Die letzte Reise eines Leichnams
Für viele verstorbene Winterthurer ist der Friedhof Rosenberg die letzte Ruhestätte. Auf dem 170 000 Quadratmeter grossen Gelände finden täglich drei bis vier Bestattungen mit oder ohne Abdankung statt. Doch bevor ein Leichnam in seiner Grabstätte ruhen kann, durchläuft er mehrere Stationen und kommt dabei mit verschiedenen Menschen in Kontakt.
Meldung eines Todesfalls
Die Friedhofsverwaltung Rosenberg ist bei einem Todesfall in Winterthur und Umgebung die erste Anlaufstelle. Die fünf Mitarbeiterinnen von Stadtgrün Winterthur kümmern sich um die Bestattungen. «Häufig melden sich die Angehörigen direkt bei uns. In manchen Fällen werden wir aber auch durch die Polizei, das Spital oder das Altersheim benachrichtigt», so Alex Borer, Leiter Bestattungen und Betriebe bei Stadtgrün.
Die Friedhofsverwaltung empfängt die nächsten Angehörigen zu einem Gespräch, bei dem die Wünsche des Verstorbenen besprochen und Fragen geklärt werden. Die Organisation der Bestattung wird bis ins Detail geplant. Dazu gehören auch Entscheide über Kremation oder Erdbestattung, Zeitpunkt und Durchführung einer Trauerfeier sowie die Wahl der passenden Grabstätte.
Einsargen und Transport
Ebenfalls Aufgabe der Friedhofsverwaltung Rosenberg ist es, die Firma Gerber in Lindau über den Todesfall zu informieren. Geschäftsleiter Urs Gerber und sein Team kümmern sich im Auftrag von Stadtgrün Winterthur um das Einsargen und den Transport des Leichnams. «Bei aussergewöhnlichen Todesfällen muss das besonders schnell geschehen, weil der Leichnam zur Untersuchung nach Zürich in die Rechtsmedizin transportiert werden muss», erklärt Urs Gerber.
Ist die Person an den Folgen eines natürlichen Todes verstorben, wird der Transport vorher mit den zuständigen Personen abgesprochen. Vor Ort wird der Leichnam eingesargt, schön eingekleidet und auf Wunsch der Angehörigen aufgebahrt, um sich von ihm zu verabschieden. Anschliessend führt die Reise des Verstorbenen zur Aufbahrung im Friedhof Rosenberg. Die Firma Gerber übernimmt den Transport.
Aufbahrung zum Abschied
Dort hat Martin Tognella, Leiter Aufbahrung und Krematorium von Stadtgrün Winterthur, die Verantwortung. Auf einer Liste dokumentieren er und sein Team genau, wann und von wem der Leichnam geliefert worden ist. «Das ist für allfällige Rückfragen wichtig», erklärt der Leiter. In der Aufbahrungshalle wird der Zustand des Leichnams und seine Anmeldung kontrolliert, der Sarg entsprechend beschriftet und in den gekühlten Räumen für die Aufbahrung hergerichtet. Dabei können Angehörige am offenen Sarg nochmals Abschied nehmen. Zwei bis drei Tage bleibt ein Verstorbener in der Regel dort.
Ist eine Kremation geplant, geht seine Reise frühestens nach 48 Stunden weiter. Im Krematorium wird eine Tonnummer auf den Sarg geklebt, damit die Asche später identifiziert werden kann. Der Ofen ist mindestens 720 Grad warm. Flammen und Feuer sind allerdings nicht zu sehen. «Der Leichnam wird nicht verbrannt, sondern kremiert», stellt Martin Tognella klar. Das werde im Volksmund immer wieder verwechselt. Durch die Hitze und entstandene Energie durch Holz und Körper löst sich der Leichnam nach rund drei Stunden auf. Die Asche wird samt der Tonplatte in der Urne gesammelt.
Beisetzung als letzte Etappe
Für den Verstorbenen beginnt nun die letzte Etappe seiner Reise: die Beisetzung. Agim Dautej begleitet ihn dabei. Er ist Bestattungsbegleiter am Friedhof Rosenberg und kümmert sich bei den Trauerfeiern um einen reibungslosen Ablauf. «Die Beisetzungen gehen einem schon nahe», sagt der Winterthurer.
Seit 28 Jahren bereitet er in der Kapelle am Rosenberg alles für die Abdankung vor, empfängt die Trauergäste und führt sie zur Grabstätte. Dort bettet er den Verstorbenen zusammen mit dem Pfarrer und den Angehörigen in sein Grab. Die Reise des Leichnams nimmt ein Ende – umgeben von grüner, satter Natur.