Politik

Blinden-Markierung zu Baustelle sorgt für Verwirrung

Weisse Linien für Sehbehinderte führen bei der Milchrampe am Winterthurer Hauptbahnhof direkt an eine Bauabschrankung. Eine direkte Gefahr bestehe jedoch nicht, sagt der Schweizerische Blindenbund.

Die Blindenmarkierung bei der Milchrampe am Hauptbahnhof Winterthur führen direkt an eine Kleinbaustelle heran. (Bild: Fabrice Dubler), Laut dem Tiefbauamt der Stadt Winterthur können sich Blinde entlang der tiefen Abschrankung auf die andere Seite tasten. Dort geht die vorübergehend durchtrennte Markierung weiter. (Bild: Fabrice Dubler)

Blinden-Markierung zu Baustelle sorgt für Verwirrung

Unterquert man derzeit am Hauptbahnhof Winterthur die Gleise bis zur Milchrampe und folgt beim Aufgang der weissen Blindenmarkierung, läuft man direkt an eine Bauabschrankung heran. Die Kleinbaustelle steht im Zusammenhang mit den Vorbereitungsarbeiten für die künftige Veloquerung Bahnhof Nord. Bei Pendlern sorgt dieser ungewöhnliche Unterbruch gegenwärtig für Verwirrung. Auf den ersten Blick zumindest.

In Kontakt mit Blindenorganisationen

Auf Anfrage bei der Stadt Winterthur teilt diese aber mit, dass es aufgrund der Bauarbeiten in den nächsten rund 3 Jahren wieder zu solchen Änderungen in der Blindenführung kommen könne. «In diesem Fall musste die Leitlinie für die Verlegung von neuen Elektroleitungen und einem Elektroschacht unterbrochen werden», sagt Christoph Gafner vom Tiefbauamt. Während dieser Zeit könnten sich Sehbehinderte an der durchgehend tiefen Baustellenabschrankung rund um die Baustelle orientieren.

Diese führe bis hin zur Blindenleitlinie auf der anderen Baustellenseite. «Mit dem Blindenstock wird man so früh genug auf die Abschrankung aufmerksam und kann sich an dieser auf die andere Seite ertasten, wo wieder Leitlinien vorhanden sind», so Gafner. Zudem sei die Situation im Vorgang zu den Bauarbeiten mit dem Blindenbund vor Ort besprochen worden. Damit werde sichergestellt, dass bei der Blindenführung keine Lücke entstehe.

Intervention bei Missständen

Jvano Del Degan, Geschäftsführer des Schweizerischen Blindenbundes, bestätigt das. «Baustellen sind unvermeidbar. Bei grösseren Projekten wie dem Umbau des Bahnhofs Winterthur werden unsere Fachleute aber bereits in der Planungsphase einbezogen.» In Ausnahmefällen, vor allem bei kleinen Baustellen, sei man auf die Rückmeldung von Mitgliedern oder der Öffentlichkeit angewiesen, damit Behindertenorganisationen intervenieren könnten.

Das sei beispielsweise beim Zürcher Hauptbahnhof letztes Jahr der Fall gewesen. Mit der Argumentation, die weissen Leitlinien würden sehende Pendler verwirren und deshalb gefährden, wollte man diese damals beim Bahnhof Löwenstrasse entfernen lassen, worauf Blindenorganisationen vor Gericht gingen.

In drei Wochen beendet

Glücklicherweise ist das beim Bahnhof Winterthur nicht nötig. Denn Jvano Del Degan sagt weiter: «Solche Bauplätze sind für Blinde zwar ein unbekanntes Hindernis. Eine direkte Gefahr stellen sie aber nicht dar, wenn sie durch Abschrankungen genügend gesichert sind. Ein Blindenführhund wird das Hindernis umgehen.»

Laut dem Tiefbauamt der Stadt Winterthur werden alle Arbeiten in diesem Bereich bis Ende September erledigt und die Leitlinie wieder wie gewohnt markiert sein.

 

 

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