«Als ob ich von der einen Welt in eine andere fahren würde»
Sie leiten seit 2015 die Sonnweid AG in Wetzikon. Was bedeutet Ihnen die Arbeit dort?
Petra Knechtli: Die Arbeit hier ist ein wichtiger Teil meines Lebens.
Woran messen Sie den Erfolg Ihrer Arbeit?
Ich schaue darauf, wie stark Mitarbeiter die Philosophie der Sonnweid mittragen, leben und weiterentwickeln. Es ist in der heutigen Zeit nicht immer selbstverständlich, Mitarbeiter zu finden, die mit Menschen mit Demenz arbeiten wollen. Der Erfolg der Arbeit hängt auch von den Bewohnern und ihren Angehörigen ab.
Von wem profitierten Sie beruflich am meisten?
Ich konnte viel von meinem Vorgänger Michael Schmieder profitieren. Er baute die Sonnweid auf und veröffentlichte das Buch «Dement, aber nicht bescheuert».
Wie kam es zu Ihrer heutigen Berufswahl?
Meine Berufswahl entwickelte sich schon sehr früh. Ich unterstützte meine Mutter bei der Pflege meiner Grosseltern. Ich machte zuerst eine kaufmännische Ausbildung. Danach ging ich in die Pflege.
Name: Petra Knechtli
Geburtsjahr: 1973
Beruf: Heimleiterin
Erlernter Beruf: kaufmännische Angestellte und Altenfachbetreuerin
Hobbys: Wandern, Velofahren, Lesen
Zivilstand/Kinder: verheiratet, zwei Kinder
Wohnort: Wildberg
Wie sind Sie zu dieser Arbeitsstelle gekommen?
Das war wie eine Fügung. Ich hatte 20 Jahre verschiedene Aufgaben in der Sonnweid. Am Schluss war ich stellvertretende Heimleiterin. Vor vier Jahren zeichnete sich ab, dass Michael Schmieder vom operativen ins strategische Geschäft wechseln würde. Dann übernahm ich seine Aufgaben.
Wann gehen Sie mit dem Gefühl nach Hause: «Das war ein guter Tag»?
Wenn ich oder das Team herausfordernde Aufgaben gut lösen, freut mich das, und ich gehe zufrieden nach Hause.
Wie steht es um Ihre Work-Life-Balance?
Mein 20-minütiger Arbeitsweg hilft mir in dieser Beziehung stark. Es ist, als ob ich von der einen Welt in eine andere fahren würde. Es gibt wenige Aufgaben, die ich wirklich mitnehme. Ich kann diese auch bald einmal weglegen. Zudem habe ich an einem Tag in der Woche frei. Das hilft mir stark. In den Ferien schaue ich keine Mails an.
« Wir stehen auf der Sonnenseite des Lebens. »
Petra Knechtli, Leiterin Sonnweid AG
Haben Sie ein Lebensmotto?
Ich mache mir immer wieder bewusst: Wir stehen auf der Sonnenseite des Lebens. Ich bin ein freier Mensch, habe Zugang zu Bildung sowie ärztlicher Betreuung und lebe nicht in einem Kriegsgebiet.
Glauben Sie an ein Schicksal oder eine Vorsehung?
Ja, ich glaube, das Leben ist vorbestimmt.
Worüber ärgern Sie sich?
Ich habe Mühe mit Menschen, die mit sich selber nicht ehrlich sind.
Worüber freuen Sie sich?
Ich freue mich über ein Lächeln, aber auch über den wertschätzenden und respektvollen Umgang von Menschen. Momentan habe ich Spass am Frühling und an den blühenden Bäumen und Sträuchern.
Unternehmen:
Die Sonnweid AG in Wetzikon ist seit über 30 Jahren auf die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz spezialisiert. Das Demenzheim bietet Raum für 157 stationäre Bewohner in verschiedenen Wohnformen. Die Tag-/Nacht-Station entlastet betreuende Angehörige mit Kurzaufenthalten. Die Sonnweid beschäftigt heute 300 Mitarbeiter, die meisten davon in der Pflege, und gilt laut eigener Aussage als eine der führenden Institutionen in ihrem Gebiet. bf
Wo liegen Ihre Stärken?
Ich kann sehr gut zuhören. Beziehungen sind mir sehr wichtig, deswegen pflege ich sie entsprechend. Man kann auf mich zählen.
Und Ihre Schwächen?
Unangenehme, persönliche Dinge schiebe ich manchmal vor mich her.
Was kochen Sie gerne?
Ich koche nicht nur gerne, sondern esse mit Genuss. Wir laden gerne Gäste ein, dann probiere ich immer wieder etwas Neues aus.
Wie beginnen Sie den Tag?
Mit einer Tasse Kaffee und dem Blick in die Zeitung. Dafür nehme ich mir zu Hause eineinviertel Stunden Zeit.
« Die Lehrerin konnte uns mit all unseren Stärken und Schwächen optimal fördern. »
Petra Knechtli, Sonnweid AG
Treiben Sie Sport?
Ich bewege mich grundsätzlich gerne in der Natur – zu Fuss, mit dem Velo oder den Skiern.
Worauf sind Sie stolz?
Auf meine Familie. Wir haben zwei Jungs, denen es gut geht und die sozial und sportlich sind.
Ist Ihnen ein Lehrer aus der Schulzeit speziell in Erinnerung geblieben?
Von der ersten bis zur vierten Klasse hatte ich eine sozial engagierte Lehrerin. In der Klasse wurde niemand ausgegrenzt. Die Lehrerin konnte uns mit all unseren Stärken und Schwächen optimal fördern.
Wo verbringen Sie Ihre Ferien?
Wir sind oft in den Bergen.
Lesen Sie?
Auf meinem Nachttischchen liegt das Buch « Patriarchen » von Alex Capus. Ansonsten lese ich schwedische Krimis.
Würde Sie gerne ein Musikinstrument spielen?
Ich weiss nicht, ob ich den Durchhaltewillen hätte. Aber ich würde gerne Bass spielen.
« Ich selbst bin mit vielen Tieren auf einem Bauernhof aufgewachsen. »
Petra Knechtli, Sonnweid AG
Was bedeutet Ihnen Kunst?
Ich betrachte gerne Kunst, bin aber kein Kenner. Bei der Kunst geht es ja mehr darum, sie anzusehen und darüber zu sprechen. Kunst kann auch irritieren. Sie soll den Betrachter anregen. Für mich ist auch die Arbeit einer Floristin Kunst.
Haben Sie Haustiere in der Familie?
Wir haben zwei Springmäuse. Meine beiden Jungs wollten am liebsten einen Hund. Doch die Haltung ist mit viel zeitlichem Aufwand verbunden. Ich selbst bin mit vielen Tieren auf einem Bauernhof aufgewachsen. Wir hatten Hühner, Hunde, Katzen und Schildkröten.
Was ist ihr Lieblingsort im Zürcher Oberland?
Das ist Wildberg, mein Wohnort. Dort gibt es eine Reihe von Plätzchen, die mir gut gefallen. Diese will ich aber nicht verraten, sonst bin ich dort nicht mehr alleine. Es gibt auch bekannte Fusswege mit einer herrlichen Aussicht.
Aufgezeichnet: Bruno Fuchs