Mehr Gutqualifizierte auf Stellensuche
Aktuell liegt die Arbeitslosenquote im Kanton Zürich bei 3,4 Prozent, leicht höher als der Landesdurchschnitt, der 3 Prozent beträgt. In den Oberländer Bezirken liegt die Quote etwas unter dem kantonalen Mittel, konkret im Bezirk Uster bei 3,3, im Bezirk Hinwil bei 3 und im Bezirk Pfäffikon bei 2,5 Prozent. «In diesen drei Bezirken haben wir 4781 angemeldete Arbeitslose. Auf Stellensuche sind 4983 Personen», führte Marcel Langhi, Leiter des RAV Uster, am Donnerstag anlässlich des 13. Arbeitgeberanlasses aus, zu dem in den Wagerenhof in Uster geladen worden war.
Rasche Wiedereingliederung angestrebt
Oberstes Ziel der RAVs sei es, Stellensuchende möglichst rasch wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern. «Wir sind zufrieden, wenn wir die Stellensuchenden an Sie verlieren», meinte er zu den rund 130 anwesenden Firmenvertretern.
Die Zusammensetzung der Arbeitssuchenden bezeichnete er als «interessantes Arbeitskräftepotenzial». So stellen die Fachkräfte fast 61 Prozent der Arbeitssuchenden. Gut 10 Prozent gehören der Kategorie der Kader an, während die Hilfskräfte – zur Zeit der Gründung der RAV vor 20 Jahren die weitaus grösste Klientel – noch einen Viertel der Kunden der RAVs ausmachen.
Immerhin 13 Prozent der Stellensuchenden gehören der Alterskategorie der 15- bis 24-Jährigen an. Den Hauptharst, fast 63 Prozent, stellen die 25- bis 49-Jährigen. In letzter Zeit zugenommen hat der Anteil der über 50-Jährigen, nämlich seit 2004 von 20 auf nun über 24 Prozent.
Marcel Langhi, Leiter des RAV Uster, erklärt im Video die Ziele des Arbeitgeberanlasses und die grössten Herausforderungen. (Christian Brändli)
Von kommunalen Arbeitsämtern zu regionalen Zentren
Die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren wurden vor 20 Jahren geschaffen. Aus diesem Anlass hielt Edgar Spieler, Bereichsleiter Arbeitsmarkt beim kantonalen Amt für Wirtschaft und Arbeit, kurz Rückblick, schaute aber vor allem in die Zukunft. Auslöser für die Gründung der Zentren war Ende der 1990er Jahre der rasche Anstieg der Arbeitslosigkeit von bis dahin 0,5 auf über 5 Prozent. Vor allem industrielle Hilfskräfte standen auf der Strasse.
«Die kommunalen Arbeitsämter waren damals schlicht überfordert», erklärte Spieler. Deshalb wurden 1996/97 professionell arbeitende Zentren geschaffen und Berater aus allen Berufsgattungen rekrutiert. «Gegenüber damals sind die Bewerbungsprozesse heute viel anspruchsvoller.» Aktuell seien drei Trends auszumachen. Zunächst sei festzustellen, dass die Beschäftigungsentwicklung in den einzelnen Branchen sehr uneinheitlich verlaufe. Stark rückläufig seien etwa die Stellen bei Banken oder dem verarbeitenden Gewerbe. Die grössten Zunahmen verzeichnen das Gesundheits- und Sozialwesen, unternehmensbezogene Dienstleistungen oder auch der Bereich Information/Kommunikation.
Mentoring für Hochqualifizierte
Zum Zweiten ist laut Spieler festzustellen, dass der Anteil der Stellensuchenden mit einem tertiären Bildungsabschluss zugenommen habe und mittlerweile bei 30 Prozent aller Stellensuchenden liege. Und drittens beginne sich der demografische Wandel auszuwirken, indem die Zahl der Stellensuchenden über 50 Jahre zunehme. «Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist bei den über 50-Jährigen geringer als bei Jüngeren. Es wird für sie aber schwieriger wieder einzusteigen, wenn sie einmal ihre Stelle verloren haben», resümierte Spieler.
Die Strategie der RAVs sei es deshalb, auf eine rasche Wiedereingliederung zu setzen, indem auch die Bewerbungskompetenz der Stellensuchenden erhöht wird. Dazu kommen Mentoringprojekte für Hochqualifizierte oder für Fachkräfte über 45 Jahre.
Stellenmeldepflicht als Herausforderung
Die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative fordert auch die Arbeitsvermittlungszentren. So ist die Einführung einer Stellenmeldepflicht vorgesehen. Noch offen ist, ab wann diese genau einsetzen soll. Laut Spieler werde es wohl darauf hinauslaufen, dass der sogenannte Inländervorrang eigentlich einen Arbeitslosenvorrang bringe.
Stark auswirken werde sich auch die fortschreitende Digitalisierung. Ganze Berufsfelder würden sich verändern. Davon betroffen seien nicht nur die Informatikbranche selbst, sondern etwa auch die Finanzbranche, die Industrie, der Detailhandel, aber etwa auch der Transport. «Es wird künftig immer mehr zu einem Berufs- und Branchenwechsel von Stellensuchenden kommen», prognostizierte Spieler. Gerade auch bei Kader führe die Digitalisierung zu «Bogenkarrieren», also Rückstufungen, weil deren Knowhow nicht mehr aktuell sei. Und schliesslich treffe die industrielle Revolution auf den demografischen Wandel. Das Problem sei, dass ältere Leute nicht mehr den neuen Anforderungen genügen.
Nach dieser schweren Kost, die die Firmenvertreter zu hören bekommen, sorgte der Appenzeller Stimmenkünstler Martin O. für eine musikalische Verdauung (siehe Video nebenan).