Neue Wanderwege für Rollstuhlfahrer geplant
Wer mit dem Rollstuhl die Region bewandern will, kommt heute nicht weit. Auch bewegungsfreudige Betagte mit Rollator oder Familien mit Kinderwagen haben hier alle hindernisfreien Wege bald einmal zurückgelegt. Solche gibt es gemäss dem kantonalen Konzept im Zürcher Oberland bisher nur in der Gegend des Pfäffiker- und des Greifensees. Der Pfäffikersee-Rundweg erfordert mit seinen Kieswegen eine gute Kondition der Rollstuhlfahrer. Und auch bei der Wanderung von Grüningen zum Mönchaltorfer Aaspitz gibt es kleinere Hindernisse. Beide Wege sind deshalb vom Kanton der mittleren Schwierigkeitsstufe zugeordnet worden.
Behinderte haben Anrecht auf Benützung von Wanderwegen
Insgesamt existieren im Kanton Zürich noch zu wenige hindernisfreie Wanderwege, um dem Behindertengleichstellungsgesetz des Bundes und der Zürcher Kantonsverfassung Genüge zu leisten. Das Amt für Verkehr des Kantons Zürich arbeitete deshalb 2010 einen Bericht über das behindertengerechte Bauen im öffentlichen Strassenraum aus.
Markus Gerber, Mediensprecher des Amts für Verkehr, konkretisiert die Vorgabe: «Dieser Bericht hält fest, dass auch mobilitätsbehinderten Personen der Zugang zum kantonalen Wanderwegnetz zu ermöglichen ist.» Das haben sich die regionalen Planungsgruppen für das Zürcher Oberland (RZO) und die Regionen Pfannenstiel (ZPP) und Glattal (ZPG) zu Herzen genommen. Mehrere hindernisfreie Wanderwege sind in ihren regionalen Richtplänen vorgeschlagen oder werden dort noch verankert.
Es sind dies folgende:
- Pfannenstielweg (Forch bis Vorderer Pfannenstiel und danach weiter bis Mühlihölzli)
- Rundweg Pfäffikon – Fehraltorf – Pfäffikon über das Naturschutzgebiet „Torfriet/Speckholz“ und den Flughafen Speck
- Bauma–Wila–Turbenthal der Töss entlang
- Steg–Orüti–Tössscheidi entlang der Töss
- Rundweg Wetzikon–Hinwil–Wetzikon durch das Drumlingebiet
- Höhenweg Wernetshausen–Hasenstrick
- Rundweg Greifensee entlang der parallel geführten Velo- und Skatingroute
- Verbindung Greifensee–Lützelsee (bestehender Weg vom Mönchaltorfer Aaspitz nach Grüningen und von dort weiter nach Hasel)
- Route Chriesbach/Altbach von Dübendorf Bahnhof nach Dietlikon Bahnhof
- Flughafen-Rundweg
- Glatt-Uferweg von Dübendorf Giessen zum Greifensee oder Dübendorf Gfenn
Kanton baut und zahlt
Hindernisfreie Wanderwege sind mit speziellen Wegweisern (weiss mit Rollstuhlpiktogramm) signalisiert und werden analog zu den Schweizer Skipisten rot, blau oder schwarz markiert, um den Schwierigkeitsgrad anzugeben. Die schwarzen Wege sind für Rollstuhlfahrer mit Zuggerät gedacht. Anforderungen bezüglich Neigung, Passierbarkeit und Bodenbeschaffenheit müssen in jedem Fall erfüllt sein, damit die Sicherheit gewährleistet ist. Ein Weg, der bei Regenwetter matschig wird, ist beispielsweise nicht geeignet.
Der Weg zum rollstuhlgängigen Pfad führt über die regionalen Planungsgruppen. Sind die Wege einmal im regionalen Richtplan enthalten, wird der Kanton aktiv, wie Markus Gerber erklärt. «Das Amt für Verkehr und das Tiefbauamt setzen dies um, und in den Gemeinden erfolgt die öffentliche Auflage des Projektes.»
Die Umsetzung wird jedoch in gemächlichem Tempo vorangetrieben. «Pro Planungsregion soll in den kommenden Jahren je eine Wegverbindung realisiert werden», sagt Gerber. Die Finanzierung erfolgt aus dem kantonalen Strassenfonds, doch auch dieser kann nicht endlos beansprucht werden. Hinzu komme, dass der Folgeaufwand für Unterhalt und Kontrollen bei hindernisfreien Wegen grösser sei als bei klassischen Wanderwegen. «Es gilt der Grundsatz: Weniger ist mehr.»
Städtische Wege in Uster
Mit der Umsetzung der jeweiligen Wegabschnitte werden die tangierten Gemeinden involviert. Sie haben aber auch die Möglichkeit, eigene Projekte zu verfolgen. In Uster etwa existieren seit 2003 Rollstuhlwanderwege durch Oberuster, von der Schifflände Niederuster bis nach Greifensee und in der anderen Richtung bis zum Mönchaltorfer Aaspitz. Auch der Industrielehrpfad ist durchgehend rollstuhlgängig.
«Das sind kommunale respektive städtische Routen, die nicht in das kantonale Konzept aufgenommen wurden, damit innerhalb der Region die Routen in etwa gleichmässig verteilt sind», erklärt Gerber. Seien sie gemäss den Vorgaben der Schweizer Wanderwege aus dem Jahr 2008 erstellt worden, würden aber auch sie als hindernisfreie Wanderwege gelten. (Christian Dietz-Saluz / Christian Zürcher)