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Experte warnt: Angebote wirken besser als sie sind

Morgen ist Black Friday, der wichtigste Shoppingtag in den USA. Auch in der Schweiz locken viele Geschäfte und Onlineshops mit Aktionen und Rabatten. Julian Zrotz, Retail-Experte und Gründer der Onlineplattform blackfridaydeals.ch, verrät, auf was Schnäppchenjäger beim Einkauf am Black Friday achten müssen.

Aktionen, Rabatte und Spezialangebote: Der Black Friday lockt Kunden mit unschlagbaren Deals. Wer nicht Schlange stehen will, solle online-shoppen, empfiehlt Experte Julian Zrotz. (Bild: Andy Rain,Keystone), Julian Zrotz ist der Gründer der Online-Plattform blackfridaydeals.ch. Er ist sich sicher, dass die Beliebtheit des Black Fridays in den kommenden Jahren stark zunehmen wird. (Bild: zvg)

Experte warnt: Angebote wirken besser als sie sind

Der Black Friday gilt in den USA als einer der wichtigsten Shoppingtage im Jahr. Geschäfte machen grosse Umsätze. Verzeichnen die Händler in der Schweiz ebenso markant höhere Einnahmen?

Julian Zrotz: Das hängt sehr stark von den Händlern ab. Bei wirklich guten Angeboten gibt es Onlinehändler, die bis zu fünfmal mehr Umsatz machen als an einem normalen Tag. Im Durchschnitt dürfte der Umsatz in Geschäften und Online-Shops ungefähr dreimal so hoch sein wie an einem normalen Freitag.

Geschäfte werben teilweise mit Rabatten von bis zu 75 Prozent. Sind die Angebote tatsächlich so unschlagbar wie sie scheinen?

Ich empfehle grundsätzlich, bei jedem Kauf einen Preisvergleich vorzunehmen. Es gibt einzelne Händler, die sich bei den Black-Friday-Rabatten an unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller orientieren. So kann ein Angebot besser wirken, als es tatsächlich ist. In Wahrheit ist der Marktpreis oft deutlich tiefer. Zudem soll man sich auch nicht durch psychologische Tricks der Händler wie angeblich geringe Bestände oder Countdowns beeinflussen lassen.

Auf was sollte man achten, wenn man am Black Friday einkaufen geht?

Gewisse Angebote sind nur in einer beschränkten Stückzahl vorhanden. Man sollte bereits kurz nach Ladenöffnung oder Onlineaufschaltung der Angebote zuschlagen, sonst könnten die begehrtesten Angebote ausverkauft sein. Auch ist es wichtig, sich einen Überblick über die verschiedenen Angebote zu verschaffen. So zum Beispiel auf blackfridaydeals.ch. Zuschlagen sollte man nur dann, wenn man einen Artikel wirklich will und sich nicht in einen blinden Kaufrausch begeben.

Online oder vor Ort shoppen: Was ist besser?

Das kommt auf die Person an. Online-Shopping bietet den Vorteil, dass man dem grossen Andrang in den Läden entgeht. Wer online einen schlechten Kauf getätigt hat, kann den ungeöffneten Artikel bei vielen Schweizern Onlineshops kostenlos retournieren und erhält das Geld zurück.

Leiden herkömmliche Geschäfte unter den Angeboten, die es am Black Friday online gibt?

Es ist eine ganzjährige Tendenz, dass es zu einer Umsatzverlagerung in Richtung Onlineshops kommt. Viele kleine Läden sehen den Black Friday jedoch als grosse Chance an, Kundschaft zu generieren und die Kunden von der Qualität der Beratung des eigenen Geschäfts zu überzeugen. Ich kann mir gut vorstellen, dass kleine Läden, die Black-Friday-Angebote lancieren, von diesem Shoppingevent stark profitieren können.

2015 hat Manor den Black Friday im grossen Rahmen in der Schweiz eingeführt. Was hat sich seither verändert?

Seit 2015 machen deutlich mehr Händler am Black Friday in der Schweiz mit. Fast jeder Retailer ist mit einem eigenen Angebot am Start. Die Zunahme der Beliebtheit lässt sich auch an den Google-Suchanfragen nach «Black Friday» erkennen. Anfragen zu diesem Begriff haben gegenüber dem Vorjahr um 330 Prozent zugenommen. Bereits über 250’000 Kaufinteressenten haben sich auf der Schweizer Black-Friday-Plattform blackfridaydeals.ch eine Übersicht über die besten Angebote verschafft.

Viele Händler locken schon in den Tagen zuvor mit Schnäppchen und weiten so den Black Friday auf mehrere Tage aus. Warum?

Die Woche vor dem Black Friday nennt man Cyber Week. Viele Händler spekulieren, dass sie – wenn sie früher einen Rabatt anbieten – mehr Umsatz erzielen, weil sie anderen Geschäften zuvorkommen. Einige Händler bieten auch jeden Tag der Cyber Week neue und unterschiedliche Deals an. So will man Zusatzverkäufe auf nicht reduzierte Angebote erzielen.

Geht der Plan der Händler auf?

Die Schweizer Kunden verhalten sich bei ihren Cyber-Week- Einkäufen noch recht zurückhaltend. Sie warten ab, ob am Black Friday noch bessere Angebote folgen. Der Grossteil des Umsatzes wird auch in diesem Jahr am Black Friday erzielt werden. Die beliebtesten Händler während der Schweizer Cyber Week sind bislang der Handyzubehör-Shop Apfelkiste, Interdiscount, Manor, La Redoute und Amazon. Das meistgekaufte Produkt bei Apfelkiste ist ein Samsung In-Ear Kopfhörer für 2.90 Franken. Damit ist der Kopfhörer satte 12 Franken günstiger als das zweitgünstigste Schweizer Angebot mit 14.90 Franken. Der Händler Apfelkiste hat seit Montag über 1300 Stück davon verkauft.

Der Shoppingevent stammt ursprünglich aus den USA. Welche Unterschiede gibt es zwischen dem Black Friday in den USA und der Schweiz?

In den USA wird noch stärker auf sogenannte Doorbuster-Items gesetzt. Einzelne Highlight-Produkte werden zu einem extrem günstigen Preis verkauft, sodass die Leute einem sprichwörtlich die Türen einrennen. Diesen Trend hat Interdiscount heuer aufgenommen und das Halbtax zum halben Preis angeboten.

Wird sich der Black Friday auch in den kommenden Jahren in der Schweiz behaupten?

Die Beliebtheit des Black Friday wird auch in den nächsten Jahren stark zunehmen. Viele Shops werden ihre Angebote während der gesamten Cyber Week aufschalten. Händler werden vermehrt auf Doorbuster-Items setzen und weniger Rabatte auf ganze Sortimente oder Sortimentsbestandteile geben.

 

Zwei ZO/AvU-Redaktorinnen stürzen sich morgen am Black Friday in die Rabattschlacht und versuchen, die besten Angebote im Hinwil Center zu ergattern. Der Shopping-Bericht folgt.

 

Was ist der Black Friday?

Black Friday wird in den USA der Freitag nach Thanksgiving, dem traditionellen Erntedankfest, genannt. Da die meisten US-Amerikaner diesen Tag als Brückentag nutzen und erste Weihnachtseinkäufe tätigen, gilt der schwarze Freitag als Beginn der Weihnachtseinkaufsaison. An diesem Tag werden grosse  Umsätze in den Geschäften gemacht. Viele Läden öffnen schon in den frühen Morgenstunden und locken mit Sonderangeboten, Rabatten und Werbegeschenken. Deshalb warten viele Menschen nachts in langen Schlangen vor den Geschäften, um Schnäppchen zu ergattern. Der Black Friday hat sich weltweit zu einem der wichtigsten Shoppingtage entwickelt. Seit 2015, als Manor den Aktionstag erstmals im grossen Stil einläutete, folgen auch immer mehr Schweizer Händler diesem Trend. Viele Einkaufscenter verlängern ihre Öffnungszeiten. Fast in jedem Laden und auch im Internet gibt es spezielle Aktionen.

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