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«Als es eskalierte, ist einiges zusammengekommen»

​​​​​​​20'000 Franken Verlust pro Monat und dazu ein reizbarer, wenig kritikfähiger Chef. Restauranttester Daniel Bumann hatte es im Ristorante Bacco in Dübendorf nicht leicht. Nach der Sendung kam es für das Wirtepaar knüppeldick.

Restauranttester Daniel Bumann (Mitte) nimmt das Wirtepaar Eliana Ioanna und Biagio Panza ins Gebet., Die Gäste wollten sich nicht entgehen lassen, was sich im Ristorante Bacco alles verändert hat., Sie habe heute ein anderes Kostenbewusstsein, sagt Eliana Ioanna., Eine von mehreren Sequenzen in der Folge, in der Daniel Bumann einfach nur ratlos ist., Daniel Bumann hatte immer wieder Zweifel, ob die Wirte in ihrem Lokal überhaupt etwas verändern wollen. , Mit der Leistung der Küche war Bumann anfänglich nicht wirklich zufrieden. , Wirt Biagio Panza in seiner Paraderolle: dem Service.

Screenshot 3+

«Als es eskalierte, ist einiges zusammengekommen»

Frau Ioanna, vor einigen Tagen hat 3+ den Besuch von Restauranttester Daniel Bumann in Ihrem Ristorante Bacco ausgestrahlt. Wie hat Ihnen die Sendung gefallen?
Eliana Ioanna: Es gab Szenen, die waren nicht schön. Insgesamt wurde unser Lokal in einem negativen Licht dargestellt. Vor allem wurde mehr über Personen gesprochen als über das Essen und das Restaurant selber. Aber die Folge wurde vor einem Jahr aufgezeichnet, seither ist viel passiert.

In der Sendung bekommt es Daniel Bumann wiederholt mit ihrem Lebenspartner zu tun, der einmal sogar die ganze Fernsehcrew rauswerfen will. Hat sich das so abgespielt oder wurde dramatisiert?
Nein, es ging tatsächlich mehrmals emotional zu und her. Mein Lebenspartner ist sehr temperamentvoll. Als es eskalierte, ist einiges zusammengekommen und er ging kurz in die Luft. Der Hintergrund des Ganzen ist dabei eigentlich noch eine ganz lustige Geschichte. Wer sich dafür interessiert, kann gerne bei uns vorbeikommen, dann erzähle ich das gerne.

Dennoch: Er war nicht gerade begeistert über das Kamerateam in seinem Lokal.
Wir wurden von einem Gast von uns angemeldet und haben erst lange überlegt, ob wir mitmachen sollen. Mein Lebenspartner hat erst eingewilligt, wollte später aber absagen, doch dafür war es dann zu spät. Er ist ein erfahrener Gastronom, aber reagiert manchmal empfindlich auf Kritik.

«Mein Lebenspartner würde sich gegenüber den Gästen nie so verhalten.»

Eliana Ioanna, Wirtin Ristorante Bacco

Welche Reaktionen bekamen Sie nach der Sendung?
Da waren ein paar unschöne Dinge dabei, Drohungen auf der Combox oder Beschimpfungen per E-Mail. Auch in den Google-Bewertungen haben sich einige Leute aufgrund der Sendung sehr negativ über meinen Lebenspartner ausgelassen. Dabei würde er sich gegenüber den Gästen nie so verhalten.

Bis zu Sendung waren die meisten Google-Rezensionen gut, doch das änderte sich schlagartig. Ärgert sie das?
Ja, weil diese Leute noch gar nie in unserem Lokal waren, einige haben sogar das Restaurant verwechselt. Ich weiss das, weil ich unsere Gäste kenne und immer frage, woher sie kommen. Wir haben zum Beispiel nicht sehr viele Dübendorfer bei uns, mehr von ausserhalb. Dennoch gab es auf der Seite «Du bisch vo Dübendorf, wenn…» viele negative Kommentare. Umso mehr freut es mich, dass unsere Stammgäste uns in Schutz genommen haben.

Zum Zeitpunkt des Besuchs von Daniel Bumann hatten Sie einen Verlust von 300‘000 Franken eingefahren und gaben sich noch drei, vier Monate – trotz durchgehend guter Bewertungen im Internet. Wie konnte es soweit kommen?
Am Anfang hatten wir Pech und konnten wegen eines Rechtsstreits unseres Vorgängers ein halbes Jahr lang den Namen unseres Lokals nicht ändern, also hat kaum jemand gemerkt, dass es neu ein italienisches Restaurant war. Danach zog das Geschäft an, aber unsere Betriebskosten waren viel zu hoch, vor allem die Löhne für das Personal. Da hätten wir uns früher beraten lassen müssen.

«Die negative Darstellung unseres Lokals und die vielen beleidigenden Kommentare sind natürlich nicht das, was man möchte.»

Eliana Ioanna

Und der Restauranttester konnte Ihnen helfen?
Ja, heute haben wir ein anderes Kostenbewusstsein. Ansonsten wurde nur wenig verändert. Das Team hat im Lokal den Wein mehr in den Mittelpunkt gestellt, die Beleuchtung verändert und mit Kerzen eine gemütlichere Atmosphäre geschaffen. Bei den Abläufen in der Küche gab es nichts zu verbessern. Lediglich die Karte hat er ein wenig verkleinert.

Geht es Ihnen heute, ein Jahr nach den Dreharbeiten, finanziell besser?
Wir haben ja unter anderem bei der Fernsehsendung mitgemacht, damit wir Publicity bekommen. Und das hat auch geklappt, nach dem Besuch von Daniel Bumann hatten wir immer mehr Gäste. Doch dann kam Corona. Das Virus hatte allerdings auch einen positiven Aspekt, denn während des Lockdown hat ein Teil unseres Personals von sich aus gekündigt. Das mag vielleicht seltsam klingen, hat aber geholfen. Jetzt gerade ist es auch wieder schwierig, aber weil wir niedrigere Lohnkosten haben, kommen wir durch.

Würden Sie nochmals in der Sendung mitmachen, wenn Sie die Wahl hätten?
Schwierig zu sagen. Die negative Darstellung unseres Lokals und die vielen beleidigenden Kommentare sind natürlich nicht das, was man möchte. Gleichzeitig haben wir seit der Sendung massiv mehr Zugriffe auf unsere Website und die Reservationen haben etwas zugenommen. Zudem haben sich die Leute inzwischen wieder etwas beruhigt. Ich denke also, dass am Ende das Positive überwiegen wird.

Die Sendung kann hier angeschaut werden.

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