Unterwegs mit dem «aperolino»
Luna Doberer heisst eigentlich Samira. «Aber das wissen viele gar nicht, ich werde seit dem Kindergarten nur Luna genannt.» Siezen lässt sie sich auch nur sehr ungern. Sie möge diese übermässigen Formalitäten nicht, sagt sie. Doberer ist 33, hat Dreadlocks und einen 4-jährigen Sohn. «Mein zweites Kind ist der ‹aperolino›.» Der «aperolino» ist ein Piaggo Ape, das typische dreirädrige Italiener-Wägelchen mit Laderaum und winziger Führerkabine. Wenn die über 1.80 Meter grosse Doberer das Auto fahren will, muss sie ihre zusammengebundenen Haare lösen. Sonst passt sie nicht rein.
Die Führerkabine des «aperolino» ist hellgelb foliert, der Laderaum türkis. Übersehen wird Doberer mit ihrem Ape – italienisch für Biene – nicht. Wenn die Biene startet, überhört man sie auch nicht mehr. 60 Stundenkilometer ist die Maximalgeschwindigkeit des «aperolinos». «40, wenn er beladen ist.»
Glühbier, Glühgin, Glühcaipirinha
Die Transport-Effizienz ist auch nicht der Hauptzweck des kleinen Autos. Der ist kulinarischer Art: Im umgebauten Laderaum sind ein Grill, zwei Gaskocher und eine Taco-Platte untergebracht. Das Auto kann hinten und seitlich aufgeklappt werden und wird so zum Verkaufsstand.
Was genau über die Theke geht, ist vom Anlass abhängig. «Was ich nicht anbiete, sind Burger, Pommes und Bratwürste». Dafür sonst fast alles. Darunter: Glühgin, Glühbier, Glühcapirinha. Man kann sie als reine Gin- oder Caipirinhabar buchen. Dann bekommt man vom Kiwi- über den Himbeer bis zum Kirschencaipirinha beziehungsweise Gin so ziemlich alles. Ihr bestes Angebot sei aber ein anderes: «Ich mache hervorragende, authentische mexikanische Tacos.» Und Chili-Con-Carne. Hauptsache Mexikanisch. Das liegt nahe, Doberer hat zwei Jahre in Mexiko gelebt und gearbeitet. Sowieso ist sie weit herumgekommen: «Bisher habe ich 42 Länder besucht und ich hoffe es werden noch mehr.» Eine Weltreise sei ein grosser Traum.
Aperolino erlaube es ihr, das Reisen in ihren Alltag zu integrieren, wenn auch in kleineren Radien, sagt Doberer. «Ich liebe es, dass ich ständig wo anders bin und etwas neues erlebe.»
Verwurzelt in Egg
Heute wohnt Doberer zusammen mit ihrem Sohn Nevio in Reutlingen in der Nähe von Winterthur. Aufgewachsen ist sie aber in Egg. «Wäre es nur für mich, ich würde gerne zurückkommen.» Der Sohn und das Unternehmen seien jedoch vor allem in der Region Winterthur verwurzelt. «Aufträge aus dem Oberland nehme ich aber natürlich speziell gerne an.»
Catering ist das Kerngeschäft
Nach der Schule hat Doberer Servicefachangestellte gelernt und noch ein Handelsdiplom angehängt. Bei der Ustermer Agentur Silverspot hatte sie einen Bürojob. «Aber dann hat es mich zurück in die Gastrobranche gezogen.» Über Kollegen kam sie mit umgebauten Piaggo Apes in Kontakt. «Als einer einen verkaufen wollte, musste ich nicht lange überlegen». 2016 hat sie sich mit «aperolino» selbstständig gemacht
Wer Doberers Ginkreationen und Tacos probieren will, muss «aperolino» fast buchen. Zwar ist sie manchmal auch an öffentlichen Anlässen, zum Beispiel dem Albanifest, zu finden. «Das mache ich aber hauptsächlich als Werbung» Ihr Kerngeschäft ist das Catering. «Am allerliebsten bin ich an Geburtstagen dabei», sagt Doberer. «Oder an Hochzeiten. Oder an Firmenanlässen. Eigentlich mache ich alles gerne.»