Politik

Auto reparieren für Dummies

«Leben mit Stil» ist der Lifestyle-Blog von Züriost und behandelt Themen rund um Körper, Seele und Stil. Heute: Was ich beim Pannenkurs für Frauen gelernt habe.

Autobatterie überbrücken? Eigentlich ganz einfach, wie man im Video sieht. (Video: Eva Künzle)

Auto reparieren für Dummies

H eute herrscht Geschlechtertrennung. Nur Frauen dürfen an dem von «Regio» organisierten Pannenkurs der Häuserman Citygarage in Dübendorf teilnehmen. 10 Franken kostet die Teilnahme an dem Kurs, an dem Frau lernen soll, wie «man» eine Autobatterie überbrückt, Schneeketten anlegt und Reifen wechselt.

So sehr ich mich sonst gegen Klischees wehre, was Autos angeht, bin ich eine typische Frau: Die Motorenhaube sieht für mich wie ein schwarzes Nüt aus, und die Ersatzteile unter dem Kofferraum habe ich noch nie eines Blickes gewürdigt. Dementsprechend hilflos war ich, als neulich mein Auto an einer Ampel nicht mehr ansprang. Ich wusste, ich sollte handeln, als es hinter mir zu hupen begann, doch ich konnte nicht.

Was tat ich stattdessen? Ich rief meinen Vater an. Dieser ignorierte mein Schluchzen und gab klare Anweisungen: Pannendreieck aufstellen, 50 Meter hinter dem Auto, Warnblinker setzen, an den Strassenrand stehen, Pannendienst der Versicherung anrufen.

Was mich schockierte, war nicht die Tatsache, dass ich 500 Franken für einen neuen Keilriemen und später auch noch eine neue Batterie ausgeben musste. Mich schockierte meine Reaktion. Statt besonnen wie sonst zu handeln (naja, so stelle ich mir das in Gedanken zumindest vor), bekam ich Panik.

Den Witz meines Kollegen («du solltest mal so einen Pannenkurs für Frauen machen, hahaha») nahm ich deshalb ernst und landete in der Häuserman Citygarage. Sechs Männer zeigten 40 Frauen, wie sie mit ihren Autos umgehen sollten. Zuerst aber wurden wir mit Kaffee, Wasser und den Infos versorgt, wo die Toiletten sind und dass es in der Werkstatt recht warm ist. Sie hatten sich also auf Frauen eingestellt.

Wir wurden in kleinere Gruppen aufgeteilt, meine Gruppe lernte als Erstes das Überbrücken einer Batterie. Meine erste Erkenntnis: Das ist ja gar nicht so ein Ding. Die zweite: Ich muss mir ein Überbrückungskabel kaufen. Das ist nämlich nicht, wie ich angenommen hatte, in der Standardausrüstung inbegriffen, wenn man ein Auto kauft. Beim Überbrücken fährt man das Spenderauto nahe zur Motorhaube des toten Autos.

Dann verbindet man erst das rote Kabel mit den beiden Batterien, und zwar klemmt man die jeweiligen Enden an das Plus der Batterie – ist mit einem Pluszeichen markiert. Danach kommt das schwarze Kabel. Dieses klemmt man als Erstes an das Minuszeichen der Spenderbatterie. Danach – Achtung – muss das andere Ende an irgendein Metallteil des toten Autos angebracht werden. Nicht direkt an die Batterie, sonst könnte es einen Funkenflug geben, das hat irgendetwas mit einem Gas zu tun. Danach erst das Spenderauto starten, dann das andere und schon hat «frau» überbrückt.

Danach gehts zum Radwechsel. Meine erste Erkenntnis: Wieso sollte ich das selber machen, wenn es einen Pannendienst gibt? Meine zweite Erkenntnis: Ich sollte mir so ein leuchtendes Westchen kaufen, das ist in den meisten EU-Ländern Pflicht, und das könnte ich anziehen, während ich auf den Pannendienst warte. Ich glaube aber, nach den Erklärungen könnte ich das Rad im Notfall auch selber wechseln. Man sollte seinen Wagenheber mal zu Hause in Ruhe hervorholen und nachschauen, wo dieser befestigt werden muss, lautet der Rat des Mechanikers. Mit einem Radschlüssel entfernt man die Schrauben, dann hebt man das neue Rad hoch, stützt es mit dem Fuss und befestigt die Schrauben wieder. Das Rad ist ganz schön schwer. Während den Erklärungen höre ich hinter mir, wie mehrmals das Wort «TCS» gemurmelt wird.

Bei den Schneeketten wird mir wieder warm ums Herz, das ist nämlich wieder bubileicht. Man schlingt sie hinter dem Rad durch, hakt die Ketten an drei verschiedenen Stellen ein, fährt einige Meter, zieht die Ketten nochmals an und voilà – los gehts.

Vor dem Nachhausegehen erhält jede Frau eine Rose. Das ist zwar fast etwas kitschig – aber auch bei diesem Thema bin ich eine typische Frau. Ich mag Blumen.

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