Deshalb lieben Baba Shrimps Wetzikon
Baba Shrimps – eine Zürcher Band, deren Karrierestart eng mit Wetzikon verbunden ist. Was steckt dahinter?
Adrian Kübler: Es war 2009. Walti und Marisa Dux organisierten damals Jahr für Jahr den Acoustic Song Contest. Da gab es Publikums-Abstimmungen und eine Jury – also fast wie bei «The Voice» oder so. Wir meldeten uns an und holten den zweiten Platz. Für uns war das ein erster grosser Schritt in unserer Bandgeschichte.
Es war ja nur der zweite Platz. Weshalb war das so wichtig für Sie?
Wir hatten zuvor nie auf einer so grossen Bühne, vor so vielen Leuten gestanden. Dieser Abend und somit auch der Scala-Saal haben seither einen besonderen Platz in unseren Herzen.
Greifen Sie das am Konzert vom Samstag auf?
Als Reminiszenz an jenen grossartigen Abend planen wir ein akustisches Mini-Set, das dem Acoustic Song Contest huldigen soll, der – wie der Name sagt – ja auch im akustischen Setup stattfand.
Sie waren damals eine Folk-Band, die in dieses Setup passte. Heute ist Ihr Sound viel elektrolastiger. Was ist geschehen?
Das hängt mit einem Musikerwechsel zusammen, der 2011 über die Bühne ging. Wir hatten bis dahin einen Violinisten, der für unseren folkigen Sound natürlich ein prägendes Element war. Er spielte teils auch die Hammond-Orgel. 2011 beschloss er, die Band zu verlassen. Wir suchten daraufhin eher einen Organisten als einen Violinisten. So stiess Luca Burkhalter zu uns und brachte all seine Keyboards und Synthesizer in unseren Bandkeller. Irgendwann sagte er, dass sich mit diesem Material nicht nur Orgelsounds spielen lasse, sondern noch viel mehr. So entwickelte sich ein neuer Sound, der die Brücke zwischen unserer folkigen Herkunft und Elektropop schlägt.
Seither ist die Band erfolgreich. War das Kalkül?
Gar nicht. Der Stilwechsel erfolgte ganz natürlich. Luca war schon immer in der elektronischen DJ- und Synthesizer-Welt zu Hause. Als er diese Soundwelten zu uns in den Proberaum trug, waren wir im wahrsten Sinne des Wortes elektrifiziert.
Mit diesem Song wurden Baba Shrimps schweizweit bekannt. (Quelle: Youtube)
Was hielten die ersten Fans davon?
Wir hatten damals noch keine riesige Fanbasis. Aber jene Fans, die wir hatten, waren teilweise schon vor den Kopf gestossen. Das gehört aber zu einer Bandentwicklung dazu.
Der Erfolg gibt einem recht …
Nicht unbedingt. Der Erfolg war nie unser wichtigster Treiber. Im Zentrum steht immer Musik, die uns persönlich bewegt. Das Schönste ist natürlich, wenn sich andere Leute ebenfalls durch unsere Musik bewegen lassen. Aber auch heute spielen wir immer mal wieder auch vor wenigen Leuten. Erfolg ist relativ.
Sie haben dieses Jahr auch mehrfach im Ausland gespielt.
Ja, wir haben unser Album in London aufgenommen und konnten danach erste Bühnenerfahrungen im Vereinigten Königreich sammeln. Neben Konzerten in der Hauptstadt waren wir etwa am Great-Escape-Festival in Brighton, einem bekannten Newcomer-Festival. Da haben wir auch einen Agenten kennenlernten, der uns nun für Konzerte in Deutschland bucht. Aber das brennt alles noch auf kleiner Flamme. Die Schweiz ist schon unsere Heimbasis.
«Rom ist für uns eine Metapher»
Adrian Kübler, Sänger von Baba Shrimps
Sie wollen aber auch in Rom spielen – im Kontext Ihres neuen Albums «Road to Rome».
Das ist der Titelsong unseres Albums aber auch der Song zu unserer tatsächlichen Reise in die ewige Stadt. Viele Wege führen nach Rom und wir wissen noch nicht, wann wir wirklich ankommen werden. Sobald wir da sind, spielen wir ein Konzert im Kolosseum (lacht). Das wäre natürlich der Traum, aber wir werden wohl eher etwas kleineres ins Auge fassen müssen.
Weshalb Rom?
Rom ist für uns eine Metapher für die individuellen Ziele und Träume, die jeder in sich trägt. Der Weg nach Rom ist demnach gleichbedeutend mit dem Lebensweg. Auf unserer Website kann man übrigens live mitverfolgen, wo auf unserer Road to Rome wir uns gerade befinden.
Sie haben den Song «Hurry, hurry» für die SRF-Berichterstattung der olympischen Spiele geschrieben. Wie entstand das Projekt?
SRF fragte uns und drei weitere Bands an, ob wir Interesse hätten. Wir waren mitten in der Veröffentlichungsphase unseres aktuellen Albums «Road To Rome», deshalb war es zeitlich knifflig. Am Wochenende klinkten wir uns dann mal aus, um zu schreiben und ein Demo aufzunehmen. Denn ein Song für solch einen Anlass: Das ist schon eine grossartige Gelegenheit.
Eine Live-Version des Songs «Hurry Hurry». (Quelle: Youtube)
Wie muss man denken, um einen Sport-Song zu schreiben?
Wir versuchten, den Augenblick vor dem Start des Wettkampfs nachzuvollziehen. Man hat einen langen Weg hinter sich, um zu den Olympischen Spielen zu kommen. Dann kumuliert sich alles auf wenige Sekunden oder Minuten. Man muss die volle Leistung abrufen und das beste Ergebnis seines Lebens erzielen. Diesen Moment fand ich spannend. Die Worte «Hurry, Hurry, Hurricane» versinnbildlichen dieses Sammeln aller Kräfte, um dann volles Rohr loszulegen.
Besteht nicht die Gefahr, dass die Band danach auf diesen Song reduziert wird?
Das können wir nicht sagen, zumal wir es noch nie erlebt haben. So oder so ist dieser Song eine riesige Chance und eine grosse Ehre für uns.
Baba Shrimps am Samstag, 16. Dezember, 21 Uhr, im Scala Wetzikon