Ein Besuch im Schwerzenbacher Sex-Club
Ich bin ein absoluter Sex-Club-Neuling. Als Heterofrau interessiert mich ein Haus voller nackter Frauen auch nur beschränkt. Trotzdem, die Neugier ist natürlich da: Wie funktioniert ein solcher Laden? Wie steht es um die Freiwilligkeit? Und sehen die Damen tatsächlich so gut aus, wie auf der Homepage angepriesen? Wie praktisch, dass ich Journalistin bin. Die werden bestimmt auch in Sex-Clubs reingelassen.
Die Mail von «Sunny»
Getrieben von meiner Neugierde meldete ich mich beim Club Globe in Schwerzenbach, einem der bekanntesten Clubs in der Gegend. Man freue sich auf meinen Besuch, erhielt ich als Antwort. Unterschrieben war die Mail mit «Sunny». Frau oder Mann? Keine Ahnung, aber ich mag ja Überraschungen.
Einige Tage später fahre ich vor dem Gebäude vor. Es ist 15.30 Uhr und der Parkplatz ist schon gut besetzt. Den Eingang zu finden, ist nicht schwierig. Das Problem: Die grosse Metalltür ist verschlossen. Offenbar gibts hier einen Trick. Ich wende mich an zwei Kunden, die strammen Schritts auf den Club zu gehen. «Natürlich nehmen wir dich gleich mit rein», sagen sie lachend und lassen sich über eine Klingel die Tür öffnen. Aha, so geht das.
Täuscht die Website?
Hinter einer Reihe Männer – alle mehr oder weniger angezogen – warte ich vor dem Empfangsdesk. Der Eintritt für die Herren: 95 Franken. Als die Empfangsdame mich entdeckt, ruft sie über die Köpfe: «Grüezi, sie sind für Sunny da, richtig?» Richtig. Keine Minute vergeht und schon steht Sunny vor mir. Es ist ein Mann.
Ich folge dem Club-Manager durch den Club. Im unteren Bereich läuft laute Musik. Die Stimmung ist locker und entspannt. Einige Männer und Frauen sitzen auf Sofas und reden miteinander. An der Stange in der Mitte des Raums tanzt eine der nackten Damen. Meine erste Erkenntnis: Die Website täuscht nicht, die Frauen sehen toll aus.
Das Aussehen als einzige Anforderung
Im hauseigenen Restaurant angekommen, spreche ich Sunny sogleich darauf an: «Das Aussehen ist eigentlich die einzige Job-Anforderung, die wir an eine Dame haben. Die Kunden bezahlen hier anständige Preise, dann müssen auch die Damen gepflegt und hübsch daherkommen», sagt er bestimmt.
Sunny ist seit einem Jahr Manager des Club Globe. Seinen Beruf mache er mit Leidenschaft: «Ich wusste schon als ich jung war, dass ich in diesem Bereich arbeiten möchte.» Soso. «Nein, nicht aus dem Grund, an den Sie denken», sagt er schnell, als er mein Grinsen sieht, «ich bin seit Jahren glücklich verheiratet. Die Rotlicht-Welt fasziniert mich einfach». Seine Frau sei zum Glück sehr locker und akzeptiere seine Berufswahl. Es komme aber sowieso nicht infrage, dass ein Angestellter des Clubs den Service einer Dame im Haus in Anspruch nehme, «die Hausregeln verbieten das ganz klar».
«Es steht und fällt mit den Frauen»
Im Globe verkehren täglich gegen 150 Männer und 50 Frauen. Die Damen sind alle selbstständig. Auch sie bezahlen 95 Franken Eintritt in den Club. Dazu kommen noch die Mehrwertsteuer und ein kleiner Nebenkostenbeitrag pro Zimmergang. Sunny erklärt, dass darüber aber kein Geld verdient werde: «Die Einnahmen machen wir über die Eintritte.» Schliesslich müsse es sich auch für die Frauen lohnen. «Der Club steht und fällt mit den Frauen, die hier arbeiten.»
Gerade deshalb werde den Frauen viel Freiheit gelassen. «Es gibt zwar einen empfohlenen Richtpreis – eine halbe Stunde fängt bei 140 Franken an – aber wie viel die Damen schlussendlich verlangen, ist ihre Sache.» Auch welche Leistungen die Frauen anbieten, entscheiden sie selbst. «Natürlich kennt man die Damen mit der Zeit. Wenn ein Kunde konkrete Wünsche äussert, dann wissen wir, welche Frau wir ihm vorschlagen können.»
Das Ding mit der Freiwilligkeit
Die Frauen zu kennen, sei ihm ohnehin wichtig. «Durch persönliche Gespräche merken wir, wenn eine Frau nicht freiwillig hier ist oder nicht nur für sich arbeitet», sagt Sunny und schiebt gleich hinterher: «Das dulden wir nicht.» Es komme auch hin und wieder vor, dass neue Damen von irgendwelchen Typen vorgefahren werden. «Wir erklären der Dame dann, dass sie nicht bei uns arbeiten kann.» Ganz sicher könne man sich aber trotzdem nie sein. «Es kann sein, dass im Hintergrund manchmal Dinge laufen, die wir nicht bemerken.»
Der Club Globe kann es sich leisten, Frauen abzulehnen. Neue zu finden, sei nämlich überhaupt kein Problem: «Der Club hat einen guten Namen. Mich erreichen täglich Mails mit Bewerbungen.» Das sind vor allem Frauen aus dem Osten. Schweizerinnen würden gerade mal fünf Prozent der Frauen im Club ausmachen. «Schweizer Frauen wollen diesen Job einfach nicht machen.»
Vorlieben sind vom Alter abhängig
Also sind im Club immer wieder neue Frauen tätig? «Auch, aber es gibt auch Damen, die seit mehreren Jahren regelmässig in unserem Club arbeiten. Sie können selbst entscheiden, wie lange sie hier bleiben möchten.» Die Mischung sei auch wichtig, ergänzt Sunny, denn nicht alle Männer würden auf Veränderung stehen. «Vor allem Männer über 40 Jahre schätzen es, wenn sie die Frauen kennen. Jüngere stehen da eher auf Abwechslung.»
Ich mache mich schon bereit zum Gehen, als mir noch etwas in den Sinn kommt. Ganz direkt frage ich den Manager: «Dürfte ich auch als Frau als Kundin in den Club kommen?» Er schaut mich etwas verwirrt an: «Hier lassen wir keine Pärchen rein.» Ich versuche es nochmals: «Nein, nur ich alleine als Kundin.» Etwas zögernd sagt er dann: «Nein, dies würde nicht in unser Geschäftsmodell passen.» Jetzt bin ich etwas erstaunt: sexuelle Hemmungen in einem Sex-Club? «Gar nicht», sagt er entspannter, «in unserem Partnerclub in Dietikon ist dies durchaus möglich.»
Ein Teletop-Beitrag aus dem Globe von 2011 (Quelle: Youtube/JulianKüng):