ob das Projekt für die Gemeinde nicht zu gross sei, musste aber einräumen, dass der Bedarf doch offensichtlich ist. Severin Spörri wollte keinen Neubau, sondern eine Sanierung der heutigen Gebäude. «Sie sind doch noch gut genug.» Er stellte schliesslich einen Rückweisungsantrag.
Markus Brunner fragte nach, ob wirklich nur das Schulhaus Spycherwise erhalten bleibe, und er zweifelte daran, dass Bubikon ohne eine Steuerfusserhöhung ein solches Projekt stemmen könnte. Was im Übrigen auch Gemeindepräsident Hans-Christian Angele (FDP) so nicht ausschliessen kann, «aber nach heutigen Berechnungen braucht es keine Erhöhung». So wünschte sich Brunner eine Etappierung des Vorhabens, ohne aber einen Antrag zu stellen.
Ein solcher kam dann von Peter Roth, seines Zeichens Architekt aus Wolfhausen. Er forderte, einen «ganz normalen Architekturwettbewerb» durchzuführen, damit auch junge und kleine Architekturbüros eine bessere Chance hätten.
Der Sieger war der Schulleiter
Im Rahmen der langen und teilweise etwas langfädigen Diskussion zeigte sich der Schulleiter der Primarschule Bubikon, Urs Tschamper, als Sieger des Abends. Seine Schilderung der unzumutbaren Zustände in den Bubiker Schulhäusern – und der Turnhalle Spycherwise – überzeugte die Stimmberechtigten davon, dass es nun an der Zeit ist, Nägel mit Köpfen zu machen. Er erklärte die Situation und zeigte auf, welche Bedürfnisse die heutige Schule hat und wieso – dies auf eine weitere Frage von Markus Brunner – heute Gruppenräume pro Schulzimmer einfach unabdingbar sind.
So war es schliesslich eine klare Sache: Der Wettbewerbskredit wurde ohne Änderung oder Anpassung und mit grosser Mehrheit bewilligt. Die Planung der neuen Schule in Bubikon kann beginnen.
Die Schule in Wolfhausen muss noch etwas warten; aber dass auch dort in den nächsten Jahren Investitionen anstehen, ist klar.
Die Kreiseldiskussion
Das letzte Thema war dann der besagte Kreisel an der Höslistrasse, ein Kantonsprojekt, für das die Gemeinde einen Kredit von 2,6 Millionen Franken beantragte. Seraina Billeter (SVP), die Hochbauvorsteherin, präsentierte das Projekt. Obwohl viel diskutiert und gefragt wurde, Anwohner die unzumutbare Verkehrssituation im Wohnquartier schilderten und auch noch die Platzierung der Bushaltestelle hinterfragt wurde (Auf oder neben der Fahrbahn?), war es eine klare Sache. Von der Gemeinde nur optional gesehene Anpassungen am Strassenraum wurden sogar gleich mit ins Paket gepackt. Und diese 150’000 zusätzlichen Franken fallen ja auch kaum ins Gewicht.
Und was ist mit dem Geld?
Ein Nebenschauplatz war das Budget, das zwar lange von Finanzvorsteherin Susanne Berchtold (FDP) präsentiert wurde, aber angesichts der guten Zahlen nicht so wirklich interessierte. Der anvisierte Überschuss von 4,3 Millionen Franken soll helfen, Reserven für die grossen Projekte (siehe oben) zu schaffen. Deshalb wird auch am stattlichen Steuerfuss von 118 Prozent festgehalten, und die Stimmberechtigten bissen ohne Wimpernzucken in diesen sauren Apfel.