Blüemlihalle
Blumen, Blumen, überall Blumen wohin man schaut. Flower Power, Erinnerungen werden wach, lange Röcke, bestickte Hemden, lockig lange Haare, Hippiezeit. Achtundsechziger. «If you go to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair.» Doch bevor wir jetzt ganz entschweben, kommt die Ernüchterung – kein psychodelischer Raum mit sphärischen Klängen und rosigen Träumen, nein, die Wahrheit ist knallhart. Wir befinden uns in Eingangshalle zum Amtshaus der Stadtpolizei Zürich.
1923/24 erhielt der ehemalige Keller eines Waisenhauses – bei der Gesamtüberbauung der «Urania» – diese farbenfrohe Bemalung nach einem Entwurf von Augusto Giacometti. Dieser war ein Cousin von Giovanni Giacometti, dem Vater Albertos, der mit seinen dünnen Statuen weltberühmt wurde. Wie dem auch sei, Zürich verdankt ihm eine seiner wichtigsten Sehenswürdigkeiten.
Zurück zu den Blumen. Von der seligen Hippiezeit ist der Raum natürlich meilenweit entfernt, nichts von einem «Love-in there». Rauch- und schluckbare Essenzen findet man dort höchstens in der Asservatenkammer, phantastische Töne weichen der schnörkellosen Amtssprache. Dennoch – irgendwie dürfte die liebevoll ornamentale Umgebung den alltäglichen, zwischenmenschlichen Umgang beeinflussen. (Guy A. Lang)