Politik

Das Geheimnis der geistig Junggebliebenen

Sie strickten für einen guten Zweck: Die Frauen des Windegg-Treffs in Wald. Doch nach langjährigem Bestehen, ruhen nun die Stricknadeln. Das Fortbestehen des Treffs ist ungewiss.

Drei Jahre lang hat der Windegg-Treff mit dem Erlös aus den verkauften Handarbeiten Projekte in Entwicklungsländern unterstützt. (Bild: zvg)

Das Geheimnis der geistig Junggebliebenen

Der Windegg-Treff war über Jahre eine feste Institution für eine Gruppe Walder Frauen. Einmal im Monat trafen sie sich, um gemeinsam zu stricken, zu nähen und zu basteln. Ihr erklärtes Ziel: Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Strickwaren und dem Betrieb eines monatlichen Cafés Hilfsprojekte in Entwicklungsländern zu unterstützen.   Für andere Walder bot der monatliche Treff im Gemeindezentrum Windegg die Gelegenheit, sich bei Kaffee und Kuchen auszutauschen, einen Schwatz zu halten. Nun droht sich der Windegg-Treff aufzulösen. «Wir haben über ein Jahr gesucht, aber es finden sich keine Nachfolgerinnen», sagt die Walderin Madeleine Schuler. Zusammen mit Beatrice Weber hat sie während dreier Jahren den Treff geleitet.   Von Kontakt profitieren   Hervorgegangen ist der Windegg-Treff aus dem ehemaligen Walder Basar der reformierten Kirchgemeinde. Die alljährliche Veranstaltung, die sich über die Gemeindegrenzen einen Namen gemacht hatte, war ein organisatorischer Grossaufwand.   Madeleine Schuler und Beatrice Weber arbeiteten mit ihrer Gruppe ein ganzes Jahr lang darauf hin. Als der Aufwand zu gross wurde, versuchten sie Nachfolgerinnen zu finden – jedoch erfolglos. Der Windegg-Treff als kleinere Variante des Basars entstand. «Auch wenn wir alle nicht mehr so viel Energie in den Basar stecken konnten, wollten wir doch noch von dem regelmässigen Kontakt profitieren», sagt Madeleine Schuler.   Dabei sei es nicht immer ganz einfach gewesen, das monatliche Treffen vollzählig durchzuführen: Weil einige der älteren Frauen in Walder Aussenwachten wohnen, haben sich Schuler und Weber den Fahrdienst geteilt, um alle Gruppenmitglieder versammeln zu können. «Es sind nicht mehr alle gut zu Fuss. Aber so konnten wir sicher gehen, dass wir einmal im Monat zusammenfinden.»   8’000 Franken gesammelt   Einige Frauen des Windegg-Treffs sind seit 30 Jahren mit von der Partie. Sie haben schon zu Zeiten des Basars fleissig Handarbeit geleistet und Socken sowie Kinderkleidung gestrickt. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Strickwaren hat die Frauengruppe etwa den Bau einer Schule einer rumänischen Partnergemeinde mitfinanziert.   Zudem floss regelmässig Geld in Hilfsprojekte nach Haiti. In den letzten drei Jahren konnte der Treff so 8’000 Franken sammeln und spenden. Besonders beliebt sei das monatliche Café gewesen, resümiert Madeleine Schuler: «Das war auch ein Dorf-Treffpunkt.»  

«Das Stricken hält uns jung.» 
Madeleine Schuler über den Windegg-Treff

  Andere hätten sich bei den Frauen im Treff gleich noch Tipps für eigene Handarbeiten abgeholt: «In unserem Kreis haben wir eine ehemalige Kindergärtnerin, sie ist besonders kreativ.»   Geistige Jugendlichkeit bewahrt   Auch wenn mit dem Alter das eine oder andere körperliche Gebrechen dazugekommen ist – die geistige Jugendlichkeit haben sich die Walder Frauen bewahrt: «Das Stricken hält uns jung», sagt Schuler. Es sei deshalb für alle klar, dass man sich auch weiterhin privat treffen wolle.   Dass sich der Windegg-Treff, der zusammen mit dem Basar seit 60 Jahren besteht, nun aufgelöst werden soll, bedauern die Walder. Es überrascht Madeleine Schuler jedoch nicht, dass sich bis anhin auf die Nachfolge-Suche noch niemand gemeldet hat: «Der Treff bedeutet kontinuierliche Arbeit. Und man kann nicht einfach fehlen.»  

Am Samstag, 2. Dezember, findet der Windegg-Treff zum letzten Mal statt. Von 14 bis 17 Uhr können im Mehrzweckraum Windegg in Wald günstige Weihnachtsgeschenke erworben werden. Auskunft erteilt Madeleine Schuler unter Telefon 055 246 31 30 oder Beatrice Weber unter Telefon 055 246 24 36

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